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SicherheitKleiner Waffenschein bleibt in Oberberg ein Thema

Lesezeit 3 Minuten
Eine Schreckschusspistole wird geladen.

Ein Mann lädt eine Schreckschuss-Pistole des Typs „Walther P22“ mit einem Magazin.

358 Oberberger haben 2024 bei der Polizei bis Stichtag 17. Dezember die Ausstellung eines Kleinen Waffenscheins beantragt.

358 Oberberger haben im vergangenen Jahr bei der Kreispolizeibehörde in Gummersbach bis zum 17. Dezember die Ausstellung des Kleinen Waffenscheins beantragt. Die Zahl hat die Polizei in Gummersbach auf Anfrage dieser Zeitung mitgeteilt. Sie bewegt sich in etwa auf dem Niveau der jüngeren Vergangenheit.

Im Zehn-Jahres-Vergleich liegt der Wert deutlich über dem Minimalwert aus dem Jahr 2015 (103 Anträge) und dem Maximalwert aus dem Jahr 2016, als die Zahl der Anträge explosionsartig auf 828 angesteigen war – das war das Jahr nach jenem Silvester, bei dem es an Silvester vor dem Kölner Dom zu massenhaften Übergriffen vor allem auf Frauen gekommen ist.

Prüfung der Zuverlässigkeit

Um das Dokument zu beantragen, muss mindestens 18 Jahre alt sein und darf keine Vorstrafen haben. „Genau wie bei der Prüfung anderer waffenrechtlicher Erlaubnisse werden zusätzlich Ihre Zuverlässigkeit sowie Ihre persönliche Eignung zum Führen einer Waffe geprüft“, heißt es auf der Internetseite der „Internetwache“ der Polizei NRW. „Dazu werden umfangreiche Auskünfte aus dem Bundeszentralregister, dem Staatsanwaltschaftlichen Verzeichnis sowie aus anderen polizeilichen Systemen herangezogen.“

Wer dann über einen gültigen Kleinen Waffenschein verfügt, ist – allerdings nur in Verbindung mit dem Personalausweis – damit berechtigt, eine Gas-, Schreckschuss- oder Signalwaffe (sogenannte PTB-Waffen) etwa auch außerhalb der eigenen Wohnung und eigener Geschäftsräume mit sich zu führen.

Entgegen weitläufiger Meinung ist es ebenso verboten, damit an Silvester und Neujahr zu schießen
Info der Polizei NRW zum Gebrauch von PTB-Waffen

Allerdings weist die Polizei sehr deutlich auf die Grenzen des Erlaubten hin: „Das Mitführen solcher PTB-Waffen bei öffentlichen Veranstaltungen (z. B. Demonstrationen, Versammlungen, Sportereignissen, Theater-, Kino- oder Konzertbesuchen) ist grundsätzlich verboten.“ Weitere Einschränkung laut Polizei: „Entgegen weitläufiger Meinung ist es ebenso verboten, damit an Silvester und Neujahr zu schießen – schon gar nicht mit pyrotechnischer Munition (oft im Lieferumfang befindliche Leuchtkugeln).“

Blick auf die Zahlen der letzten zehn Jahre.

Blick auf die jährlichen Zahlen: Wann wurden in Oberberg wie viele Kleine Waffenscheine beantragt?

Im Laufe des Jahres 2024 gab es in Oberberg immer mal wieder Probleme mit unsachgemäßem Umgang mit Schreckschusswaffen, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage, oft spielte dabei auch eine Rolle, dass die Waffe getragen wurde, obwohl kein Kleiner Waffenschein vorlag.

Gründe werden nicht abgefragt

Richtig gefährlich kann es werden, wenn die Polizei sich mit Bewaffneten konfrontiert sieht. Ob diese eine Schreckschuss- oder eine scharfe Waffe in der Hand halten, ist selbst für Experten oft nur aus der Nähe zu erkennen.

Viele PTB-Waffen sind bestimmten scharfen Pistolen oder Revolvern bis ins Detail nachempfunden. Doch solche Situationen habe es 2024 in Oberberg nicht gegeben, anders als Ende 2023, als sich zu Silvester in Lindlar ein Mann mit Gaspistole Polizeibeamten näherte – die Situation konnte damals entschärft werden.

Was Antragsteller dazu bewegt, das Dokument zu beantragen und dafür fast 100 Euro hinzublättern, wird nicht abgefragt. Dass es in vielen Fällen aber einen Zusammenhang mit der subjektiv empfundenen Sicherheitslage gibt, darf man wohl zumindest annehmen. Der Bericht über die im April 2024 vorgestellte oberbergische Kriminalitätsstatistik trug die Überschrift „Weniger Straftaten, aber mehr Gewalt“.

Zur Frage, was es mit der Zunahme an Gewalt im Oberbergischen Kreis auf sich hat, hieß es wörtlich: „Die Fallzahl bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen im öffentliche Raum ist im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 9,3 Prozent (14 Straftaten) auf 164 gestiegen. Die Aufklärungsquote liegt in Oberberg mit 77,4 Prozent auf dem zweitniedrigsten Wert der letzten fünf Jahre. Mit 62 Fällen, Vorjahr 47, wurden die meisten in Gummersbach registriert.“

Oberberg gilt als sicherer Landkreis

Trotzdem galt andererseits auch: „Oberberg ist, was die Sicherheit angeht, unter den 47 Kreispolizeibehörden im Land NRW auf Platz eins. Die Zahl der Straftaten ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent von 12 509 auf 11 573 gesunken. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote noch einmal leicht gestiegen auf fast 62 Prozent.“