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SportgeschichteWeltmeisterinnen zu Gast im Gummersbacher Kino

Lesezeit 3 Minuten
Das Wunder von Taipeh: (v.l.) Hannelore Geilen, Barbara Brzozka (VHS), Petra Landers und Nina Sommer Foto: Andrea Knitter

Temperamentvolle Einblicke in ein Stück Sportgeschichte: Hannelore Geilen (l.) und Petra Landers (2.v.r) mit Nina Sommer (r.) und Barbara Brzozka in der an den Film anschließenden Gesprächsrunde vor dem Kino in Gummersbach.

Die Fußball-Weltmeisterinnen Hannelore Geilen und Petra Landers schauten im Gummersbacher Kino vorbei, wo „Das Wunder von Taipeh“ gezeigt wurde.

Auch wenn sie den Film schon einige Male gesehen habe, sagt Hannelore Geilen, habe sie jedes Mal Gänsehaut, wenn sie auf der Leinwand die Erlebnisse von damals sehe. 1981 war sie die Torfrau bei der SSG Bergisch Gladbach 09, den Fußballerinnen, die Sportgeschichte geschrieben haben. 35 Jahre hat es gedauert, bis ihre Erlebnisse außerhalb der Kreisstadt bekannt wurden.

In seinem Film „Das Wunder von Taipeh“ zeichnet Regisseur John David Seidler den Weg der Frauen nach, die sich trotz aller Widerstände der Männer des Deutschen Fußball Bundes (DFB) und aller Verunglimpfungen zum Trotz durchsetzten, weil sie nur eins wollten: Fußball spielen. Als Vereinsmannschaft trat Bergisch Gladbach 1981 in Taiwan bei der ersten Weltmeisterschaft der Frauen an.

Die Kosten für die Reise zur WM mussten die Teilnehmerinnen selbst tragen

Eine Nationalmannschaft gab es nicht und war auch nicht gewollt. Der DFB „erlaubte“ dem Team, zu reisen. Die Kosten mussten die Frauen selber tragen und auch als sie als Weltmeisterinnen zurückkehrten, gab es kaum Anerkennung — ein Jahr später aber eine Frauen-Nationalmannschaft. Da passt es, dass es eines Zufalls bedurfte, dass ihre beeindruckende Geschichte überhaupt auf die Leinwand kam.

Filmemacher Seidel führte ein Interview mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach und dessen Verbindung zum Bundesligisten 1. FC Köln. Im Rahmen dieses Gesprächs erwähnte der Bergisch Gladbacher, dass aus seiner Stadt die ersten Fußball-Weltmeisterinnen kommen.

Gleichstellungsbeauftragte holten die Weltmeisterinnen ins Seven

Das war der Anstoß für die Dokumentation, die Barbara Brzozka (VHS Gummersbach), Nina Sommer (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gummersbach) und Martina Kalkum (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wiehl) im Vorfeld der in diesem Monat beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen ins Kino gebracht haben. Gemeinsam mit ihrer Mannschaftskollegin ist Petra Landers am Mittwoch nach Gummersbach gekommen.

Temperamentvoll erzählen die beiden Frauen im Anschluss über die Hindernisse in Familie oder Arbeit, die sie aus dem Weg räumten, um Fußball spielen zu können. Petra Landers schmiss nicht nur ihre Ausbildung zur Arzthelferin, um am Wochenende frei zu haben, sondern kündigte ihre Stelle 1989, um mit der Nationalmannschaft zur Europameisterschaft zu fahren. Ihr Chef wollte ihr nicht frei geben. Für den Titel bekamen die Fußballerinnen damals ein Kaffeeservice — das per Post kam.

Als der Film 2019 in die Kinos kam, hätten selbst ihre Verwandten nicht gewusst, welche Strapazen es gewesen seien, erzählt Hannelore Geilen. In elf Tagen absolvierten die Frauen in Taipeh neun Spiele in elf Tagen und das bei einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit. All das sei nur zu schaffen gewesen, weil den Frauen der Fußball so wichtig war. „Alles andere war uns egal“, sagt Petra Landers.

Sie hat vor zwei Jahren das Projekt „Faces of Football“ gegründet. Darüber möchte die 61-Jährige Mädchen von 12 bis 16 Jahren in afrikanischen Dörfern den Fußball näher bringen, der ihnen eine Tagesstruktur, Gemeinschaft und Selbstvertrauen gebe. Alles, was auch sie erfahren hat.