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Tätliche AngriffeSorge in Gummersbach um die eigene Sicherheit in der Innenstadt

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Polizisten laufen am Donnerstagabend auf dem Steinmüllergelände Streife.

Zwei Polizisten laufen am Donnerstagabend auf dem Steinmüllergelände Streife.

In der Gummersbacher Innenstadt werden immer mehr Stimmen von Bürgern laut, die sich dort zu bestimmten Zeiten nicht mehr sicher fühlen.

Die Schüsse der Polizei auf einen 30 Jahre Messerangreifer Anfang November in der Gummersbacher Innenstadt hat für viele Bürger das bestätigt, was sie schon lange umgetrieben hat: In der Innenstadt lungern zunehmend mehr Menschen herum, denen viele am liebsten aus dem Weg gehen.

Hinzu kommt die Sorge, dass es am Silvesterabend auch hier unruhig werden könnte. Immer mehr Gummersbacher berichten von einem Unbehagen, einem unsicheren Gefühl, wenn sie bei einsetzender Dunkelheit durch die Innenstadt gehen.

Für Personenkontrollen müssten wir die Innenstadt als gefährlichen Ort einstufen. Dafür haben wir in Gummersbach keine rechtlichen Voraussetzungen.
Sascha Himmel, Polizeidirektor

Sie beobachten Menschen, die in den Abendstunden in den Vorräumen von Banken und Sparkassen lagern oder in den Treppenhäusern des Parkhauses am Forum abhängen. Die Szene scheint sich vom Steinmüllergelände auf den Lindenplatz und die Fußgängerzone Wilhelmstraße zu verlagern.

Die Feiertage sind die aktuellen Zahlen noch gar nicht eingerechnet

Die Zahlen der Polizei belegen eine Zunahme entsprechender Straftaten im Bereich der Innenstadt zwischen Busbahnhof und Hexenbusch: Gab es hier im Jahr 2019, also noch vor Corona, lediglich einen tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte, also Polizisten und Ordnungsamtsbedienstete, so lag diese Zahl in diesem Jahr bei neun, wie Polizeidirektor Sascha Himmel bestätigt.

Ähnliche Zahlen sind es beim Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte: Davon gab es 2019 sechs Vorfälle, in diesem Jahr waren es 15. Was die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen im Innenstadtbereich angeht, so sind auch diese klar angestiegen. Und zwar von 21 im Jahr 2019 auf 35 in diesem Jahr. Die aktuellen Feiertage sind noch nicht eingerechnet. Den Ausschlag auf 61 Straftaten im Jahr 2022 bucht die Polizei im ersten Nach-Corona-Jahr indes als eine Art von Ausreißer, was die aktuellen Zahlen auch zu belegen scheinen.

Was unternimmt also die Polizei im Innenstadtbereich gegen diese Entwicklung? Die öffentliche Sicherheit und Ordnung würden prioritär in den Zuständigkeitsbereich des städtischen Ordnungsamtes fallen, dessen Kräfte von der Polizei bei Bedarf unterstützt würden, sagt Himmel. Um Menschen, die alkoholtrinkend herumlungern würden, müsse sich das Ordnungsamt kümmern, betont der Polizeidirektor, der zugleich die Gummersbacher Arbeit mit dem Aufbau einer Ordnungspartnerschaft und dem Bau einer Stadtwache auf dem Steinmüllergelände lobt. „Goldstandard geschaffen“

Polizeidirektor Himmel sieht keine Chancen, dass eine Hundertschaft zum Einsatz kommt

Könnte ein Zug der Bereitschaftspolizei Schwerpunktkontrollen durchführen? Beim Innenminister gibt es ein entsprechendes Kontingent und kann dort beantragt werden, wie Himmel bestätigt. Das Lagebild in Gummersbach reicht nach seiner Darstellung aber nicht dafür aus, um in der Innenstadt entsprechende Personenkontrollen durchführen zu können, wie er sagt. Dafür müssten Straftaten „von erheblicher Bedeutung vorliegen, doch die haben wir hier nicht“, erklärt Himmel weiter. Und man dürfe auch nicht vergessen, dass man so einen Zug der Bereitschaftspolizei nicht ständig bekomme.

Die Chancen, dass Oberberg als drittsicherster Kreis im Land NRW überhaupt berücksichtigt werde, stuft der Polizist als eher gering ein: „Wir stehen da sicher nicht an oberster Stelle. Das Thema subjektive Sicherheit ist das eine, das andere sind die Berechnungsgrundlagen.“ Und da sieht Himmel für Gummersbach kaum Chancen auf Erfolg. Denn für Personenkontrollen müsste man die Innenstadt als einen sogenannten „gefährlichen Ort“ einstufen und dafür gibt es laut Himmel „keine rechtlichen Voraussetzungen“.

Bürgermeister Helmenstein sagt, dass die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht habe

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein betonte, dass die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht habe und in Sachen Ordnungsdienst einen Goldstandard geschaffen habe. Er war es, der vor sieben Jahren maßgeblichen Anteil an der Gründung einer Ordnungspartnerschaft des Kreises mit den Kommunen hatte.

Was das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger angehe, so habe auch er mit vielen Menschen über deren Sorgen gesprochen. „Wir haben alles getan, damit die Bürger hier sicher leben können“, betont der Bürgermeister. Und mit Hinblick auf das Steinmüllergelände sagt er, dass die Situation dort nach der Schaffung einer Stadtwache wesentlich besser geworden sei.