VfL GummersbachAls Profi-Handballer ist Torhüter Bertram Obling ein Spätberufener
![Betram Obling erwartet im Tor den Siebenmeterwurf.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/07/7a4d443d-bf01-4e48-b8a5-573def0adf25.jpeg?q=75&q=70&rect=0,532,3565,2005&w=2000&h=1976&fm=jpeg&s=eddd531a25eb12a6f1572081b2d93832)
Im Sommer wechselte Bertram Obling vom HC Erlangen zum VfL Gummersbach.
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Eine seiner ersten Handlungen in Gummersbach war, sich ein E-Bike zu mieten, um mit Tochter Olivia (2) die Hügel der Kreisstadt zu erklimmen. So bergig wie in der Stadt Gummersbach sei es in Erlangen nicht gewesen, sagt Bertram Obling, seit Sommer Torhüter beim VfL Gummersbach.
„Ich bin sehr glücklich beim VfL, das Training macht Spaß, die Jungs machen Spaß und ich bin sehr begeistert von dem Projekt“, sagt der 29-jährige Däne, für den der VfL die zweite Station in der Bundesliga ist.„Ich komme jeden Tag mit Energie und Freude nach Hause “, erklärt er. Auch in der Stadt hätten sich seine Familie und er gut eingelebt.
Nach Abitur studierte Bertram Obling zunächst Maschinenbau
Im Dezember 2023 hatte es die ersten Gespräche mit Trainer Gudjon Valur Sigurdsson gegeben. „Ich wusste, dass der Wechsel zum VfL mich besser machen kann“, sagt Obling. Ein Gedanke, der den studierten Maschinenbauingenieur nicht erst seit dem Zeitpunkt begleitet, als er sich entschied, nach dem Studium als Handballprofi durchzustarten. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch“, sagt Bertram Obling über sich selbst.
Kurz bevor er mit seiner Familie nach Gummersbach zog, nahm er Kontakt mit Daniel Rebmann auf, dem damaligen VfL-Torhüter. In Gummersbach gesehen haben sich beide nicht, da der VfL in der Sommerpause Dominik Kuzmanovic verpflichtete, mit dem Obling seit Saisonbeginn das Torhüterduo beim Bundesligisten bildet.
Als Kind ging er jeden Tag in die Sporthalle
Aufgewachsen ist Bertram Obling in Gedved einer kleinen Stadt im Osten von Jütland. „Wir sind jeden Tag in die Sporthalle gegangen“, blickt der 29-Jährige zurück. „Wir hatten die Möglichkeit, viele Sportarten zu probieren.“ Über einen Mitschüler legt er den Schwerpunkt auf den Handball, kann aber vorerst noch nicht vom Fußball lassen.
Als er 14 Jahre alt ist, wird es ein bisschen ernster mit dem Handball. Obling wechselt zu Skanderborg, einem Club, der großen Wert auf den Jugendhandball legt. Betram Obling wird Mitglied in der Skanderborg Handballelite-Akademie. Zehn Jahre bliebt er bei dem Verein. Ins Tor war er mit zehn Jahren gewechselt. „Ich war der Jüngste im Team und sollte mich ins Tor stellen“, erzählt er. Geworfen wurde mit Softbällen. Bertram Obling zeigte keine Angst und stellte sich so gut an, dass er seine Position gefunden hatte.
Bis zur U20 gehörte Bertram Obling zur dänischen Nationalmannschaft
Mit Skanderborg wird er dänischer C-Jugend-Meister und kommt in der B-Jugend ins Auswahltraining. Bis zur U20 gehört er zur dänischen Jugendnationalmannschaft, gewinnt mit der U18 Bronze bei der Europameisterschaft.
Er besucht das Gymnasium, wo er in der elften Klasse seine Frau Alberte kennenlernt, die Kreisläuferin ist und wie er im Sportinternat wohnt. Trotz der sportlichen Erfolge, Profi-Handballer will Bertram Obling nicht werden. „Das war nicht mein Plan“, sagt er. Er will noch Zeit haben, sich mit Freunden zu treffen. Also schreibt er sich nach dem Abitur an der Universität ein, studiert vier Jahre und schließt als Maschinenbauingenieur ab.
Als Handball-Profi war die erste Station Norwegen
„Das letzte Jahr an der Universität war auch mein letztes bei Skanderborg.“ Mit dem Handball schließt er nicht ab, sondern startet neu. Dass er in Dänemark nur Angebote als zweiter Torwart bekommt, weckt seinen Ehrgeiz. „Ich war 23 Jahre alt und beschloss, Dänemark zu verlassen“, erklärt er. Im Ausland will er die Nummer eins werden.
Er wechselt nach Norwegen zu Halden Topphandball, einem Team, das im oberen Drittel der Liga spielt. Zwei Jahre später folgt 2020 der Wechsel nach Schweden zu IK Sävehof. Trainiert wird die Mannschaft von Michael Apelgren, der seit Oktober schwedischer Nationaltrainer ist. „Wir wurden schwedischer Meister und ich hatte die Möglichkeit, europäisch zu spielen.“
Alles bis zum VfL Gummersbach war eher Zufall
Handball-Bundesligist HC Erlangen wird auf den dänischen Torhüter aufmerksam, der in der Saison 2021/2022 ins schwedische All-Star-Team gewählt wird. Für Bertram Oblink ist das nicht nur sportlich ein Schritt, sondern auch die Chance, eine andere Kultur und Sprache kennenzulernen. Im Sommer folgt der Wechsel nach Gummersbach.
„Alles bis zum VfL war eher Zufall“, sagt der 29-Jährige. Auch wenn der Zufall bei ihm immer mit Ehrgeiz kombiniert sei. „Wenn ich etwas anfange, höre ich nicht auf.“ Gummersbach sei ein Projekt, in dem sich alle entwickeln und das gelte auch für ihn.
Dabei könnte es sportlich besser laufen, erklärt der Torhüter mit Blick auf die Hinrunde in der Bundesliga. „Wir haben leider nicht unser Potenzial auf die Platte gebracht“, sagt Betram Obling. Noch fehle es an einem stabilen Niveau. Durch den europäischen Wettbewerb wurde manchmal jeden dritten Tag gespielt und viel gereist. „Ich bin begeistert von so vielen Spielen, in denen man immer gefordert ist“, sagt Betram Obling. „Wir müssen lernen, es zu genießen.“
Wenn er Zeit hat, dann liest Betram Obling gerne, von Fachbüchern und Biografien bis hin zu Krimis und geschichtlichen Romanen. „Ich kann in den Büchern verschwinden“, beschreibt er lachend. Zudem habe er früher gerne gekocht, doch seit seine Tochter geboren ist, sei keine Zeit mehr, stundenlang in der Küche zu stehen.
In der Bundesliga geht es am heutigen Samstag für ihn und die Mannschaft weiter in der Schwalbe-Arena gegen den TVB Stuttgart