Der erste Gast kommt um Mitternacht: Nicht alle Handballer des VfL Gummersbach feiern schon im Dezember Weihnachten.
Blau-Weißes Fest17 Spieler des VfL Gummersbach erzählen von Weihnachten in ihrer Heimat
Wie die Spieler und Trainer des VfL Gummersbach von der U17 bis zur Bundesliga Weihnachten feiern, ob nach althergebrachten Bräuchen oder das erste Mal als Familienvater, darüber hat Andrea Knitter sie befragt. Fotografiert wurden sie mit der blau-weißen Weihnachtsmütze, die Claudia Thamm vom Fanclub Blue-White Dynamite geliehen hatte, vor dem prächtigen Weihnachtsbaum im Forum Gummersbach.
Montenegro: Milos Vujovic
„Wir haben keine Rituale“, sagt Milos Vujovic, wichtig sei ; zu Hause zu sein. Gefeiert wird in Montenegro orthodoxe Weihnachten am 7. Januar. Am Tag zuvor gehen die Männer in den Wald, um den Ast einer jungen Eiche zu schlagen. Die wird in Erinnerung an das Holz, mit dem für das Jesus-Kind geheizt wurde, später verbrannt. Milos Vujovic erzählt, dass der Erste, der vor Sonnenaufgang das Haus der Familie betritt, ein Geschenk bekommt, da er für das Glück steht, dass die Bewohner das Jahr über haben sollen. An den Tagen werde viel gegessen, erzählt der Profi lachend und anschließend gehe es für ihn zur Nationalmannschaft.
Tschechien: Stepan Zeman
Für VfL-Kreisläufer Stepan Zeman beginnen die Weihnachtstage am 24. Dezember mit Karpfen-Schnitzel und Kartoffelsalat. Ein Apfel wird durchgeschnitten und wenn er schön ist, dann bedeutet das Glück. Zudem werden leere Walnussschalen mit einer Kerze versehen und über eine Schüssel mit Wasser geschickt. Mit ihnen wird die Zukunft vorausgesagt. Für Stepan Zeman ist die Freude vor allem groß, dass er nach den Jahren, in denen er mit dem VfL Gummersbach an Weihnachten in der Bundesliga angetreten ist, die Festtage mit der Familie verbringen kann. „Das ist das erste Mal, seitdem ich in Deutschland Handball spiele.“ Auch für ihn geht es anschließend zur Nationalmannschaft, die sich auf die EM vorbereitet.
Portugal: Goncalo Miranda
Da seine Frau, die Bundesligaspielerin Mariana Ferreira Lopez, mit den Werkselfen des TSV Bayer Leverkusen nach der WM-Pause am Mittwoch schon wieder in die Bundesliga einsteigt, feiert Goncalo Miranda Weihnachten mit ihr fern der Heimat. Doch wie in Portugal gibt es an Heiligabend Kabeljau mit Kartoffeln und Gemüse. Um Mitternacht geht es in die Christmette und anschließend findet das Jesus-Kind auch seinen Platz in der Krippe. Zudem werden die Geschenke geöffnet. Am ersten Weihnachtstag steht nach der Messe um 12 Uhr ab 14 Uhr das Mittagessen an. In Portugal ist das traditionell Lamm. „Einen zweiten Weihnachtstag gibt es bei uns nicht, wir haben in Portugal nicht so viele Feiertage“, sagt der Trainer der U23 des VfL Gummersbach.
Luxemburg: Vincent Kreiselmaier
Der 17-jährige Luxemburger ist ein echter Europäer. Seine Mutter kommt aus den Niederlanden und sein Vater ist Deutscher, der U19-Handballer in Luxemburg geboren. Am Heiligabend gibt es eine kleine Bescherung mit den Eltern, Großeltern, Cousins und Cousinen. In Luxemburg sind besondere Spezialitäten Boxemännchen, Weckmänner aus Briocheteig, und Gromperekichelcher, die den deutschen Reibekuchen ähnlich sind. Gibt es Heiligabend Brot mit Aufstrich, wird am ersten Feiertag festlich mit mehreren Gängen getafelt. Zu den Festtagen gehört auch ein Besuch des Weihnachtsmarktes in Luxemburg-Stadt. „Am meisten freue ich mich darauf, alle wiederzusehen“, sagt Vincent Kreiselmaier.
Slowenien: Tilen Kodrin und Kristjan Horzen
Gefeiert werde wie in Deutschland, sagen die beiden slowenischen Handballer Tilen Kodrin (l.) und Kristjan Horzen. Die Geschenke gibt an Heiligabend. Wie an jedem Feiertag in Slowenien gebe es Potiza, den traditionellen Hefekuchen mit frisch gemahlenen Walnüssen, Zitrone, Zimt und einer karamellisierten Zuckerkruste, erzählt Tilen Kodrin. Kristijan Horzen geht an Heiligabend mit der Familie in die Kirche. Zu essen gebe es für jeden etwas, sagen beide, ob Fisch oder Fleisch. Bereits am 26. Dezember sind die Festtage vorbei und es geht zur Nationalmannschaft, mit der sich die beiden VfL-Profis auf die EM in Deutschland vorbereiten.
Georgien: Giorgi Tskhovrebadze
Auch in Georgien wird am 7. Januar Weihnachten gefeiert. In der Nacht zum Weihnachtstag kommt eine Person aus dem Dorf ins Haus, der sogenannte Mekvle und bekommt von allem das Beste, da er Glück bringen soll. „In dem Dorf, aus dem ich komme, kennt jeder jeden“, sagt der Rückraumspieler des VfL. Georgische Spezialitäten sind Churchkhela, ein süßer Snack aus Nüssen, die mit einer Hülle aus dicken Fruchtsaft überzogen sind. Oder auch Gozinaki, Walnüsse, die mit Honig und Wasser karamellisiert werden und in Rauten geschnitten sind. Zudem gibt es einen Weihnachtskuchen, der mit Eiern und Käse gebacken wird, wie Giorgi Tskhovrebadze erzählt. Am 7. Januar geht die Familie in die Kirche, in der es eine spezielle Liturgie zum Festtag gibt.
Niederlande: Tom Jansen und Kevin Suiters
„Wenn man jünger ist, dann ist der Nikolaustag wichtiger, später dann Weihnachten“, sagt Kevin Suiters (20), der in der U23 des VfL spielt. Da sein Vater aus Curacao kommt, gibt es „Hähnchen mit einer tollen Soße“, wie der Handballer schwärmt. Aus der Karibik reist der Onkel nach Arnheim, wo die Suiters leben, in der Hoffnung, Schnee zu erleben.
„Traditionell wird bei uns Weihnachten in der Familie gefeiert“, sagt Bundesliga-Profi Tom Jansen und freute sich auf das Drei-Gänge-Menü. Zudem gibt es schon die ersten Oliebollen, holländische Krapfen, und Appelflappen, Apfeltaschen, die eigentlich traditionell in den Niederlanden zu Silvester gegessen werden.
Kroatien: Davor Rokavec
Davor Rokavec, Trainer der U19 des VfL Gummersbach, kommt aus Slavonski Brod, feiert aber mit seiner Frau und den beiden Kindern, sieben und drei Jahre alt in Zagreb, wo die Familie seiner Frau lebt. „Es ist an Weihnachten wie überall“, sagt der 44-Jährige, die Familie habe einen geschmückten Baum, man sitze zusammen und esse zu viel. In Kroatien kommt Wurst, Suppe, Fleisch mit Tomatensoße, Fleisch in Kohl und ganz typisch gebratenes Schwein auf den Tisch. Und natürlich dürften auch die vielen Süßigkeiten nicht fehlen, sagt Rokavec. Geschenke werden am ersten Weihnachtstag verteilt.
Ungarn: Akos Csaba
Der 18-jährige Handballer der U19 und U23 des VfL Gummersbach sieht wenig Unterschiede zur deutschen Weihnacht. Akos Csaba geht an Heiligabend mit seiner Familie in die Kirche, anschließend sitze man zusammen. Er kommt aus Budapest. Gegessen werden am 24. Dezember Krautwickel und an den nächsten Tagen unter anderem Reis und Fleisch.
Italien: Giacomo Hrovatin
Der 21-Jährige spielt in der U23 und kommt aus Triest. Er erzählt, dass er dort an Heiligabend mit seiner Familie um Mitternacht in die Christmette geht. In die Kirche wird das Jesuskind mitgenommen und dort gesegnet. Anschließend kommt es auf seinen Platz in der Krippe. Am ersten Weihnachtstag trifft sich die ganze Familie mütterlicherseits mit allen Onkeln und Tanten und ihren Familien zum gemeinsamen Mittagessen. Anschließend wird Bingo bis zum Abendessen gespielt. Zum Abschluss schaut die Gesellschaft einen Film. Am zweiten Weihnachtstag steht das Treffen mit der Familie väterlicherseits an. Geschenke werden in Triest im Rahmen der Kernfamilie bereits an Nikolaus ausgetauscht.
Slowakei: Maxim Rojko und Lukas Pacek
Die beiden Handballer aus der U19 des VfL Gummersbach kommen aus Bratislava, wo sie im selben Stadtteil aufgewachsen sind. Am 24. Dezember ist das „Goldene Wildschwein“ überall präsent, sei es in der Familie, aber auch in der Werbung, wo es den ganzen Tag gezeigt wird, erzählt Maxim Rojko. Den Kindern wird erzählt, dass man es nur sieht, wenn man den ganzen Tag nichts isst, erzählt der Slowake. Etwas, das er noch nie geschafft habe.
Wenn es dunkel werde, werden die Kinder auf den Spaziergang geschickt und wenn sie zurückkommen, gibt es die Geschenke. Eine Spezialität sind die großen, mit Honig und Walnüssen gefüllten Oplaten. Das Essen ist eher deftig, wie Lukas Pacek berichtet. So gibt es Sauerkrautsuppe mit selbstgemachter Wurst, Rotkohl, Knödel und Rind, aber auch Fisch mit Kartoffelsalat. Für Maxim Rojko wird auch das gewünschte Schnitzel serviert. Am ersten Weihnachtstag gebe es dann kein Fleisch mehr. Auch Lukas Pacek feiert mit der ganzen Familie, die in einem Dorf lebt.
Deutschland: Ole Pregler
Für den Bundesliga-Handballer ist es ein ganz besonders Weihnachtsfest. Er ist vor kurzem Vater geworden und feiert erstmals mit Frau Jana und Sohn Matteo. Da passt es, dass der VfL in diesem Jahr zu Weihnachten kein Spiel hat. So kommen an den Festtagen die Familien und Ole Pregler stellt sich an beiden Festtagen fürs Menü an den Herd.
Serbien: Tibor Ivanisevic
Der Torwart des VfL Gummersbach muss noch bis Silvester warten, ehe es die Geschenke gibt. Weihnachten feiert der Serbe mit seiner Familie nach dem Gregorianischen Kalender erst am 7. Januar. Am Tag zuvor, so Ivanisevic, beginnen die Feierlichkeiten damit, dass kein Fleisch gegessen wird, sondern nur Fisch. Und eigentlich gebe es auch eine Fastenzeit, 40 Tage bis zum Fest am 7. Januar. Vor dem Sonnenaufgang gehen die Männer am 6. Januar in den Wald, um einen jungen Baum zu fällen beziehungsweise, wie Ivanisevic erzählt, einen Ast mitzubringen.
Vor der Weihnachtsmesse um Mitternacht wird das Holz mit einem großen Feuer vor der Kirche verbrannt. Und nach der Messe gibt es ein Feuerwerk. Der 7. Januar steht dann im Zeichen der Familie. „Meine Mutter backt traditionell ein großes Brot, in dem eine Münze versteckt ist.“ Wer das Stück mit der Münze bekommt, hat im ganzen Jahr Glück.
Ukraine: Mykola Protsiuk
In der Ukraine wird in diesem Jahr erstmals offiziell nach westlichen Vorbild am 25. Dezember Weihnachten gefeiert und nicht, wie bisher, Anfang Januar, am Termin der orthodoxen Weihnacht. Der 18-jährige Mykola Protsiuk wird sich dafür mit seiner Familie in Polen treffen. Das war im vergangenen Jahr noch anders, doch mit seinem 18. Geburtstag hat sich das für den jungen Handballer geändert. Eine Woche verbringt die Familie gemeinsam in Polen.
Traditionell gibt es in der Ukraine Kutja, einen Brei aus gekochtem Weizen mit Mohn, Nüssen und Honig. Es gebe nur ukrainisches Essen, sagt Mykola Protsiuk, dazu gehöre Salat, Schwein mit Kartoffeln und Fisch. Er freut sich sehr darauf, seine Familie zu sehen, dazu gehört neben seinen Eltern, der Vater ist selbst Handballtrainer, auch seine Schwester.
Japan: Sota Shimizu
„Bei uns gibt es kein Weihnachten“, sagt Sota Shimizu (16), der seit Sommer in der U17 des VfL Gummersbach spielt. Daher gebe es in der Heimat seiner Eltern auch keinen Feiertag, sagt der junge Handballer. Gegessen wird Hähnchenfleisch. Warum, da gehen die Berichte auseinander. Währen die Mutter von Sota Shimizu den Ursprung bei den Einwanderern aus Indien sieht, gibt es auch Quellen, die sagen, dass der Brauch in den 70er Jahren auf eine riesige Werbekampagne von Kentucky Fried Chicken zurückgeht. Da Sota Shimizu in Deutschland aufgewachsen ist, gibt es auch bei ihm zu Hause Geschenke. „Wir sitzen mit der Familie zusammen, unterhalten uns und genießen die freie Zeit“, erzählt der junge Japaner.
Norwegen: Oskar Knudsen
In Norwegen gibt es, so erzählt Torhüter Oskar Knudsen, eine strenge Teilung, was das Essen am Heiligen Abend angeht. „Im Norden gibt es Fisch, im Osten Schwein und im Westen isst man Lamm“, erzählt der 18-Jährige. In seiner Familie führte das über Jahre dazu, dass es an einem Tag Lamm gab, da sein Vater aus dem Westen stammt und am anderen Tag Schwein, weil die Mutter aus dem Osten kommt. „Das ist heute nicht mehr so streng“, erklärt der Norweger und betont, dass es in seiner Familie keine speziellen Traditionen gebe. Der Heiligabend werde ganz entspannt in der Familie gefeiert, mit der Oma, einem guten Essen mit Nachtisch, Geschenken und Kartenspielen. Auch die folgenden beiden Weihnachtstage würden dann in Ruhe begangen.
Island: Ellidi Vidarsson
Gefeiert, sagt der Kreisläufer des VfL Gummersbach, wird auf Island wie in Deutschland. Es gebe kleine Weihnachtsbäume und in den vergangenen Jahren seien die Häuser auch immer mehr mit bunten Lichtern geschmückt und dekoriert worden. Eine Besonderheit sind die 13 Weihnachtsmänner, die je einen eigenen Namen und Tag haben, bis zum 24. Dezember. Früher, sagt Ellidi Vidarsson, sollten sie den Kindern Angst machen, doch das sei lange vorbei. Heute gibt an diesen Tagen Kleinigkeiten für die Kinder, wie Mandarinen oder auch ein Spielzeug.
„Aber nur, wenn Du brav bist“, erzählt der Isländer. Sonst liegt eine Kartoffel im Schuh, der im Advent auf der Fensterbank steht. Am 24. Dezember trifft man sich um 18 Uhr zum Essen und tauscht Geschenke aus. Gegessen wird salziger Schweinerücken, karamellisierte Kartoffeln und Pute. Dazu gibt es Weihnachtsöl, ein Getränk mit Malz und Orange. Ellidi Vidarsson, der vor kurzem Vater einer Tochter geworden ist, freut sich, die Festtage auf Island verbringen zu können, was in den vergangenen Jahren durch die Bundesligaspiele an Weihnachten nicht möglich gewesen sei.