Zensus 2022Nach der Volkszählung fehlen in Oberberg plötzlich über 2000 Menschen

Lesezeit 4 Minuten
"Zensus 2022" steht auf einem Tablet, mit dem Erhebungsbeauftragte des Zensus, die Befragungen vor Ort durchführen.

Der Stichtag 15. Mai 2022 war für die Statistiker entscheidend, in dieser Woche haben sie ihre Ergebnisse vorgelegt.

Der Zensus 2022 liefert interessante Ergebnisse: Gummersbach und Wiehl verlieren zusammen fast 800 Einwohner. Und Wipperfürth ist wieder stärker als Lindlar. 

Seit der Volkszählung im Frühjahr des Jahres 2011 sind dem Kreis mehr als 2000 Bürgerinnen und Bürger abhandengekommen – möglicherweise gab es sie auch nie. So oder so: Die Ergebnisse der neuesten Erhebung (Zensus 2022), die in dieser Woche vorgestellt wurden, deuten darauf hin, dass zwischen Morsbach und Radevormwald tatsächlich weniger Menschen leben, als man das anhand der Zahlen von 2011 vorhergesagt hatte.

Auch Gummersbach verliert nach der Statistik an Einwohnern

Offiziell gab es am Stichtag 15. Mai 2022 nämlich 272744 Oberbergerinnen und Oberberger, auf Basis der Ergebnisse des Zensus 2011 hätten es 274807 sein sollen – ein Minus von 2063 Menschen oder 0,75 Prozent. Abweichungen in den negativen Bereich finden sich dabei in elf der 13 Kommunen im Kreis. Am stärksten hat Radevormwald an Einwohnern verloren, hier fehlten gegenüber der anvisierten Zahl der Bevölkerungsentwicklung satte 553 Menschen, das bedeutet ein Minus von 2,5 Prozent.

Auch Gummersbach vermisst 536 Einwohner (51327 statt 51863), durch die höhere Bevölkerungszahl der Kreisstadt fällt der Verlust prozentual allerdings geringer aus (minus 1,03 Prozent). Für Wiehl verzeichnet die jüngste Statistik 25010 statt 25261 Köpfe, also 0,99 Prozent weniger. In Prozentzahlen ausgedrückt trifft es Marienheide und Waldbröl am härtesten. Die Marktstadt muss fortan mit 406 Bewohnern weniger kalkulieren (19534 statt 19940, also 2,03 Prozent weniger), in Marienheide fehlen 352 Menschen (13403 statt 13755), was sich in der kleinen Gemeinde drastisch auswirkt: Minus 2,55 Prozent und damit kreisweit die höchste negative Abweichungsrate attestieren die Statistiker.

Ich werde auch in Zukunft behaupten, dass in Marienheide 14000 Menschen leben.
Bürgermeister Stefan Meisenberg zu den Zensus-Zahlen für seine Gemeinde

Bürgermeister Stefan Meisenberg erwartet gleichwohl keine großen Auswirkungen bei Landeszuschüssen oder der Zuweisung von Geflüchteten, die an die Einwohnerzahl gekoppelt sind. Außerdem: „Der Stichtag berücksichtigt jüngste Zuzüge gar nicht. Nach unseren Zahlen gab es Ende 2023 über 13900 Einwohner. Deshalb werde ich auch in Zukunft behaupten, dass in Marienheide 14000 Menschen leben.“

Manchmal liegen die neuen Werte allerdings auch recht nahe bei den ursprünglich prognostizierten Einwohnerzahlen. So werden Bergneustadt (18526 anstelle von 18547, also 21 weniger, das sind 0,12 Prozent) und vor allem Engelskirchen (19550 statt 19565, 15 weniger, minus 0,07 Prozent) gut mit den Ergebnissen des Zensus 2022 leben können. Völlig gegensätzlich ist die Entwicklung laut den Zensus-Zahlen in Wipperfürth und Lindlar.

Wipperfürth hat laut Zensus wieder mehr Einwohner als Wipperfürth

Zur Erinnerung: Nach der Volkszählung 2011 war in der Hansestadt die Aufregung groß, weil Lindlar plötzlich mehr Einwohner haben sollte. Aus Wipperfürther Sicht hat der Zensus 2022 die Verhältnisse wieder gerichtet, während die Hansestadt Oberbergs Gewinner der erneuten Erhebung ist (21647 statt 21068, ein Plus von 579 Menschen oder 2,74 Prozent), verliert Lindlar (21322 anstelle von 21628, also minus 306 Köpfe oder minus 1,41 Prozent). Wipperfürths Bürgermeister Anne Loth hat die Zahlen mit Freude zur Kenntnis genommen: „Sie bestätigen, dass sich in Wipperfürth gut leben lässt.“

Für gute Laune hat der Zensus auch in Morsbach gesorgt. Die Gemeinde ist die zweite Kommune in Oberberg, die per Datensatz unerwartet Zuwachs bekommen hat – 10426 Einwohner soll es laut Zensus 2022 in der Republik geben, 10194 waren einst ausgerechnet (plus 232, also 2,27 Prozent). Bürgermeister Jörg Bukowski freut sich jedenfalls über die Rolle des Profiteurs: „Steigende Einwohnerzahlen sind immer eine gute Nachricht für die Kommune.“ So ganz geheuer scheinen ihm die Zensus-Zahlen zwar nicht, denn: „Sie stimmen selten mit den Angaben aus unserem Einwohnermeldeamt überein.“ Aber sei es drum: Das Land wird bei Zahlungen künftig die neuen, höheren Zahlen zugunsten der Gemeinde berücksichtigen.


Die Zahlen für Oberberg im Überblick:

Oberbergischer Kreis: 272744 (2011: 274807, minus 0,75 Prozent).

Bergneustadt: 18526 (18547, minus 0,12 Prozent).

Engelskirchen: 19550 (19565, minus 0,07 Prozent).

Gummersbach: 51327 (51863, minus 1,03 Prozent).

Hückeswagen: 14521 (14802), minus 1,89 Prozent).

Lindlar: 21322 (21628, minus 1,41 Prozent).

Marienheide: 13403 (13755, minus 2,55 Prozent).

Morsbach: 10426 (10194, plus 2,27 Prozent).

Nümbrecht: 17339 (17455, minus 0,67 Prozent).

Radevormwald: 21547 (22000, minus 2,50 Prozent).

Reichshof: 18592 (18629, minus 0,19 Prozent).

Waldbröl: 19534 (19940, minus 2,03 Prozent).

Wiehl: 25010 (25261, minus 0,99 Prozent).

Wipperfürth: 21647 (21068, plus 2,74 Prozent). 

Nachtmodus
KStA abonnieren