Großprojekt in GummersbachNeubau auf unbequemem Grund
Gummersbach – Die größte und schwerste Überraschung wiegt etwa zwölf Tonnen und liegt heute vor der Pforte der Gummersbacher Kirche St. Franziskus. „Das Härteste, was das Bergische zu bieten hat: Daran zerbricht jeder Meißel“, sagt Peter Rothausen. Der Chef des Caritas-Verbandes ist aufgeregt. Eine feierliche Grundsteinlegung hat es nicht gegeben, ein Richtfest wurde abgesagt. Jetzt, am vergangenen Sonntag, aber will Oberbergs Caritas bei einem Baustellenfest endlich allen zeigen, woran sie seit dem September 2020 arbeitet und wofür sie auch drei Riesen-Findlinge aus dem Weg geschafft hat.
Denn mitten in der Kreisstadt entstehen das Franziskus-Haus, ein Pflegeheim mit 80 Zimmern, und auch ein neues Pfarrheim für St. Franziskus. „Betreten erwünscht“ heißt es auf der Baustelle, Rothausen und andere Caritas-Kräfte führen kleine Gruppen von Schaulustigen durch die vier Geschosse. Wann diese in Betrieb gehen, sei noch völlig offen, sagt Rothaus. So habe die Caritas noch eine Handvoll Ausschreibungen vor der Nase: Im kommenden Januar sollen sie abgearbeitet, die Aufträge vergeben sein. Begonnen hatten die Arbeiten auf dem insgesamt rund 5700 Quadratmeter großen Gelände mit dem Abbruch der alten Immobilien.
Franziskusplatz
Etwa 150 Quadratmeter groß ist der Franziskusplatz, der einen Übergang schafft zur Kirche St. Franziskus und zur Pfarrgemeinde. Der Platz soll ein Podest bekommen, auf dem zum Beispiel Chöre singen können. Zudem soll es erhöhte Sitzstufen geben.
Einsehbar ist dieser Platz sowohl von den zugewandten Zimmern als auch von den Balkonen der Wohnetagen. Über die Straße „Am Wehrenbeul“ ist dieser Bereich barrierefrei erreichbar. (höh)
Das neue Haus ist einladend, hell und großzügig gestaltet. Und das war für Architekt Axel Töpfer und Vermesser Norbert Haas eine echte Herausforderung, es gibt bequemere Bauplätze. Dieser hatte noch dazu ein Gefälle, steinig bis felsig war der Untergrund. Mehrmals hat Haas mit Flächen jongliert und das Gebäude am Ende noch um Millimeter verschoben, damit alles passt. Eine Herausforderung sei das gewesen, spannend allemal. „Zudem galt es, den Wunsch des Erzbistums Köln, das Pfarrheim in das Pflegezentrum zu integrieren“, blickt Töpfer zurück. „Hinzukam die Arbeit mit Licht und Schatten, mit dem Schall.“
Im Erdgeschoss finden Pfarrgemeinde und Bewohnerschar zusammen, Pfarrsaal und Restaurant stoßen aneinander, getrennt von einer mobilen Wand. Ein halbes Jahr will Caritas-Mann Rothausen warten, um dann zu entscheiden, ob das Restaurant auch für Gummersbacherinnen und Gummersbacher öffnet. „Wenn’s die Kapazitäten zulassen, machen wir das.“ Noch aber sucht der Verband händeringend nach Personal, zumal das Zentrum das benachbarte, aber deutlich kleinere Seniorenheim St. Elisabeth ersetzt.
Für den Pflegedienst ist das Projekt ein Quantensprung
Für Pflegedienstleiterin Angelika Grossmann ein Quantensprung. Sie freut sich auf ein ganz neues Arbeiten: „Endlich hat jedes Zimmer ein barrierefreies Bad.“ Etwa 18 Quadratmeter messen die Zimmer auf den drei Wohnetagen, die Nutzfläche beziffert Architekt Töpfer auf rund 5000 Quadratmeter. Klangvoll sind die Namen der Farbkonzepte: „Landpartie“, „Waldeslust“ und „Meeresbrise“.
Einst sollte der Neubau rund 16 Millionen Euro kosten, inzwischen rechne er aber mit gut 20 Millionen, sagt Peter Rothausen. „Was aber im Rahmen der Neuberechnung liegt.“ Jede der Etagen hat einen großzügigen Aufenthaltsraum, an dem sich eine Küche und eine kleinere Anrichte-Küche anschließen, und Arbeitsräume für die Pflegekräfte. Die Zentralküche zieht ins Erdgeschoss, dort sind auch die Büros der Heimleitung, die Rezeption und ein Konferenzraum. „Und im Kellergeschoss finden sich zwei großzügige Jugendräume“, führt Rothausen aus.
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Er hofft, das der zentrale Standort des Franziskus-Hauses es auch für Gäste attraktiv macht. „Hier ist es leicht und unkompliziert, Angehörige zu besuchen, sie zum Beispiel mit auf einem Stadtbummel zu nehmen.“ Dass sich dieser Wunsch durchaus erfüllen kann, zeigt der Zuspruch beim Baustellenfest, das fast 200 Oberbergerinnen und Oberberger genutzt haben, um sich umzusehen.