Gummersbacher SchmuckgeschäftZwangsschließung mit Ruhe und Vernunft überwunden
- Menschen aus Oberberg berichten von ihren Erfahrungen in der Corona-Pandemie.
- Anna Adleff (38) hat am 1. Januar das Gummersbacher Modegeschäft „Schmuck & Farbe“ übernommen
- Nur wenige Wochen später wurde die Jungunternehmerin durch die Corona-Pandemie und den Lockdown komplett ausgebremst.
- Wie es ihr damit ging und welche Lösungen sie fand, hat sie Katja Pohl berichtet.
Anna Adleff (38) hat am 1. Januar das Gummersbacher Modegeschäft „Schmuck & Farbe“ übernommen. Nur wenige Wochen später wurde die Jungunternehmerin durch die Corona-Pandemie und den Lockdown komplett ausgebremst. Wie es ihr damit ging und welche Lösungen sie fand, hat sie Katja Pohl berichtet.
Was haben Sie gedacht, als klar wurde, dass die Geschäfte für unabsehbare Zeit schließen müssen?
Mir war schnell klar, dass es uns auch treffen wird. Drei Tage, bevor die Nachricht wirklich kam, war ich schon sicher, dass wir zumachen müssen. Wenige Wochen vorher hatte ich noch neue Ware geordert, um das Sortiment aufzustocken.
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Nachdem Sie schließen mussten, wie ging es weiter?
Da ich erkältet war, habe ich mir ein paar Tage Ruhe gegönnt und die Rufumleitung aus dem Laden auf mein Handy geschaltet. Ich habe verstärkt Werbung über Facebook und Instagram gemacht, mich dafür in eine Layout-App eingearbeitet. Die kurze Pause, die ich mir zugestanden habe, hat sehr geholfen, mit neuer Kraft zu starten.
In der Zeit der Schließung wurden dann Pakete mit Bestellungen verschickt. Ich habe die Einrichtung ein bisschen aufgefrischt und jede Woche das Fenster neu dekoriert, um die Bilder davon in den sozialen Medien zu posten. Die Resonanz der Leute darauf war sehr positiv, sodass ich diese Art der Werbung für den Laden vermutlich beibehalten werde.
Wie ging es Ihren beiden Mitarbeiterinnen in dieser Zeit?
Wir sind ein sehr gutes Team. Für die Hilfe der beiden und ihr Verständnis bin ich sehr dankbar, zumal sie mir immer versichert haben, dass es das Wichtigste ist, dass es irgendwie mit uns weitergeht. Mittlerweile können beide wieder wie gewohnt arbeiten.
Gab es auch von anderer Seite Unterstützung?
Die Familie hat mir sofort in unterschiedlichster Weise geholfen. Auch seitens der Bank habe ich mich unterstützt gefühlt. Vermutlich war es gut, dass ich schnell in die Kommunikation gegangen bin, geschaut habe, welche Möglichkeiten es für mich gibt und welche Wege dort hinführen. Ich habe die Soforthilfe beantragt, auch kurzfristig erhalten und hatte nie das Gefühl, handlungsunfähig zu sein. Verkriechen war einfach keine Option – auf diese Idee bin ich nicht gekommen.
Ans Aufgeben haben Sie also nicht gedacht?
Nein, nicht einen Moment. Ich bin zwar gelernte Goldschmiedin, aber ich habe erst jetzt das Gefühl, meine wirkliche Berufung gefunden zu haben. Deshalb setze ich alles daran, dass es dem Laden gut geht.
Ich liebe meine vielfältige Arbeit im Geschäft und bin total gerne im Kontakt mit den Kunden und Kundinnen. Aus all dem schöpfe ich eine ganze Menge Kraft. Ich habe immer nur den Weg nach vorne gesehen, mich auf die kreativen und kaufmännischen Aufgaben gefreut und versucht, positiv zu bleiben.
Wie hat ihr soziales Umfeld denn auf den Lockdown reagiert?
Ganz unterschiedlich. Da gab es alles – von Angst über Zweifel bis hin zu einem entspannten Abwarten, was wohl passiert.
Was nehmen Sie für sich aus dieser Zeit mit?
Ich hoffe, dass wir alle zu einem respektvolleren Umgang miteinander finden. Für mich selber habe ich festgestellt, dass ich es durch eine Krise schaffe, solange ich mich nicht übernehme, sondern in Ruhe abwäge, was gerade sinnvoll ist. Mit einem Mix aus kaufmännischer Vernunft, Bauchgefühl und Glück glaube ich, gut durch diese Zeit gekommen zu sein.
Was wäre Ihr Tipp für andere junge Unternehmer und Unternehmerinnen?
In Zeiten wie diesen einen Tag nach dem anderen angehen, Probleme lösen, wenn sie auftauchen, und sich nicht schon vorher selbst verunsichern.