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Gymnasium LindlarGründungsdirektor Ulrich Güth wird pensioniert

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20 Jahre lang, von der Gründung im Jahr 1998 bis zum Sommer 2018, hat Ulrich Güth das Gymnasium Lindlar geleitet. Jetzt wechselt er in den Ruhestand.

Lindlar – Der Tagesablauf für Ulrich Güth wird sich ab Mitte Juli schlagartig und drastisch ändern. Nicht der Terminkalender und der Unterrichtsplan sollen dann seinen Tag bestimmen, sondern die Lust am Leben, Reisen in ferne Länder, bevorzugt mit dem Kreuzfahrtschiff – und das Enkelkind. Der Leiter des Gymnasiums Lindlar geht in Pension. Das Einfamilienhaus an der Uferstraße hat er bereits gegen eine seniorengerechte Wohnung in Bonn eingetauscht. Ein tiefer Einschnitt ist dies auch für die Schule, denn Güth war Gründungsdirektor des Gymnasiums und stand 20 Jahre an der Spitze der Schule.

Vier Schulministerinnen aus vier Parteien erlebt

„Ich habe mit drei Bürgermeister und vier Schulministerinnen erlebt“, erzählt der heute 64-Jährige. Und zwar Minister von der SPD, der CDU, den Grünen und der FDP. Damit verbunden waren viele Richtungswechsel in der Schulpolitik, die nicht immer seine Zustimmung fanden. Doch Güth, stets korrekter Beamter, war mit Kritik immer sehr dezent. „Die Inklusion ist politisch gewollt, doch die Personal- und Sachausstattung sind bei weitem nicht auf dem erforderlichen Stand“, so lautet sein Urteil heute.

Seine Entscheidung, von Bonn nach Lindlar zu gehen, habe er nie bereut, sagt Güth. „In Lindlar sind die familiären Strukturen noch anders als in den Ballungsräumen, wir haben nur fünf Grundschulen vor Ort, mit denen wir uns abstimmen.“ In Bad Godesberg hatte der Pädagoge zuvor die undankbare Aufgabe gehabt, zwei traditionsreiche Gymnasien mit jeweils eigenem Profil zu fusionieren.

Das Gymnasium in Lindlar ging im Sommer 1998 an den Start – mit 88 Schülern und sechs jungen Lehrern und als Untermieter im Schulzentrum. „Wir waren wie eine große Familie“, schwärmt Güth, die Atmosphäre sei unglaublich persönlich gewesen. Zunächst galt es, der neuen Schule ein eigenes Profil zu verpassen und den Kontakt zu Politik, Firmen und Sponsoren aufzubauen und zu pflegen. Dabei war auch der Förderverein des Gymnasiums hilfreich. „Eine Schule zu gründen, das ist eigentlich ein Traum“, so Güth.

Nur das Berufliche vom Privaten zu trennen, sei ihm nicht immer leicht gefallen. Zumal Güth fast in Rufweite der Schule wohnte. „Konrad Heimes hat als damaliger Bürgermeister darauf gedrängt, dass der Leiter des Gymnasiums vor Ort wohnt“, erinnert sich Güth. Für großes Aufsehen sorgte ein Interview in der Wochenzeitung „Die Zeit“ – unter der Überschrift „Ein Schulleiter ist einsamer als ein Firmenchef“. Ulrich Güth hatte sich 2011 einen „Senior Coach“ aus der Wirtschaft gesucht und mit ihm seine Führungsqualitäten überprüft. Vier Jahre lang dauerte die Zusammenarbeit. „Wenn man sich selbst nicht infrage stellt, kann man andere nicht infrage stellen“, so sein Fazit.

Das Schulleben hat sich in den vergangenen 20 Jahren deutlich geändert. Fast 50 Prozent eines Jahrgangs gehen mittlerweile auf das Gymnasium,. „Die Kinder stehen unter enormem Druck“, bedauert Güth. Unter den Lehrern gibt es viel mehr Teilzeitkräfte - und auch die Hierarchie ist eine andere. „Viele Lehrer sind selbstbewusst geworden“, so Güths Erfahrung. Mit einem rüden Befehlston – der Schulleiter ist auch Major der Reserve – kommt man da nicht weit.

Große Abschiedsfeier am 12. Juli

Der Beruf des Schulleiters ist oft aufreibend. „Es bleibt keine Zeit, Visionen zu entwickeln, weil einen das Tagesgeschäft überrollt“, so Güth. Weil Lateinlehrer fehlen, unterrichtet er selbst derzeit 17 Stunden pro Woche – höchst ungewöhnlich für einen Schulleiter.

Mit einem großen Festakt wird Ulrich Güth am Donnerstag, 12. Juli, im Kulturzentrum verabschiedet. „Es wird mir schwer fallen, zu gehen“, meint Ulrich Güth zum Abschied ein wenig nachdenklich. Die Frage seines Nachfolgers ist geklärt. Es gibt nur einen Bewerber – doch wie die Pressestelle der Bezirksregierung Köln mitteilt, müssen der Personalrat Gymnasien und die Gleichstellungsbeauftragte noch zustimmen.