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Handwerk in OberbergÜber 600 Unternehmen und über 300 junge Menschen suchen

Lesezeit 3 Minuten

Kreativität ist im Friseurhandwerk gefragt. Auch dort gibt es noch zahlreiche Ausbildungsplätze.

Lindlar/Wipperfürth – Am 1. August hat das neue Ausbildungsjahr offiziell begonnen, doch zahlreiche Unternehmen suchen immer noch Auszubildende. 642 unbesetzte Ausbildungsplätze in Oberberg meldete die Agentur für Arbeit Ende Juli.

368 junge Menschen suchen in Oberberg aktuell noch einen Ausbildungsstelle.

Zu den Betrieben, die noch Auszubildende suchen, gehört auch das Haarstudio Wildangel in Lindlar. Ein oder zwei Auszubildende würde sie gerne noch nehmen, sagt Brigitte Wildangel. Und sie macht Werbung für ihren Beruf, der kreativ sei, mit Schönheit zu tun habe und auch nach der Ausbildung zahlreiche Möglichkeiten biete, sich weiterzubilden und zu spezialisieren. Auch in den sozialen Netzwerken weist sie auf die offenen Ausbildungsplätze in ihrem Betrieb hin.

Kontakte

Wer den Ausbildungsstart zum 1. August verpasst hat, kann noch bis 1. Februar 2022 eine Ausbildung beginnen und mit etwas Glück zusammen mit den August-Startern in die Abschlussprüfung. Das teilt die Industrie- und Handelskammer mit. Auch die Kreishandwerkerschaft rät allen, die einen Ausbildungsplatz suchen, sich möglichst schnell zu bewerben, bis Ende des Jahres sei das noch möglich.

Die Hotline der Berufsberatung bei der Arbeitsagentur Bergisch Gladbach ist telefonisch dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr unter der Nummer 02202/93333-777 zur erreichen. Tipps und Hilfen gibt es auch im Internet.

www.handwerk-direkt.de

www.ihk-koeln.de/ausbildung2021

www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bergisch-gladbach/berufsberatung

Auch die Bäckerei Evertzberg macht Werbung für Ausbildungsplätze. Per Flyer, der im Comicstil gestaltet ist, sollen junge Mensch für die Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin gewonnen werden. „Entdecke die Superkraft in Dir“, so der Slogan.

„Ohne Handwerk läuft nichts“

Die Begeisterung für das Handwerk zu wecken, ist eine Daueraufgabe von Marcus Otto. Der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land bedauert, dass immer weniger Jugendliche eine Ausbildung im Handwerk absolvieren würden. Dabei habe das Handwerk eine sehr gute Zukunft. „Ohne Handwerk läuft nichts“, betont er. Das zeige sich nicht nur, wenn nach Katastrophen repariert und wieder aufgebaut werden müsse, sondern natürlich auch im Alltag. Das duale Ausbildungssystem habe sich bewährt und das Handwerk biete eine enorme Vielfalt an Berufen, Aufstiegsmöglichkeiten, Weiterbildung, Studium und Selbstständigkeit. Auch die Verdienstmöglichkeiten, etwa mit einem eigenen Betrieb, seien sehr gut. Unternehmensnachfolger würden gesucht. Hand

Die erschreckenden Zahlen des Vorjahres, als ein zweistelliger Rückgang bei den Ausbildungsverträgen verzeichnet wurden, führt Otto vor allem auf die Corona-Pandemie zurück. Da es in den Schulen kaum Präsenzunterricht gegeben habe, und keinen Ausbildungsmessen und direkte persönliche Beratung, sei die Berufsorientierung völlig zu kurz gekommen.

Mit dem Abklingen der Pandemie würden jetzt auch wieder verstärkt Arbeitskräfte benötigt

Das ist auch die Erfahrung von Carsten Berg, dem stellvertretenden Geschäftsführer für Aus- und Weiterbildung. Zahlreiche Jugendliche und ihre Eltern seien verunsichert, welcher Beruf denn überhaupt in Frage komme, denn es habe ja auch keine Praktika gegeben. Mit dem Abklingen der Pandemie würden jetzt auch wieder verstärkt Arbeitskräfte benötigt. Nicht nur in der Gastronomie und im Einzelhandel.

Berg verweist auch auf die zahlreichen Anstrengungen und Aktionen, wie die gemeinsame Initiative von Kreishandwerkerschaft, Arbeitsagentur und IHK, um Jugendliche und Unternehmen zusammenzubringen. Auch viele digitale Angebote seien geschaffen worden, doch der persönliche Kontakt sei nicht einfach zu ersetzen. Es fehlten zahlreiche Jugendliche, die nicht in die Ausbildung aber auch nicht auf die weiterführende Schule oder ins Studium gegangen seien. Nach Recherchen der IHK würden einige die Zeit überbrücke, indem sie jobben oder eben auch Zuhause bleiben würden.

Die Ausbildungsfachleute machen aber deutlich, dass das keine Alternative ist und die Entscheidung der Berufswahl so nur vertagt aber nicht gelöst werden. Noch bis Ende Januar könnten etwa bei Betrieben noch Ausbildungen begonnen werden, ohne dass die Auszubildenden ein Jahr verlieren würden, so Berg.

Marcus Otto sieht den November, spätestens aber Ende des Jahres als letzte Einstiegsmöglichkeit, da es Blockausbildung gebe, die nur schwer zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden könne. Die Jugendlichen sollten sich jetzt bewerben.