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HolzkontorOberbergs Holz soll nach China gehen

Lesezeit 3 Minuten

Der Wald ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, in NRW gibt es überwiegend Privatwald.

  1. Der Borkenkäfer hat die Holzpreise in den freien Fall geschickt.
  2. Doch die Vermarktung der gefällten Stämme ist schwierig.
  3. Abhilfe soll der Export nach China verschaffen.

Morsbach – "Erst stirbt der Wald, dann die Forstbetriebsgemeinschaften“, klagt Ferdi Greb, Vorsitzender der Morsbacher Forstbetriebsgemeinschaft (FBG), der größten im Oberbergischen Kreis.

Die Situation scheint prekär: Geschäftsführer Cornelius Boddenberg schildert, dass sich durch den Borkenkäfer die Holzpreise „im freien Fall“ befänden. Während 2017 noch knapp 100 Euro je Festmeter Holz erzielt werden konnten, betrage der Preis jetzt nur noch rund 30 Euro.

Es reicht für eine Pizza - aber ohne Wein

Nach Abzug von Erntekosten der Forstunternehmer und Vermittlungsgebühren für den Holzverkauf blieben Waldeigentümern weniger als fünf Euro je Festmeter: „Für eine Pizza Margherita reicht es – wenn man auf den Wein verzichtet.“

Gleichzeitig müsse das Holz aus dem Wald, um eine weitere Ausbreitung des Käfers zu verhindern und der Verkehrssicherungspflicht durch die Entfernung abgestorbener Bäume nachzukommen, ergänzt Boddenberg. Doch die Vermarktung gestalte sich schwierig: Nach einer Kartellklage durch die Holz- und Sägeindustrie ziehe sich jetzt Wald und Holz NRW aus der Vermittlung von Holz aus Privatbesitz zurück, am 1. Januar 2021 sei damit endgültig Schluss.

Holzpreis wird erst im Sägewerk berechnet

Daher haben sich im vergangenen Jahr acht Forstbetriebsgemeinschaften zur Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land (FWV) zusammengeschlossen, um ihr Holz besser vermarkten zu können. Nach Angaben von Eckhard Schulte, dem Vorsitzenden der FWV, ist die Zahl der darin organisierten Betriebsgemeinschaften auf inzwischen 33 gestiegen.

Zudem haben die FWV und die Raiffeisen-Waren-Zentrale mit dem Holzkontor Rhein-Berg eine Gesellschaft gegründet, deren ausschließlicher Zweck die Vermarktung des Holzes der FWV ist und die ihren Betrieb am 1. Januar aufgenommen hat.

FBG nicht glücklich über Vermittlungstätigkeit des Holzkontors

Doch die Morsbacher FBG ist mit der Vermittlungstätigkeit des Holzkontors nicht glücklich. Von 145 000 für das vierte Quartal insgesamt gemeldeten Festmetern seien bislang nicht mal 40 000 verkauft worden, schildert Greb. Und Boddenberg fügt hinzu, dass zudem die Zahlungen für bereits verkauftes Holz sehr schleppend erfolgten. Das sei ein großes Problem, da die FBG die mit den Arbeiten im Wald beauftragten Unternehmen stets vorfinanzieren müsse.

Berno Freiherr von Landsberg-Velen, Geschäftsführer des Holzkontors, zeigt Verständnis für die Lage der Waldbesitzer und der Forstbetriebsgemeinschaften: „Die Unzufriedenheit im Wald ist gigantisch. Die Waldbesitzer verlieren jeden Tag riesige Vermögen.“

Sägeindustrie wird absolut übersättigt sein

Schäden durch den Borkenkäfer seien zwar zu erwarten, die reale Intensität aber nicht absehbar gewesen. Schätzungen zufolge sei in den Jahren 2018 und 2019 rund die Hälfte des Fichtenbestands auf dem Gebiet der FWV befallen, während die heimische Sägeindustrie in einem Umkreis von rund 100 Kilometern absolut übersättigt sei.

Das erkläre auch die aus Sicht der FBG Morsbach verspäteten Zahlungen: Verkauftes Holz werde erst nach seinem Eintreffen im Sägewerk verbindlich vermessen, erst danach stehe der endgültige Preis fest.

Der Borkenkäfer hat zugeschlagen

Von Landsberg-Velen erklärt, dass Wald und Holz NRW in ruhigen Zeiten ohne den Borkenkäfer etwa 120 000 bis 130 000 Festmeter von den Flächen der FWV verkauft habe. Jetzt, nachdem der Käfer zugeschlagen hat, befinde man sich aber in einer Art „Kriegszustand“.

Dennoch hätten er und seine drei Mitarbeiter im ersten Jahr nach der Gründung des Holzkontors – und das trotz Softwareproblemen – bei unzähligen Überstunden bereits 240 000 Festmeter vermarktet: Im ersten Halbjahr sei sämtliches Holz, das zur Vermarktung angemeldet worden sei, tatsächlich auch durch das Kontor vermittelt worden.

Nächstes Jahr soll es einen intensiven Export nach China geben

Danach, so Landsberg-Velen, aber sei die Menge von geschlagenem Holz „explosionsartig gestiegen“: Die für das vierte Quartal gemeldete Menge könne weder von Forstunternehmen aus dem Wald geholt, noch von den Sägewerken dann verarbeitet werden. Im kommenden Jahr will Landsberg-Velen daher „intensiv in den Export nach China einsteigen“.

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Nach dem Abschluss eines Vertrags mit einem Exporteur über 150 000 Festmeter (etwa 5000 Langholz-Lastwagen) bereitet der Geschäftsführer des Holzkontors seit Monaten schon die Logistik für dieses Großprojekt vor.