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Judenfeindlichkeit in OberbergNümbrechter setzen Zeichen gegen Antisemitismus

Lesezeit 3 Minuten

In aller Stille haben Bürgermeister Hilko Redenius (v.l.), Wolfgang Birkholz (Oberbergische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit), Dr. Roland Adelmann und Marion Reinecke (Freundeskreise) am Sonntag einen Kranz am jüdischen Friedhof niedergelegt.

Nümbrecht – Nie sei es so wichtig gewesen, starke Zeichen zu setzen wie in diesem Jahr. Denn nicht nur das Coronavirus greife um sich, geradezu wie eine Pandemie breite sich auch der Antisemitismus wieder aus. Das sagt Marion Reinecke, die Vorsitzende des Freundeskreises Nümbrecht/Mateh Yehuda. Die Nümbrechterin ist jüdischer Abstammung, Hass und Anfeindungen gehören für sie schon lange zum Alltag. „Und mit dem Fortschreiten der Pandemie erstarken der Rassismus und auch der Antisemitismus“, sagt Reinecke, etwa mit Blick auf die Proteste gegen Corona-Restriktionen.

Kranz an Nümbrechter Gedenkstätte niedergelegt

Zum 82. Mal jährt sich am Montag die Reichspogromnacht des 9. November 1938, doch gibt es diesmal kein öffentliches Gedenken am jüdischen Friedhof in Nümbrecht. Doch auf ein Innehalten, eben ein Zeichen, wollten weder der Freundeskreis Nümbrecht/Mateh Yehuda, noch der Freundeskreis Wiehl/Jokneam, die Oberbergische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (CJZ) und die Gemeinde Nümbrecht verzichten: In aller Stille haben die Vorsitzenden der Freundeskreise, Marion Reinecke und Dr. Roland Adelmann, CJZ-Vorsitzender Wolfgang Birkholz und Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius am Sonntagnachmittag einen Kranz an der Gedenkstätte niedergelegt.

„Das ist unser Signal gegen die rechtsextreme Belastungssituation, die wir gerade erleben“, betont Adelmann. „Und ich freue mich, dass wir trotz der schwierigen Lage dieses klare Bild dem entgegensetzen können.“ Von besorgniserregenden Ereignissen spricht Wolfgang Birkholz ebenfalls. „Unter die Querdenker mischen sich neben ganz normalen Bürgern auch Menschen, die unser Grundgesetz in Frage stellen, und eben auch in nicht unbeträchtlicher Zahl Antisemiten.“ Ohne Zweifel sei Judenhass ebenso in Oberberg zu spüren. Er hoffe, dass die Gewalt, wie an anderen Orten geschehen, nicht herüberschwappe. Birkholz: „Denn die Hemmungen davor, gewaltsamen Worten gewaltsame Taten folgen zu lassen, schwinden immer mehr.“

Hass-Mails zur Anzeige gebracht

Zuletzt hat Marion Reinecke im März dieses Jahres Anzeige erstattet, nachdem ihr Hass-Mails mit den Absendern „Herr und Frau Nazi“ zugegangen waren. Danach haben diese den Staatsschutz beschäftigt, wie Dr. Sebastian Buß, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Bonn, auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt. Dort liegen zudem andere Anzeigen der Familie Reinecke vor. Die Ermittlungen gegen unbekannt sind laut Buß aber eingestellt. „Sie hatten keinen Erfolg.“

Inzwischen seien Staatsanwaltschaft und auch Oberbergs Polizei höchst aufmerksam, erklärt Marion Reinecke. „Denn wir müssen davon ausgehen, dass unsere Familie beobachtet wird.“ So habe mehrfach nach Gedenkfeiern, etwa der zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945, ein Nagel in einem Reifen an ihrem Auto gesteckt. „Immer links, immer hinten – und egal mit welchem Auto ich an dem jeweiligen Tag gefahren bin.“

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Gegenstand der Ermittlungen waren nach Angaben von Sprecher Buß Sachbeschädigungen und ein „Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr“. Erst der jüngste Vorfall, angezeigt als Bedrohung, gelangte in die politische Abteilung der Staatsanwaltschaft und erreichte schließlich die Ermittler des Staatsschutzes.

Solche Übergriffe seien es, sagt Marion Reinecke, die vielen große Angst machen. Und dass sie zunähmen, sei nicht mehr zu leugnen, betont die Nümbrechterin. „Daher verschweigen und verheimlichen viele Juden ihren Glauben – auch in Oberberg.“