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Bloß kein SchneeOberbergs Jecken fürchten das Winterwetter zur Session

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Auf einen warmen Winter hoffen auch die Karnevalisten in Morsbach – andernfalls könnte es für den Verein teuer werden.

Oberberg – Bloß kein Schnee. Wer sich dieser Tage bei den oberbergischen Karnevalisten nach dem Stand der Sessionsvorbereitung erkundigt, dem wird deutlich mitgeteilt, dass die weiße Pracht in der kommenden fünften Jahreszeit doch bitteschön ausbleiben möge. Dabei geht es noch nicht einmal um die unangenehme Kamellesuche im Schneematsch. Sondern: „Die Statik zwingt uns dazu, das Dach unseres Festzelts stets schneefrei zu halten“, klärt Judith Schwenk, Sprecherin der KG Närrische Oberberger aus Engelskirchen, auf.

Am 21. Januar muss die Arena an der Olpener Straße für die Herrensitzung stehen, nach dem Rosenmontagsball am 20. Februar wird sie abgebaut. Dazwischen gilt: Fällt Schnee, muss unten der Ölofen bollern, um die Flocken oben von der Plane zu schmelzen – ob Gäste im Zelt sind oder nicht.

Preise beim Heizöl explodiert

Allerdings ist eine immense Heizkosten-Rechnung das Letzte, was der durch zwei Corona-Sessionen gebeutelte Verein momentan gebrauchen kann. „Das wird ein teures Vergnügen“, vermutet Reinhold Müller, Senatspräsident der Engelskirchener. Beim Heizöl seien die Preise explodiert, aber auch die übrigen Rechnungssteller hätten stark angezogen, vom Beschaller über die Gema bis zum Toilettenvermieter. „Wir können glücklich sein, wenn wir das Rote Kreuz noch zum alten Tarif bekommen.“ Folglich werde man die Preise der Session 2020 auch nicht halten können.

Hohe Kosten sind allerdings nicht die einzige Baustelle der Jecken. Auch die Auswirkungen der Pandemie sind bislang unklar. Die Sessionseröffnung am 11. November verlegen die Närrischen Oberberger jedenfalls erneut auf den umzäunten Platz neben dem Aggertal-Gymnasium – dort wäre der Zugang deutlich einfacher zu kontrollieren als in der Ortsmitte, sollten die Behörden Einschränkungen vorschreiben.

Größe des Rosenmontagszugs noch unklar

„Beim Rosenmontagszug fahren wir noch komplett auf Sicht“, betont Judith Schwenk. Stand heute soll dieser stattfinden, allerdings vermag bei der KG niemand einzuschätzen, wie groß die bunte Karawane letztlich sein wird. „Wir vermuten einen kleineren Umzug mit vielen Fußgruppen“, sagt Schwenk. Mit 65 Gruppen und aufwendigen Flaggschiffen rechne niemand. Diese Vorsicht drückt sich auch im Veranstaltungskalender aus: Engelskirchen streicht 2023 eine von zwei Damensitzungen.

Alle Sitzungen bereits ausverkauft

Tickets noch von 2021

Mit vier Damensitzungen und einem Nachmittag für die Herren plant die Lindlarer Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß. Die Tickets stammen aus dem Jahr 2021, wurden also zweimal geschoben. Damit sind alle Sitzungen bereits ausverkauft. „Und nur auf diesem Fundament können wir die massiv gestiegenen Kosten überhaupt verteilen“, berichtet KG-Präsident Philip Caucal. „Wir haben seit zwei Jahren keine Einnahmen, dazu kommen die hohen Preise fürs Heizen, das Zelt, die Technik und selbst die Dixi-Klos – außer den Künstlern ist also wirklich alles teurer geworden.“

Auch im Lindlarer Ortskern soll rund um das Karnevals-Wochenende wieder ein Zelt aufgebaut werden, betrieben von der Wirte-Gemeinschaft. „Die Größe des Zelts wird der aus der Zeit vor der Pandemie entsprechen“, kündigt Wolfgang Rausch, einer der drei Organisatoren, an. Wie gut das Angebot im Lindlarer Ortskern angenommen wird, werde sich zeigen. „Wir werden jedenfalls ganz neue Erfahrungen sammeln, das ist sicher“, betont Rausch. (sfl)

In Morsbach wird das Zelt in der Wisseraue exakt genauso lange stehen wie in Engelskirchen, obendrein liegt die „Republik“ auch noch 100 Meter höher. Hier macht das Gardetreffen „Mueschbech danzt“ am 21. Januar den Anfang, gefolgt von zwei Damensitzungen, dem Herren-Frühschoppen, der Prunksitzung und der Zug-Party am Rosenmontag.

In Wipperfürth wird die kommende Session ganz ,normal’ geplant, sagt Bianca Berghaus, Schriftführerin der Narrenzunft Neye und zugleich Prinzessin. Dabei werde man natürlich die tagesaktuellen Corona-Bestimmungen berücksichtigen. Am Freitag, 11. November, wollen die Blau-Weißen in der Alten Drahtzieherei die Sessionseröffnung groß feiern. Die gestiegenen Heizkosten sind auch ein großes Thema im Vorstand der Narrenzunft. Aber noch sei man in der Planungsphase, sagt Berghaus, zumal die Entwicklung auch in der Politik derzeit sehr dynamisch sei.

Das proklamierte Prinzenpaar Prinz Bonsai I. und Prinzessin Bianca bleibt dem närrischen Volk auch in der kommenden Session erhalten. „Der Wunsch, auf dem letzten Wagen im Karnevalszug in Wipperfürth zu fahren, soll diese Session endlich in Erfüllung gehen“, sagt Berghaus.

Denklingen wagt neue Veranstaltung

„Wir planen einen ganz normalen Sessionsablauf, allerdings ist Schnee auf dem Zelt auch bei uns Gesprächsthema“, informiert Kevin Friederichs, Sprecher der Karnevalsgesellschaft Morsbach. Die Blau-Weißen sammeln zurzeit Einfälle, wie man die Flocken vom Dach bekommen kann, ohne die Ölheizung zu starten. „Viele Jahre haben wir nur sporadisch heizen müssen, wenn Publikum im Zelt war, aber man weiß ja nie“, so Friederichs. Er verspricht: „Die Preise bleiben jedenfalls stabil.“

Die Denklinger Jecken haben zumindest bei den drohenden Heizkosten einen Vorteil: Dort wird das Festzelt erst für die Jugend-Veranstaltung „Rock im Zelt“ an Weiberfastnacht montiert und nach dem Karnevalssonntag schon wieder verladen. „Ich bin mir sicher, dass die Oberberger wieder richtig Lust auf den Karneval haben. Deshalb wagen wir im kommenden Jahr auch eine neue Veranstaltung“, verrät Dennis Spexard, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Denklingen.

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Am Karnevalsfreitag, 17. Februar, laden Spexard und seine Mitstreiter zur ersten Denklinger „Ü 30-Karnevalsparty“ ein. „Gerade in schwierigen Zeiten musst du auch mal was riskieren, um vorwärts zu kommen“, findet der Vorsitzende. Natürlich seien die Preissteigerungen auch dort angekommen, man hoffe aber, sie durch den Einsatz von Sponsoren nicht voll auf die Eintrittskarten aufschlagen zu müssen. Mit Blick auf die Session habe der Verein zuletzt am Scheideweg gestanden. „Ganz oder gar nicht, das waren die Alternativen – wir haben uns für die erste entschieden“, betont Spexard.