Kein 2G-PlusOberberger Gastronomen erleichtert: „Das wäre der Todesstoß gewesen“
Oberberg – „2G-Plus – das wäre sicher der Todesstoß gewesen.“ Davon ist nicht nur Guido Caputo, Mitinhaber der Waldbröler Gaststätte „Kotelettchen“, überzeugt. Groß ist die Erleichterung bei Oberbergs Gastwirten, dass die am Dienstag in Kraft gesetzte und vorerst bis 12. Januar befristete Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen für die Gastronomie nicht so strikt ausfällt wie zuvor befürchtet: Weder 2G-Plus gilt für Kneipen, Gaststätten und Restaurants, noch greifen dort Kontaktbeschränkungen.
Denn die Lage des Gastgewerbes ist weiter dramatisch: abgesagte Weihnachtsfeiern, stornierte Reservierungen, dazu der Mangel an Personal und die ohnehin anhaltende Zurückhaltung der Gäste aufgrund der Krise. „Die Zeit von Mitte November bis Neujahr ist für die Gastronomie aber eigentlich die wichtigste“, erklärt Thorsten Hellwig, Landessprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). „Denn in dieser Zeit bilden die Betriebe ihre Rücklagen – und das ist in diesem Jahr nicht möglich.“
Gummersbacher Brauhaus: Hälfte des Umsatzes verloren
Andreas Linneboden, Chef des Gummersbachers Brauhauses, bestätigt das: „Im Vergleich zu den Jahren 2018 und 2019 fehlt uns fast die Hälfte an Umsatz.“ Schon vor Monaten hat sich Linneboden entschieden, abzuwarten und keine Tickets für die Silvesterparty in den Vorverkauf zu geben. Jetzt ist diese abgesagt. „Wir waren also auf dem richtigen Dampfer unterwegs“, blickt der Gastronom zurück.
Trotz der Flaute hält er das Brauhaus-Team beisammen, für Januar plane er sogar mindestens 19 Neueinstellungen in Vollzeit: „Denn da wollen wir das Beach-Restaurant in der Halle 51 eröffnen, dafür brauchen wir wirklich jede Hand“, kündigt Linneboden an. Er sei ebenfalls sehr froh, dass zurzeit weder 2G-Plus-Auflagen umgesetzt, noch Kontaktbeschränkungen eingehalten werden müssen.
„Niemand holt sich einen Testnachweis, um am Abend ein Schnitzel zu essen“
Ähnlich sieht es in Lieberhausen Christina Reinhold vom Landgasthof Reinhold. „Niemand holt sich einen zertifizierten Testnachweis, um am Abend ein Schnitzel zu essen“, überlegt die Fachfrau. Eine solche Auflage habe für Oberbergs Gastronomie die Wucht eines neuen Lockdowns. Da das Inhaberehepaar Reinhold ebenso Einbrüche im Umsatz zu spüren bekommen hat, sind in der Gummersbacher Ortschaft jetzt die traditionellen Betriebsferien um eine gute Woche vorgezogen worden. „Gerade lohnt es sich einfach nicht.“
In der Gummersbacher Becke denkt derweil Reinholds Kollege Eric Stremme an Kurzarbeit im Januar – aber mit vielen Zweifeln, wie der Restaurantbesitzer klarstellt: „Denn eigentlich wollen und können wir beim Personal nicht einsparen. Wir müssen also wieder mal abwarten.“
In Nümbrecht hat Thorsten Derichsweiler vom Hotel und Restaurant Derichsweiler Hof dagegen nicht abgewartet: Bereits Anfang Dezember hat er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in „eine moderate Kurzarbeit“ geschickt. „Wir hoffen, dass wir nach einem sicher ebenfalls holprigen Januar endlich in eine entspanntere Zeit steuern“, sagt Derichsweiler.
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Wider seine Erwartung sei ausgerechnet die vergangene Woche sehr gut gelaufen. „Anders sieht es für Silvester aus, da gibt es massive Einbrüche.“ Die Auslastung seines Hauses um den Jahreswechsel beziffert der Inhaber auf „höchstens 25 bis 30 Prozent“.
Mike Bierögel, Betriebsleiter im „Kunstwerk“ am Gummersbacher Forum, musste ebenso kräftig im Kalender streichen: „Alle Weihnachtsfeiern wurden abgesagt.“ Zudem habe er – und das berichtet nicht nur Bierögel – von Unternehmen gehört, die ihren Beschäftigten den Besuch solcher Feiern verboten hätten.
„Nach einem schwachen November läuft es bei uns gerade aber ganz gut“, urteilt Bierögel. „Und zum Glück bleibt uns 2G-Plus erspart, an 2G haben sich die Gäste gut gewöhnt.“ Jedoch erfordere die Kontrolle der Impfzertifikate und der Personalausweise einen vollen Posten. „Und der fehlt uns an anderer Stelle.“