Umwelt- und KlimaschutzKirche pflanzt Wald der Zukunft
Engelskirchen – „Es passiert vor der eigenen Haustür“, sagt Kreisdechant Christoph Bersch: „Der Nutzungsgedanke wird bis zur Ausbeutung ausgereizt.“ Und das zeige sich in den großen Flächen toter Monokulturen – in den Fichtenwäldern, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind. „Wir wollen in den Kirchengemeinden ein Bewusstsein für die Schöpfung bewirken.“
Der Anblick der toten Natur erschütterte auch Dr. Bernhard Wunder, den Leiter des Katholischen Bildungswerks Oberberg, beim Wandern rund um sein Zuhause im Oberbergischen. Er beschloss, etwas zu unternehmen. Mit der Kampagne „1:0 für die Schöpfung“ will Wunder eine Niederlage gegen Klimawandel und Waldsterben verhindern. Die Kampagne soll eine ökologische Umstellung des Waldes unterstützen und dabei so viele Menschen wie möglich ins Boot holen. Zusammen mit Thomas Dörmbach von der Katholischen Familienbildungsstätte Wipperfürth entwickelte Wunder das Konzept, zukünftig für jeden Besucher auf Veranstaltungen der beiden Einrichtungen einen Baum zu pflanzen. In der Praxis heißt das, dass Teilnehmer gezählt werden und die Summe in Form von Bäumen an bestimmten Terminen gepflanzt wird.
Große Flächen sollen aufgeforstet werden
Durch die konkrete Unterstützung, die in Form der aufgeforsteten Flächen oder eigener tatkräftiger Mithilfe beim Pflanzen erfahrbar wird, erhoffe man sich eine hohe Motivation, sich für einen gesunden Wald einzusetzen. Damit das Projekt nicht eine abstrakte Idee bleibt, machen das Bildungswerk und die Familienbildungsstätte selbst zeitnah den ersten Schritt, indem sie jeweils 1000 Bäume stiften, die im Oktober auf Waldgrund der Kirchengemeinde Herz Jesu Loope gepflanzt werden sollen.
Die Vision, wie ein gesunder und nachhaltiger Wald aussieht, hat der zuständige Förster für den Kirchenwald in Engelskirchen, Niklas Schröder: „Der Wald der Zukunft ist ein Mischwald. Wir möchten in Loope mit neuen Baumarten wie Mehlbeere, Wildkirsche oder Weißdorn experimentieren.“ Das Ziel sei die Produktion von hochwertigem Laubholz, das beispielsweise für Möbelfurniere verwendet werden kann, und die Schaffung eines Plenterwalds, der aus jungen und alten Bäumen besteht und sich selbst verjüngt. „Da die Fläche mit rund 0,2 Hektar recht klein und von Flächen anderer Waldbesitzer umgeben ist, macht es Sinn, neue Baumarten auszuprobieren“, sagt Schröder: „Durch solche Versuche auf Kleinflächen kann man gut Erkenntnisse gewinnen, welche Baumarten, außer den Klassikern wie Eiche, Buche, Kiefer, Weißtanne, Douglasie oder Ahorn, im Wald der Zukunft eine Rolle spielen könnten.“
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Diese Auswahl an Baum- und Straucharten könne eine Insel für Insekten bieten und zukünftig einen Austausch der Insektenpopulationen auf den Kirchenwaldflächen in Engelskirchen ermöglichen, die aktuell von Roswitha Schneider aus dem Kirchenvorstand Loope verwaltet werden. „Außerdem wird durch die Blüte dieser Bäume ein abwechslungsreiches, optisch ansprechendes Waldbild geschaffen, das den Waldbesuchern ein gutes Naherholungserlebnis bieten soll.“
Eine Vision, die auch Kreisdechant Christoph Bersch teilt. „Wir wollen Oberberg als grüne Lunge und lebenswertes Land in die Gemeinde reintragen. Wir lernen gerade als Kirche Verantwortung dafür zu tragen.“ Nachdem Papst Franziskus 2015 in der Enzyklika „Laudato si’“ bereits den Schwerpunkt auf Umwelt- und Klimaschutz legte, solle die Bewahrung der Schöpfung nun auch ein zentrales Thema für die katholische Kirche in Oberberg werden.
Nachhaltigkeit liegt im Fokus
Generell nimmt der Lerneffekt eine zentrale Rolle in der Kampagne ein. „Wir wollen unsere Kompetenz der Bildungsarbeit einbringen“, sagt Thomas Dörmbach von der Familienbildungsstätte. „Zum Beispiel in Form von Pflanzaktionen für Familien, oder Vorträgen darüber, was man im Alltag tun kann, um die Schöpfung zu bewahren.“ Die Kreativität der Initiatoren ist dabei noch nicht ausgeschöpft. „Wir haben noch viele Ideen. Nicht nur der Wald, auch das Projekt soll nachhaltig werden“, sagt Bernhard Wunder. So steht auch die Einbindung von Firmlingen oder Paaren im Ehevorbereitungskurs im Raum, um die persönliche Bindung der Gemeinde zum Wald zu stärken. Auch Gespräche mit der evangelischen Kirchengemeinde über einen ökumenischen Kirchenwald gäbe es bereits.