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Koffer und Kisten gepacktBibliothekarin Christiane Kleinfeld geht in den Ruhestand

Lesezeit 4 Minuten

Nach 40 Jahren in der Waldbröler Stadtbücherei geht Christiane Kleinfeld in den Ruhestand.

  1. Nach 40 Jahren in der Waldbröler Stadtbücherei geht Christiane Kleinfeld in den Ruhestand.
  2. Es war nicht der Beruf, der sie 1977 mit dem frisch gestempelten Diplom in der Tasche aus Bonn ins Oberbergische lockte, sondern die Liebe.
  3. Mit Sack und Pack zieht sie ins fränkisch-sächsische Vogtland, in die Nähe von Plauen.

Waldbröl – An der Kaiserstraße 82 in Waldbröls altem Bürgerhaus hat sie es so lange ausgehalten wie an keinem anderen Ort. Genau 40 Jahre lang hat Christiane Kleinfeld (64) an fast jedem Werktag die Tür zu dem bergischen Schieferhaus aufgeschlossen und die Pforten zur Stadtbibliothek geöffnet.

„Am Anfang war das hier wirklich eine Wohnung“, erinnert sie sich. Drei kleine Zimmer mit Bücherregalen, ein alter Teppichboden und vorne, neben dem Eingang, der Karteikasten mit den Mitgliedskarten. Als die Diplom-Bibliothekarin 1980 in der Marktstadt anfing, musste sie erst mal einige „grundlegende Dinge“ einführen, sagt sie.

Für die Liebe ins Oberbergische

Es war nicht der Beruf, der sie als 21-Jährige im Jahr 1977 mit dem frisch gestempelten Diplom in der Tasche aus Bonn ins Oberbergische lockte, sondern die Liebe. Ihr Freund studierte damals in Gummersbach. So zog sie mit ihm in die Kreisstadt und trat ihre erste Stelle nach dem Studium beim Bibliotheksdienst Hambückers in Bergneustadt an. Anfangs fiel es der Städterin nicht so leicht im Oberbergischen. „Es gab noch nicht mal eine Pizzeria hier, und manchmal dachte ich echt, ich sei im falschen Film“, erinnert sie sich.

Der Freund machte seinen Abschluss, fand Arbeit in Gummersbach, und sie bewarb sich Ende 1979 auf die Stelle als Bibliothekarin der Waldbröler Stadtbücherei.

Kindheitswunsch erfüllt

„Im Vorstellungsgespräch vor dem Ratsplenum wurde ich tatsächlich von einem der Herren gefragt ob ich denn auch mal Kinder haben wollte“, empört sie sich noch heute ein wenig über diese Indiskretion gegenüber einer Bewerberin. Sie konterte mit „Ja, was denken Sie denn?“ Sie bekam die Stelle trotzdem und sechs Jahre später ihren Sohn Jespa. Da wohnte sie mit ihrem Mann bereits in Nümbrecht.

„Schon mit 13 wollte ich Bibliothekarin werden“, erinnert sie sich. In Sankt Augustin, wo sie aufgewachsen ist, half sie zweimal die Woche in der katholischen Bücherei, und seither war das Berufsziel klar. Nach dem Abitur schrieb sie sich in Köln ein und hatte nur drei Jahre später ihr Diplom.

Trotz Sparpolitk tolle Zusammenarbeit

„Ich war Zuhause das Älteste von sechs Kindern, daher musste ich mich beeilen, um den Eltern nicht auf der Tasche zu liegen. Denn Bafög gab es nur für sechs Semester“, erinnert sich Christiane Kleinfeld. Und was sie sich vornimmt, erreicht sie auch.

Etwas, was auch die Verantwortlichen in der Waldbröler Stadtverwaltung im Laufe der Dekaden einsehen mussten. „Es war früher nicht immer einfach mit der Verwaltung, wo Bücherei und Schwimmbad immer zuoberst auf dem Sparzettel stehen. Aber in den vergangenen Jahren war es wirklich eine tolle Zusammenarbeit“, sagt sie und freut sich, dass ihre Stelle ausgeschrieben ist und unbedingt neubesetzt werden soll, wie es der Stadtrat jüngst entschieden hat.

Jährlich 16.000 bis 18.000 Besucher

Was sicher auch ihr Verdienst ist, denn Christiane Kleinfeld hat 40 Jahre lang mehr als nur ihren Job gemacht, sie hat ein Stück Erfolgsgeschichte geschrieben. Heute ist die Bücherei nicht nur groß und freundlich gestaltet, sondern auch auf dem aktuellen Stand mit vielen Hörbüchern für Jung und Alt. Jährlich zähle die Bücherei 16 000 bis 18 000 Besucher, darunter auch die ganz Kleinen.

Die hat Kleinfeld nämlich regelmäßig zum Bibliotheksführerschein verführt. Seit Jahren arbeitet sie mit den zehn Kindertagesstätten der Stadt zusammen. Einmal im Jahr kommt jede Kindergartengruppe in der Bücherei zu Besuch. Dann hat die Bibliothekarin den Jüngsten immer etwas vorgelesen, Bewegungsspiele gemacht und Kinderlieder mit ihnen gesungen. Wenn die anderthalb Stunden vorbei sind, hat sie ganz oft „Oh, wie schade, müssen wir schon gehen?“ gehört.

Zeit zum Wandern, Lesen und für den Garten

Ende Juli geht sie nun selbst: in den wohlverdienten Ruhestand – und in ein neues Abenteuer. Ihre Wohnung in Bonn, in die sie gezogen ist, nachdem ihr Ehemann 2004 verstarb, hat sie schon verkauft. Der Umzugswagen ist bestellt. Mit Sack und Pack zieht sie ins fränkisch-sächsische Vogtland, in die Nähe von Plauen. Ihr Bruder und seine Frau haben dort ein wunderschönes Anwesen altersgerecht umgebaut, vielleicht kommt auch der andere Bruder nach.

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Dort wird sie viel Zeit zum Wandern, Lesen und für den Garten haben. Und als erstes sucht sie einen schönen Platz für den Rosenstrauch, den ihr die Waldbröler Kollegen als Erinnerung an die 40 Jahre in der Kaiserstraße 82 mitgegeben haben.