Kritik an Baum des JahresRobinie steht im Verdacht, einheimische Bäume zu verdrängen
Oberberg – Zarte Fliederblätter und duftend weiße Blütenstände, wer könnte von dieser Schönheit der Robinie etwas Schlechtes denken? Doch die Meinungen sind bei Naturschützern, Städteplanern und Forstleuten gespalten.
Die vom Kuratorium „Baum des Jahres“ für das Jahr 2020 gekürte Robinie polarisiert in der Fachwelt. Sie ist für die einen eine Hoffnung im klimabedingten Waldumbau, für die anderen eine invasive Baumart, die einheimische Arten bedroht.
Der Baum könnte für wertvolle Naturräume zur Gefahr und für unsere heimische Flora eine Konkurrenz werden, fürchten die Kritiker. Vor mehr als 300 Jahren aus Nordamerika nach Mitteleuropa eingeführt, hat sich die Robinie als Meisterin im Besiedeln der unwirtlichsten Lebensräume erwiesen.
1990 nur vereinzelt in Oberberg
In einer Bestandsaufnahme von 1990 wurde die Robinie in Oberberg noch nur vereinzelt gezählt. Sie ist im Oberbergischen vor allem an Straßenböschungen und Bahndämmen angepflanzt worden. In den Raum Morsbach hat diese Baumart beispielsweise darum wohl bereits Einzug gehalten mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie von Waldbröl nach Morsbach um 1910.
Auch heute noch wird der Bahndamm bei Heide gesäumt von Robinien. Zudem wurden später Einzelbäume in Morsbacher Wäldern angepflanzt.Zwar ist der Anteil von Robinien in den deutschen Wäldern mit etwa 0,1 Prozent gering, doch wo die Baumart sich etabliert, ist sie nahezu unverwüstlich und breitet sich aus.
Sie steht daher auf der Liste der invasiven Baumarten. Und doch könnte die Art bei fortschreitender Klimaerwärmung zur Hoffnungsträgerin werden: Sie ist salz- und immissionstolerant und kommt gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht.
Als Bienenweide ist sie in Zeiten des Insektensterbens eine Helferin bei der Gewinnung von Honig und spielt so eine wichtige Rolle bei der Bestäubung anderer Arten.
Zähes Holz wird für Terrassenmöbel genutzt
Die mit Dornen bestückte Robinie zierte im 17. Jahrhundert zunächst Barockgärten und Parks. Bald fand sie aufgrund ihres ungewöhnlich harten Holzes Verwendung im Grubenbau, und Forstleute wagten die ersten Versuche, sie im Wald anzupflanzen.
Als Pionierbaumart beeindruckt die Robinie durch ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten Lebensjahrzehnten, enttäuscht aber bei der Stammqualität. Nichtsdestotrotz lässt sich das Holz vielfach verwenden: Es ist zäh, witterungsbeständig und auch heute noch beliebt für den Bau von Brücken, Spielplatzgeräten und Terrassenmöbeln.
Ihr Holz weist eine hohe Witterungsbeständigkeit auf und stellt im Außenbereich eine ideale Alternative zu Tropenhölzern dar. Damit die Robinie bei der Anpflanzung klimastabiler Wälder eine Rolle spielen kann, ist sicher weitere intensive forstwissenschaftliche Forschung notwendig.