Leben mit dem CoronavirusSo reagieren Unternehmen in Wipperfürth und Lindlar
Lindlar/Wipperfürth – Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus trifft auch die Unternehmen in Wipperfürth und Lindlar. Wir haben uns umgehört, wie die Firmen darauf reagieren.
HEW Kabel bei Messe in Dubai
Giovanni Bernardo ist Exportleiter bei HEW-Kabel in Wipperfürth und zur Zeit gerade auf der Messe „Middle East Electricity“ in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das sei so etwas wie die asiatische Hannover-Messe.
„Viele Aussteller sind gar nicht erst gekommen“, berichtet er, die Lage sei geradezu gespenstisch. Sorgen bereitet dem Manager die Entwicklung in Fernost. „China war in den vergangenen drei bis vier Jahren ein extremer Treiber mit dem am stärksten gewachsenen Markt.“
Manche Betriebe in China hätten die Produktion komplett eingestellt, in anderen laufe sie jetzt langsam wieder an. Die Auswirkungen auf den Handel mit Deutschland und speziell für HEW Kabel seien noch nicht absehbar, so Bernardo.
Er gehe davon aus, das sich viele Unternehmen derzeit bei Investitionen zurückhalten würden. Wichtig sei jedoch, nicht in Panik zu verfallen, betont der Wipperfürther Manager.
Lang AG hat weniger Aufträge
Die Lang AG in Lindlar vermietet und verkauft Präsentationstechnik, die auf Ausstellungen und Konferenzen zum Einsatz kommt. Viele Messen werden aber abgesagt. „Insofern sind wir stark betroffen“, sagt Firmenchef Tobias Lang.
Für die verschobene Hannover-Messe hätten noch Aufträge angestanden. Vorige Woche waren Mitarbeiter in Japan. „Wir haben alle Dienstreisen nach Fernost ausgesetzt, die Gesundheit unserer Mitarbeiter geht vor“, sagt Lang.
Abnahmen würden, falls möglich, vor Ort vorgenommen. Falls es in Folge der Corona-Ausbreitung zu einer Wirtschaftskrise komme, sei das auch eine Chance, sich am Markt zu verbessern.
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„Nach der Krise 2008/2009 ist unser Marktanteil deutlich gewachsen“, so Lang. Vieles hänge davon ab, wie lange die Situation andauere. „Wenn die Krise zwei Monate dauert, hat das noch keine Auswirkungen auf Arbeitsplätze bei uns“, so Lang.
Radium gehört zu chinesischem Konzern
Betroffen ist auch die Firma Radium, die zum Ledvance-Konzern gehört. Der ist Teil des chinesischen Lichtunternehmens MLS Co. LTD. „Alle Geschäftsreisen nach und aus China werden bis auf weiteres verschoben“, heißt es seitens der Firma.
Für Risikogebiete innerhalb Europas seien Geschäftsreisen freiwillig und nur mit vorheriger Genehmigung des Managements möglich. Aus China habe man die Nachricht erhalten, dass die eigenen Mitarbeiter bei guter Gesundheit seien.
Voss-Werk in China war betroffen
Betroffen von der Ausbreitung des Coronavirus ist auch die Voss-Gruppe. Das Voss-Werk im chinesischen Jinan wurde Anfang Februar im Auftrag der Kommunalverwaltung vorübergehend geschlossen. Doch wie Voss mitteilt, habe das Werk seine Arbeit wenige Tage später wieder aufgenommen, begleitet von umfangreichen Sicherheits- und Schulungsvorschriften.
Schon vor der Schließung habe man interne Lieferketten überprüft und für alle Komponenten aus China Sicherheitsbestände nach Europa gebracht, damit die Lieferkette nicht abreißt.
Jokey empfängt keine Besuchergruppen
„Unsere Verpackungsprodukte sind aktuell nicht durch eine Unterbrechung der Lieferantenkette gefährdet“, teilt das Wipperfürther Unternehmen mit. Jokey beziehe keine Roh-, Betriebs- oder Inhaltsstoffe direkt aus Fernost.
Besuchergruppen haben derzeit keinen Zugang zu den 14 Jokey-Werken - das sei eine von mehreren Präventionsmaßnahmen, mit denen man die Gesundheit von Mitarbeitern und Kunden schütze.
Kaum Auswirkungen bei Schmidt+Clemens
Bei Schmidt + Clemens in Kaiserau sind die Auftragsbücher gut gefüllt. „Wir sind überwiegend im langfristigen Projektgeschäft aktiv, in einzelnen Branchen können wir eine leichte Kurve nach unten feststellen“, so das Unternehmen. Eine genaue Prognose abzugeben sie schwierig.
Momentan würden die Sanktionspolitik der USA, die Handelskriege und die Steuer- und Abgabenpolitik eine weitaus größere Rolle spielen als die laufende Grippewelle oder eine mögliche Bedrohung durch den neuen Coronavirus. Konkrete Auswirkungen gibt es an anderer Stelle.
Reisen nach China und der Empfang von chinesischen Besuchern sind bei S+C derzeit nicht erlaubt. Was andere Reisen, den Empfang von Besuchern und die Teilnahme von Messen und Konferenzen angeht, informiere sich das Unternehmen täglich beim Auswärtigen Amt und der Weltgesundheitsorganisation.
Auf Händeschütteln verzichte man derzeit, um ein Infektionsrisiko auszuschließen. In allen Waschräumen habe man Hinweise angebracht und Spender mit Desinfektionsmitteln installiert.
Die Industrie- und Handelskammer Köln beantwortet auf ihrer Internetseite viele Fragen, die Unternehmen in Bezug die Corona-Ausbreitung haben.