Glasfaser in LindlarUngleiche Verteilung sorgt für Ärger
Lindlar – Quer durch Steinenbrücke läuft eine unsichtbare Grenze. Die eine Straßenhälfte, nämlich alle Häuser mit gerader Hausnummer, haben einen Glasfaseranschluss bis ins Haus bekommen und können künftig im Internet mit bis zu 1000 MBit surfen. Die ungeraden Hausnummern werden dagegen weiterhin nur mit einem Kupferkabel bis zum nächsten Verteilerkasten angebunden.
„Die angebotene Kapazität beträgt für uns laut Telekom nur 25 bis 50 MBit“, ärgert sich Klaus Müller, er wohnt in Steinenbrücke 17. Das sei zwar eine Verbesserung gegenüber dem jetzigen Anschluss, aber die sogenannte Vectoring-Technik sei sehr störanfällig und nicht Stand der Technik. Zudem seien die Kupferleitungen schon mindestens 40 Jahre alt, so Müller. „Ich fühle mich als Bürger 2. Klasse.“ Dabei liegt das Glasfaserkabel für Klaus Müller zum Greifen nah. „Die neue Stammleitung läuft vier Metern an unseren Häusern vorbei“, sagt er. Der Lindlar arbeitet derzeit im Homeoffice, er erstellt technische und kaufmännische Abwicklungen und ist daher auch beruflich auf ein schnelles Internet angewiesen. „Derzeit haben wir auf laut Vertrag Übertragungsraten von bis zu 6 Mbit, in der Realität sind es nur 1 bis 2 Mbit. Der Anschluss ist ein Krampf“, schildert Müller.
Breitbandausbau in Zahlen
Vier Kommunen und zwar Lindlar, Gummersbach, Marienheide und Reichshof haben sich zum Breitbandprojekt „Kreismitte“ zusammengeschlossen.
32 Millionen Euro kostet der Ausbau in den vier Kommunen.
13 000 weitere Haushalte sollen dadurch über schnelles Internet verfügen können.
81 Prozent dieser 13 000 Haushalte sollen nach Abschluss des Ausbaus mit mindestens 100 Mbit surfen können.
Individuelles Angebot für 20 100 Euro unterbreitet
Seit Anfang 2020 steht der Lindlarer in regem E-Mail-Austausch mit der Deutschen Telekom. Er will vor allem wissen, nach welchen Gesichtspunkten die Glasfaseranschlüsse verlegt werden und warum nicht alle Häuser in Steinenbrücke angebunden werden. „Die Entscheidung, welche Bereiche mit FTTH (Glasfaser bis ins Haus, die Redaktion) ausgebaut werden, hatte reine wirtschaftliche Gründe. Ziel war, soviel wie möglich mit so wenig wie möglich Kosten zu realisieren. Dabei wurden gemeinsam mit Kreis, Kommunen und Telekom die einzelnen Anschlussbereiche betrachtet“, heißt es in einem Antwortschreiben der Telekom. Dieser Bereiche seien gemeinsam festgelegt worden. Steinenbrücke 17 gehöre leider nicht dazu.
Laut Stefan Mysliwitz, dem Regionalmanager der Telekom, könne man mit der vorhandenen Kupferleitung bis zu 50 MBit garantieren. Ein Erweiterung der bisherigen Glasfaser-Hausanschlüsse sei nicht möglich, denn damit würde die Telekom Förderbetrug begehen. Zum Hintergrund: Der Ausbau der schnellen Internets erfolgt mithilfe eines Förderprogramms von Bund und Land (siehe Info-Kasten).
Klaus Müller will sich damit nicht zufrieden geben. Er hat bei der Telekom angefragt, ob es möglich sei, auf eigene Kosten einen Anschluss verlegen zu lassen. Die Telekom hat dies bejaht und dem Lindlarer einen Kostenvoranschlag für einen „individuellen Glasfaseranschluss“ unterbreitet – für rund 20 100 Euro.
Klaus Müller hat sich auch an Bürgermeister Dr. Georg Ludwig gewandt. Es könne nachvollziehen, dass es nicht befriedigend sei, wenn man einen Glasfaseranschluss bis ins Haus haben wolle, gerade wenn es in der Nachbarschaft unterschiedliche Beispiele gebe, heißt es im Antwortschreiben des Bürgermeisters . „Leider kann auch die Gemeinde Lindlar nichts daran ändern, welche Anschlüsse einen FTTC-(Vectoring) und welche einen FTTH-Anschluss erhalten“, so Ludwig. Ziel sei es, dass alle bisher unterversorgten Haushalte der Gemeinde künftig eine Bandbreite von mindestens 50 MBit hätten. In der Regel würden auch bei Vectoring deutlich höhere Bandbreiten erreicht, so Ludwig.
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Mit dieser Antwort ist Klaus Müller aber nicht zufrieden. Er hat weiterhin eine Reihe von offenen Fragen. „Warum diese Geheimniskrämerei bei der Planung über den Ausbau? Wann sollen die restlichen Anschlüsse vorgenommen werden? Warum schreibt sich die Gemeinde Lindlar den Glasfaserausbau auf ihre Fahnen, wenn sie bei den Entscheidungen keinen Einfluss nehmen kann?“