Drei Generationen haben die Backstube im Lindlarer Kirchdorf betrieben, Mitte Januar schließt der beliebte Treffpunkt.
Ofen bleibt kaltTraditions-Bäckerei Lenort in Lindlar-Hartegasse macht im Januar dicht
In der kleinen Bäckerei im Zentrum von Lindlar-Hartegasse bleibt der Ofen bald für immer kalt. Seit 58 Jahren betreiben Thomas Lenort und seine Familie die Bäckerei, davor waren es sein Großvater und sein Onkel unter dem Namen Schulte. Corona und Energiekrise hat er zuletzt überstanden. Doch jetzt ist Schluss.
Leicht habe er sich die Entscheidung nicht gemacht, berichtet der Unternehmer. Aber es sei zu viel zusammengekommen. Vor allem seine Gesundheit mache derzeit Probleme. Obwohl er als Selbstständiger hart im Nehmen sei, sei nun ein Punkt erreicht, an dem ihm sein Arzt dringend geraten habe, mehr auf sich zu achten und kürzer zu treten. Und damit kommt er direkt zu Punkt Nummer zwei: den Fachkräftemangel.
Die Bäckerei ist das letzte Geschäft in Lindlar-Hartegasse
Zwei Fachkräfte oder eine Fachkraft und zwei Lehrlinge müsse er zusätzlich einstellen, um einen normalen Betrieb zu gewährleisten, erzählt Lenort. Doch die seien weit und breit nicht in Sicht und den letzten Lehrling habe er vor zwölf Jahren ausgebildet. Darum starte sein Arbeitstag zurzeit abends um 23 Uhr und ende erst am Folgetag um 18.30 Uhr. „Kürzer treten“ und „auf sich achten“ sei so nicht möglich.
Seit zwei Jahren ist das nun so und langsam sind die Kräfte aufgebraucht. Unter diesen Bedingungen sei es ihm auch nicht möglich, einen Nachfolger zu finden, so gerne Lenort seinen Laden auch in gute Hände übergeben hätte. Er hätte gerne auch selbst noch fünf Jahre weitergemacht, wenn er die Wahl gehabt hätte, sagt er. Die Bäckerei ist das letzte Geschäft im Ort. Sie versorgt die Hartegasser Einwohner nicht nur mit dem Grundnahrungsmittel Brot, sondern ist auch ein Treffpunkt.
Dort kann man auch einen Kaffee trinken und ein Schwätzchen halten, Leute treffen und Neuigkeiten erfahren. Was, wenn das alles wegfällt? „Ich bekomme jetzt schon viel Rückmeldung, dass den Leuten das persönliche Gespräch fehlen wird, denn ich bin mit dem Verkaufswagen auch zu vielen älteren Menschen gefahren“, berichtet der Bäcker. „Und mir wird es auch fehlen“, fügt er nach einer kurzen Pause traurig hinzu.
Letzte Fahrt mit dem Verkaufswagen durch Lindlar schon Mitte Dezember
Die letzte Fahrt mit dem Verkaufswagen war schon Mitte Dezember, in der nächsten Woche wird der Kleinbus verkauft. Auch seine Mitarbeiter seien gut woanders untergekommen, das beruhige ihn. Zurzeit beschäftigt er noch einen Meister und mehrere Aushilfen. Doch jetzt steht der Endspurt bevor. Rund 1000 kleine und 400 bis 500 große Neujahrsbrezeln sind geplant, bevor der Betrieb dann noch ruhig ausläuft und ab dem 14. Januar die Ladentüren für immer geschlossen bleiben.
In den Wochen danach werde er noch mit der Abwicklung des Ladens beschäftigt sein, so Lenort. Einige Maschinen hat er – wenn auch unter Preis – verkaufen können. Manche, wie zum Beispiel eine kleine Knetmaschine, will er behalten. Dann wird er sich erst mal um seine Gesundheit kümmern. Und dann? Lenort überlegt. „Ich wollte mir schon immer mal einen Holzofen in den Garten bauen, dann habe ich vielleicht endlich die Zeit dazu.“ So ganz wird ihn das Backen also auch in Zukunft nicht loslassen.