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FeuerwerkManche Oberberger mögen  Silvester laut, andere lieben es leise

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt den Pyrotechniker Ingo Zobel in seinem Geschäft.

Ingo Zobel in seinem Geschäft.

Raketen und Böller gehören für viele Oberberger zu Silvester dazu. Wir besuchen ein Feuerwerks-Outlet und einen Supermarkt, der bewusst auf Knallkörper verzichtet.

Am Thema Silvesterfeuerwerk scheiden sich die Geister. Für die einen sind Raketen und Böller zum Jahreswechsel unverzichtbar, die anderen lehnen die „Knallerei“ aus unterschiedlichen Gründen ab.

Samstagvormittag, direkt an der Bundesstraße 506: Vor dem Laden von Ingo Zobel sind alle Parkplätze belegt, denn heute sowie am 30. und 31. Dezember gibt es hier „heiße Ware“ zu kaufen: Feuerwerk. Im Laden stapeln sich Bündel mit Raketen, Böller und Feuerwerksbatterien, die für unterschiedliche Effekte sorgen – nur bunt müssen sie sein.

Das Foto zeigt Ein Feuerwerk am nächtlichen Himmel.

Ein Feuerwerk am nächtlichen Himmel.

Für die Lagerung von Feuerwerk gelten ganz genaue Vorschriften, je nach Gefahrenklasse, in die die Ware eingeteilt wird. Die Bezirksregierung Köln wacht streng über die Einhaltung. Der 54-jährige Ingo Zobel ist Raumausstatter im Hauptberuf, doch in den vergangenen Jahren sei das Feuerwerk – ursprünglich nur ein Nebenverdienst – stärker in den Vordergrund gerückt, erzählt er.

Zobel ist staatlich geprüfter Pyrotechniker und darf auch selbst Nachwuchs ausbilden. Im kommenden Jahr werden gleich zwei seiner Azubis ihre Prüfung ablegen.

Beratung vom Fachmann ist inklusive

Worin unterscheidet sich sein Angebot von dem Feuerwerk, dass in Supermärkten, Discountern und Baumärkten zum Verkauf steht? „Erst einmal gibt es einen Qualitätsunterschied“, erklärt Zobel, „außerdem kann man bei mir auch Zubehör wie Zündschnüre kaufen“. Damit ließen sich mehrere Batterien miteinander verbinden. Wie das funktioniert, erklärt der Pyrotechniker seinen Kunden ganz genau. Denn sein Fachwissen bei der Beratung ist vermutlich der größte Unterschied zum Baumarkt.

Vor einem großen Monitor, auf dem die Kunden sich in einer täuschend echten Simulation die Effekte der verschiedenen Produkte vorab ansehen können, drängen sich viele Männer. Feuerwerkskauf ist ganz überwiegend Männersache „zu 85 Prozent“, schätzt Zobel. „Das ist wie bei der Modelleisenbahn.“

Feuerwerk für den Privatverbrauch darf nur an den letzten Tagen des Jahres verkauft werden. Ingo Zobel hat dieses Jahr noch am Montag, 30. Dezember, von 8.30 bis 20 Uhr und am Dienstag, 31. Dezember, von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet.

Edeka-Inhaberin Birgit Braun im Gespräch über die Aktion mit Kundin Bärbel Kullick.

Edeka-Inhaberin Birgit Braun im Gespräch über die Aktion mit Kundin Bärbel Kullick.

Wer in diesem Jahr ein Feuerwerk in Lindlar-Schmitzhöhe zünden möchte, muss erst einmal einige Kilometer fahren, um es zu kaufen. Denn das einzige Geschäft in dem Lindlarer Dorf, ein Edeka-Markt, hat sich wieder gegen den Verkauf von Knallkörpern entschieden. Wie bereits im vergangenen Jahr stehen für die Inhaberfamilie Braun Tierschutzgründe im Vordergrund.

„Wenn die Leute wüssten, wie viele Wildtiere in dieser Nacht sterben, weil sie in Todesangst orientierungslos und bis zur völligen Erschöpfung fliegen oder rennen, würde wahrscheinlich viel weniger Feuerwerk gekauft“, ist sich Viviane Braun sicher. Sie wünscht sich, dass sich noch mehr Menschen bei der Planung ihres Silvesterabends auch in die Tiere einfühlen, egal ob Wild-, Haus-, oder Stalltiere. Sie habe von ihren Kundinnen und Kunden durchweg positive Rückmeldungen zu ihrer Aktion erhalten, erzählt Birgit Braun.

Dennoch habe es auch in Schmitzhöhe zum letzten Jahreswechsel viel Geböller gegeben. und so fragt sie sich, was ihre Haltung unterm Strich bringt. Schließlich verzichte sie auf eine wichtige Einnahmequelle. Doch Familie Braun ist sich sicher: Sie wird auch in Zukunft kein Feuerwerk mehr verkaufen. Kundin Bärbel Kullick findet die Aktion gut. Auf dem Gestüt ihrer Familie in Köln-Rath herrsche sowieso Knallverbot und sie begleite in der Silvesternacht immer ihren Hund durch den Stress. Ihre Kinder (14 und 17 Jahre) hätten allerdings schon geplant, mit Freunden zu knallen.

Auch Tierärztin Dr. Claudia Spiegel findet das Statement von Edeka Braun für Tiere und Umwelt großartig und spricht über das Thema mit ihren beiden Kindern. Beide Frauen möchten es ihren Kindern nicht verbieten, raten ihnen aber zu den eher leisen Bodenfeuerwerken.