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Bis nach Leverkusen gefahrenEntsorgung einer Gasflasche wird für Lindlarer zur Odyssee

Lesezeit 3 Minuten
Stephan Dreisbach mit seiner alten Gasflasche, die kein Entsorger annehmen wollte.

Stephan Dreisbach mit seiner alten Gasflasche, die kein Entsorger annehmen wollte.

Beim Aufräumen seiner Garage stieß Stephan Dreisbach auf eine alte Gasflasche. Der Versuch, sie zu entsorgen, wurde zu einer Odyssee.

Beim Aufräumen seiner Garage hat Stephan Dreisbach, der frühere Leiter der Grundschule Lindlar-West, eine alte Campinggasflasche gefunden. Keine große, wie sie in Wohnwagen und Wohnmobilen verwendet wird, sondern eine mittlere Größe, wie sie etwa für Gaskocher verwendet wird.

Er wollte die Gaskartusche ordnungsgemäß entsorgen, doch das entpuppte sich als schwieriges Unterfangen. Die Firmen, die Gasflaschen anbieten, wollten das alte Exemplar nicht annehmen, berichtet Dreisbach. Er habe mit mehreren Firmen gesprochen, aber keine wollte die Flasche, die er vermutlich vor rund 45 Jahren in Italien gekauft hatte, annehmen.

Verschlossen ist die Gasflasche Sondermüll, offen Altmetall

Ob die Flasche komplett leer war oder sich noch Gas darin befand, sei nicht eindeutig, so Dreisbach. Aus dem Ventil sei jedenfalls noch etwas Gas ausgeströmt. Die Tipps, er solle den Verschluss mit einer Flex abtrennen oder ein Loch in die Flasche bohren, habe er aus Sicherheitsgründen nicht beherzigt. Abschrauben ließ sich der Verschluss jedenfalls nicht und Gewalt anwenden wollte Dreisbach nicht.

Auch der Bergische Abfallwirtschaftsverband (Bav) mit seinem Entsorgungszentrum auf der Leppe nahm die ausrangierte Gasflasche nicht an. „Es gibt niemanden, der mir diese Kartusche abnimmt und fachgerecht entsorgt“, so das Fazit von Dreisbach nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, die Gaskartusche loszuwerden.

Händler und Leppedeponie nehmen die alte Gasflasche nicht an

Die Abweisung des Bav konnte der pensionierte Lehrer, der sich extra in der Satzung und dem Abfallrecht schlau gemacht hatte, nicht nachvollziehen. Bei der Gasflasche handle es sich um Abfall im Sinne der Paragrafen 3, Absatz 1 und 3 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG). Danach sei er zur Verwertung respektive Beseitigung verpflichtet. Auch handle es sich um Abfall aus privater Haushaltung. Der Satzung der Gemeinde Lindlar für die Abfallentsorgung folgend handle es sich hierbei nicht um einen ausgeschlossenen Abfall und so sei er einerseits durch den Anschlusszwang verpflichtet und dem Anschlussrecht nach berechtigt, diesen Abfall beim Bav anzudienen, hatte er dem Abfallentsorger geschrieben und die entsprechenden Paragrafen genannt.

„Da auch der Positivkatalog der Leppedeponie die Annahme von Abfallen mit der Schlüsselnummer 160504*, unter diesem wären die Kartuschen wegen der potenziellen Gefährlichkeit zu entsorgen – vorsieht, erschließt sich mir die Weigerung der Annahme nicht“, heißt es in dem Schreiben an den Bav. Christoph Rösgen, Leiter Abfallwirtschaft des Bav nahm mit Stephan Dreisbach Kontakt auf und erläuterte unserer Zeitung das Problem.

Das Entsorgungszentrum Leppe sei nicht zur Annahme der Gasflasche berechtigt, da dazu besondere Auflagen gelten würden, die der Standort nicht erfülle. Die genannte Schlüsselnummer sei ein interner Verweis für den Entsorger. Für den Kunden sei das sicher kompliziert und ärgerlich. Der Unterschied zwischen Altmetall und Sondermüll liege letztlich am Verschluss. Das Entsorgungszentrum in Leverkusen sei zur Annahme der Gasflasche berechtigt, teilte Rösgen mit. „Ich fahre nach Leverkusen und starte den Versuch, aber ich bin mehr als skeptisch“, sagte Dreisbach unserer Zeitung.

55 Kilometer nach Leverkusen zur Entsorgungsstelle gefahren

Er sei dann die 55 Kilometer dorthin gefahren. „Und wie erwartet hat man dort auch die Annahme sofort verweigert. Ich habe den Mitarbeiter dann gebeten, doch mal seine Vorgesetzten zu befragen“, schildert der frühere Schulleiter. Der Dame habe er dann alles noch mal erklärt, doch sie blieb dabei, die Flasche könne sie nicht annehmen. Glücklicherweise habe er telefonisch Christoph Rösgen vom BAV erreicht, der mit der Kollegin gesprochen habe. Das zeigte Wirkung und Dreisbach war das Corpus Delicti los, das unmittelbar mitsamt der Mitarbeiterin in einem Lagerraum verschwand. Bezahlen musste er für die Entsorgung nichts.

Damit war die Odyssee mit der alten Gasflasche zwar beendet, aber zufrieden ist Dreisbach nicht. Es müsse doch eine klare Regelung geben und mehr Annahmestellen, denn er sei sicher nicht der Einzige, der noch eine solche alte Gasflasche zu Hause stehen habe. „Da müsste im Rahmen der Abfallbeseitigung doch einiges angepasst werden“, sagt er.