Asylbewerber werden bei Oni in Frielingsdorf zu Facharbeitern. NRW-Ministerin Josefine Paul lässt sich zeigen, wie das funktioniert.
Gelungene IntegrationNRW-Ministerin Josefine Paul besucht Oni-Werk in Lindlar
Oberberg ist ein starker Industriestandort. Doch der Fachkräftemangel wird immer mehr zum Riesenproblem. Gleichzeitig gibt es viele Geflüchtete, die liebend gerne arbeiten würden. Wie lässt sich beides miteinander verbinden? Wolfgang Oehm, Chef der Firma Oni in Lindlar-Frielingsdorf, hat schon 2016 ein Rezept entwickelt und in die Tat umgesetzt.
Wie das funktioniert, darüber informierte sich am Freitag Josefine Paul, Landesministerin für Jugend, Familie und Integration (Bündnis 90/Grüne). Eingeladen waren auch Vertreter der Wirtschaft, der Agentur für Arbeit, aus Politik und Verwaltung, aber auch des SV Frielingsdorf. Oni, Spezialist für Kältetechnik und Wärmerückgewinnung, hatte damals zehn Asylbewerber eingestellt, unter anderem aus Guinea und Marokko.
Firma Oni: Zusätzliche Kurse in Deutsch und Mathematik
Zunächst absolvierten sie ein zwölfwöchiges Praktikum, dann eine mehrmonatige Einstiegsqualifizierung, gefolgt von einer regulären Ausbildung. Die Hälfte der jungen Männer schaffte sogar die sehr anspruchsvolle Ausbildung als Mechatroniker für Kältetechnik. Oni unterstützte sie, etwa mit zusätzlichen Kursen in Deutsch und Mathematik.
Cornelia Gerhard und Rüdiger Dzuban, Personalchefin und Marketingchef von Oni, schilderten, dass man damals mit vielen bürokratischen Hürden zu kämpfen hatte. Mittlerweile sei manches einfacher geworden, Probleme gibt es aber immer noch. Die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen dauere oft Monate. Und die jungen Männer, die seit acht Jahren in Deutschland leben und fließend Deutsch sprechen, haben bis heute nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis, obwohl sie einen festen Arbeitsvertrag haben und Steuern zahlen.
Oni habe damals viele dicke Bretter bohren müssen, ergänzte Dzuban. Daraus sei ein „Oni-Kochbuch“ entstanden, das man gerne auch dem Ministerium und anderen Unternehmen zur Verfügung stelle. Das „Kochbuch“ kommt jetzt wieder zum Einsatz, denn zum 1. September sollen zwölf Ukrainer bei Oni anfangen, erst mit einem Praktikum, gefolgt von einer Einstiegsqualifizierung, Ausbildung und dann möglichst einer Einstellung.
„Die Arbeit macht Spaß, ich fühle mich hier sehr wohl“, erzählte Hussein Zeider, der als Geflüchteter aus dem Libanon nach Lindlar kam und nun seit acht Jahren bei Oni in der Fertigung arbeitet. Inzwischen ist er verheiratet und hat ein Kind.
Ministerin Josefine Paul war sichtlich beeindruckt. Oni zeige beispielhaft, wie man Potenziale nutzen könne. Und sie räumte ein, dass es noch zu viele staatliche Auflagen und Hindernisse gebe, gerade auch beim Ausländer- und Asylrecht. „Wir sollten denen, die arbeiten wollen, Steine aus dem Weg rollen“, so Paul. Nicole Jordy leitet die Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach. Aus ihrer Sicht kann Oni Vorbild sein: „Die Unternehmen müssen sich weiter entwickeln angesichts des Fachkräftemangels.“