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Giftige PflanzeOberberger führen aussichtslosen Kampf gegen die Herkulesstaude

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Drei Personen in einer Böschung mit der Herkulesstaude.

Den Kampf gegen die weiß blühende Herkulesstaude führen (v.l.) Voker Bitzer, Jörg Lob und Rosalie Possmayer.

Mittlerweile gehe es nur noch um Schadensbegrenzung: Die Herkulesstaude hat sich auch in Oberberg unkontrolliert ausgebreitet.

Ihrem Namen macht diese Pflanze alle Ehren: Die Herkulesstaude kann bis zu fünf Meter hoch wachsen, und sie tut dabei ganz harmlos. Die weißen Dolden erinnern an Holunderblüten, die Stängel haben etwas von Rhabarber. Aber: Die Herkulesstaude – auch Riesen-Bärenklau genannt – ist giftig und kann bei Berührungen zu Hautreizungen führen. Matthias Wirtz-Amling, Geschäftsführer der Biologischen Stationen Oberberg und Rheinberg, kennt die Herkulesstaude gut: „Die Pflanze ist im 19. Jahrhundert aus dem Kaukasus nach Deutschland gebracht worden – eigentlich für Parks. Dann hat sie sich aber als sehr anspruchsvolle und dominante Pflanze unkontrolliert verbreitet.“ Und das auch in Oberberg – so sehr, dass es mittlerweile nur noch um „Schadensbegrenzung und Management der Pflanze“ geht, wie der Biologe sagt. Loswerden könne man sie ohnehin nicht mehr.

Der Kampf dient auch den heimischen Pflanzenarten

Dass die Herkulesstaude nicht gefährlich aussieht, ist ein großes Problem. „Außerdem sind die Stängel gut als Blasrohr geeignet. Das spricht natürlich in erster Linie Kinder an, die von den Gefahren durch die Pflanzensäfte aber nichts wissen“, sagt Wirtz-Amling. Also versucht man schon seit einiger Zeit, dieser Pflanze Einhalt zu gebieten. Das ist wahrlich eine Herkulesaufgabe, derer sich die Umweltgruppe der Biologischen Station Oberberg zusammen mit Mitarbeitern des Aggerverbandes angenommen haben. „Indem wir die Herkulesstaude in Schach halten, wollen wir für einen höhere Verbreitung der heimischen Arten sorgen“, erklärt Wirtz-Amling.

Die Hauptarbeit übernimmt dabei aber die Umweltgruppe. Das betont auch Wim Disseveld, beim Aggerverband zuständig für den Bereich Talsperren und Fließgewässer: „Wir würden das personell gar nicht schaffen. Wir sind daher sehr dankbar, dass die Biologische Station hier aktiv ist.“ Die aktuell fünf bis sechs Personen starke Umweltgruppe kämpft schon seit zehn Jahren gegen die Pflanze. „Wir haben natürlich noch andere Aufgaben, aber ein wichtiger Bereich ist schon die Eindämmung der Herkulesstaude“, sagt Jörg Lob, der Leiter der Umweltgruppe.

60 Kilometer Strecke an Fluss- und Bachläufen abgegrast

Mit im Team der Umweltgruppe sind neben Ein-Euro-Jobbern auch junge Leute, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst machen. Wie Rosalie Possmayer. „Ich habe noch einen Monat im FöJ, es ist eine anstrengende, aber sehr sinnvolle Arbeit. Manchmal kriegt man die Säfte der Pflanze ab, aber wirklich schlimm war das bei mir nicht.“ Volker Bitzer ist noch Ein-Euro-Jobber. Der ehemalige Maschinenbauingenieur arbeitet seit 22 Monaten in der Umweltgruppe und hofft, dass sich für ihn demnächst eine echte Stelle auftut. „Es ist eine sehr sinnvolle Tätigkeit, außerdem finde ich es gut, dass ich hier mit jungen Leuten zusammenarbeiten kann.“

In diesem Jahr sind es bereits rund 60 Kilometer Strecke an Fluss- und Bachläufen, die die Mitarbeiter abgegrast haben. „Wir haben in Marienheide angefangen und sind jetzt in Lindlar“, sagt Lob. Die Samen der Pflanze werden verbrannt, die Stängel und der Rest bleibt zum Verrotten liegen.

Dass sich die Pflanze derart rasant verbreitet, liegt an ihren vielen Samen: Mehrere tausend sind es pro Pflanze, die lange Zeit im Boden überleben können und zudem durch die Bäche und Flüsse über weite Strecken verbreitet werden. „Die Hauptbekämpfungszeit ist März und April, dann kann man sie einfach abschneiden. Aber wir sind auch länger dran, um es irgendwie im Zaum zu halten“, sagt Wirt-Amling.

Axel Blüm, Leiter Vorstandsbüro des Aggerverbands, berichtet: „Wir haben unsere Broschüre über die Herkulesstaude vor 25 Jahren herausgebracht. Den Kampf gegen die Pflanze haben wir aber schon lange verloren.“ Sein Appell geht daher auch an alle Privatpersonen, die die Pflanze etwa im Garten finden, sie zu entfernen – mit der gebührenden Vorsicht. Blüm: „Nur so kann das Management funktionieren“, sagt Blüm.