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Refugium für 1000 ArtenNaturgarten im Freilichtmuseum Lindlar eröffnet

Lesezeit 3 Minuten
Im Moosbeet erklären Carola Hoppen, Florian Schöllnhammer und Stephan Hahn (vl.l) die einzelnen Moose und Farne.

Im Moosbeet erklären Carola Hoppen, Florian Schöllnhammer und Stephan Hahn (vl.l) die einzelnen Moose und Farne.

Drei Jahre hat es gedauert, nun surrt, blüht und grün es an allen Ecken und Enden. Der Naturgarten im Freilichtmuseum bietet 29 Biotope.

29 verschiedene Biotope und schon mehr als 100 verschiedenen Pflanzenarten dazu viele verschiedene Insekten und jede Menge Kleinlebewesen: Der Naturgarten im Freilichtmuseum ist schon bei seiner offiziellen Eröffnung eine Erfolgsgeschichte. Das betonen die Vertreter der drei beteiligten Partner. Drei Jahre lang konzipierten das Freilichtmuseum Lindlar, die Biostation Oberberg und der Verein „NaturGarten“ den rund 500 Quadratmeter großen Garten am Strohballenhaus.

Der Schaugarten, der am Montag offiziell eröffnet wurde beim Naturgasten-Test des Bundesprogramms „leben.natur.vielfalt“ mit Gold prämiert und belegte beim Wettbewerb „Deutschland summt“ der Stiftung für Mensch und Umwelt den ersten Platz.

Viele Freiwillige packten für den Naturgarten mit an

Ursprünglich sollte der Naturgarten komplett von Fachunternehmen angelegt werden, doch Corona und deutlich gestiegenen Kosten führten dazu, das vieles in Workshops und mit Freiwilligen errichtet wurde, informierte Petra Dittmar vom Freilichtmuseum. Die Wiese wurde abgetragen, Wege angelegt, ein Wasserbereich geschaffen und für die einzelnen Bereiche verschiedene Böden eingebracht. In Eigenleistung entstanden die Trockenmauer oder auch die Totholzhecke, die Käfergrube und die „Drachenburg“, ein Bereich, in dem Eidechsen aber auch Ringelnatter sich ansiedeln könnten.

Der Sandhaufen aus Sand wie er in Reithallen verwendet wird, dient den bodenbrütenden Insekten als Kinderstube. Einige Einfluglöcher zeigen, dass das Sandarium bereits angenommen wird. Zahlreiche Tieren und Blumen haben in dem neuen Garten bereits ein Refugium gefunden. Aber es würden sicher noch viel mehr. Bis zu 1000 Pflanzen und Insekten könnten es sicher werden, sagt Florian Schöllnhammer von der Biologischen Station Oberberg. Die Funktion von Moosen als Wasserspeicher und Lebensraum erläutert Stephan Hahn, Ökologe des Freilichtmuseums. Statt Rasen in schattigen oder feuchten Bereichen zu säen, seien Moose eine sinnvolle Alternative. Und gemäht werden müsste der Bereich dann auch nicht mehr, sagt er.

Viele praktische Tipps zum Anlegen eines eigenen Naturgartens

Intensiv am Schaugarten im Museum mitgearbeitet hat auch Carola Hoppen, Vorstand des Vereins „Natur Garten“. Sie hat viele Tipps für alle, die ihren Garten naturnah gestalten wollen. Auch das bedeute Arbeit, sei aber für die Artenvielfalt ein wichtiger Beitrag. Je mehr naturnahe Gärten es gebe, um so mehr Insekten gebe es auch wieder. Das Thema Biodiversität und das Artensterben seien in aller Munde, aber in jedem Garten könne man einen kleinen eigenen Beitrag leisten, sagt der Geschäftsführer der Biologischen Station Oberberg, Matthias Wirtz-Amling. Der neue Garten mit seinen 29 unterschiedlichen Bereichen und Biotopen solle auch dazu dienen, aufzuklären und Wissen zu vermitteln, betont Christoph Bodden vom Netzwerk Kulturlandschaft des Landschaftsverbandes, das den Naturgarten finanziell gefördert hat.

Doch neben der Wissensvermittlung geht es auch darum, die Natur zu entdecken und zu genießen. Das geht gut auf der Liegebank, die von einer Hainbuchenhecke umgeben ist. Wer die Augen schließt, kann nicht nur das Summen der Insekten, sondern auch das Zittern der Espenblätter in der jungen Espe direkt neben an hören.

Auch die Steinwüste kann zum Biotop werden

Viele Tipps und Anregungen aus der Praxis hat Carla Hoppen parat. Darunter einen, für diejenigen, die einen Schottergarten angelegt haben, die jetzt aber dennoch etwas für die Artenvielfalt tun wollen. Die Plastikfolie darunter sollte entfernt, Unkrautvlies durchlöchert werden. Mit rund 40 Zentimeter Schotter mit Null-Anteil auffüllen, entsprechende Blumensamen aussäen und es gebe auch in der früheren Steinwüste ein neues Biotop. Praktische Tipps zu Naturgärten gibt es auf der Homepage des Vereins.