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Seminar mit Fun-FaktorBier brauen im Lindlarer Freilichtmuseum

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt zwei Männer, die in einem großen Topf mit Maische rühren.

Wenn die Maische in den großen Töpfen erhitzt wird, kommt es auf die genaue Temperatur an, haben die Seminarteilnehmer Sascha Funken aus Lindlar und Christian Gerecke (rechts) aus Siegburg gelernt.

Wie aus Malz, Hopfen und Hefe Bier gebraut wurden, konnten jetzt neun Teilnehmer bei einem Praxisseminar in Lindlarer Freilichtmuseum lernen.

Wenn gut gelaunte Kerle eine dunkle Flüssigkeit im großen Topf rühren, kann es sich eigentlich nur um eins handeln: Bier. Klischeegemäß haben sich überwiegend Männer zum Bierbrauseminar in der Zehntscheune im Lindlarer Freilichtmuseum angemeldet, organisiert vom Museums-Förderverein. Am Samstagmorgen lernen sie alles übers Mälzen, Maischen und Gären und haben sichtlich Spaß dabei.

„Die Quotenfrau“, wie sich sich selber nennt, Marion Blewonska ist aber nicht weniger interessiert als die acht Männer. „Ein Fass kaufen und trinken kann jeder, ich möchte gerne schauen, wie das handwerkliche funktioniert“, sagt sie und spricht damit für alle Teilnehmer. Blewonska ist gemeinsam mit ihrem Freund Norbert Zillers aus Leverkusen angereist. Beide schätzen den Wert von Lebensmitteln und sind an Hintergrundwissen interessiert.

Nichts geht ohne Thermometer

Dann geht es los. Jeweils acht Kilo Malzschrot werden mit knapp vierzig Litern Wasser in zwei großen Töpfen auf der Gasflamme erhitzt. Die Maische, wie das Gemisch heißt, ist sensibel. 62 Grad Celsius sind das Ziel, denn bei dieser Temperatur wird Stärke in vergärbaren Malzzucker umgewandelt. Ein paar Grad zu viel oder zu wenig können alles vermasseln. Darum ist das Thermometer nun der beste Freund der Hobbybrauer. Jetzt muss der Sud 40 Minuten bei dieser Temperatur ruhen.

Bald wird deutlich, dass es ein sehr gemütlicher Tag wird, denn beim Rühren und in den Ruhepausen bleibt viel Zeit für Fachgespräche. Teilnehmer Alexander Mosler ist im Brauwesen bereits erfahren. Der studierte Lebensmittelchemiker hatte bereits 2011 in der heimischen Garage eine kleine Anlage aufgebaut und bis zu deren Abriss 2017 einige Durchgänge selbst gebraut. Er ist mit seinem Freund Christian Gerecke aus Siegburg gekommen. Die beiden sind Mitglied in einer privaten Bier-Tasting-Gruppe und probieren bei ihren Treffen Biere aus der ganzen Welt. Jetzt will auch Christian nicht nur probieren, sondern auch anpacken. Er rührt die Maische kräftig, damit sie nicht anbrennt.

Seit 15 Jahren ist der Kurs sehr beliebt

Sascha Funken hat den Kurs seinem Freund André Miebach zum Geburtstag geschenkt, denn die beiden Lindlarer schenken sich immer Zeit statt Zeugs. Sie hatten vorher noch keine Berührungspunkte mit der Bierbrauerei und freuen sich einfach auf einen entspannten Tag. Langsam riecht es malzig in der Zehntscheune. Nach einer weiteren Pause auf einer bestimmten Temperaturstufe schmeckt der warme Sud süß, schwer vorstellbar, dass daraus einmal ein kühles, herbes Bier wird.

Die Seminarleiter Heinz Quabach und Frank Heinrichs erklären nebenbei die einzelnen Schritte vom Getreidesud zum Kultgetränk. Zum Beispiel, wie sich verschiedene Hopfen- und Hefesorten auf das Endergebnis auswirken oder warum es wichtig ist, den Zuckergehalt der Maische zu bestimmen. ,Den beiden ist ihre Erfahrung anzumerken, in den vergangenen 15 Jahren sei noch kein Braudurchgang aufgrund von handwerklichen Fehlern schief gegangen.

Jetzt wird gefiltert, gekocht und der Hopfen in mehreren Schritten eingerührt. Die Hefe soll erst am nächsten Tag zugefügt werden und dann muss das Bier noch gären und reifen. Weil es vom eigenen Gebräu also noch nichts zum Probieren gibt, dürfen die Teilnehmenden ausgiebig das Bier aus dem vorherigen Kurs verkosten. Und das wird jetzt mit ganz anderem Blick getestet: Wie trüb ist es, wie ist die Färbung, wie der Geschmack. Prüfend wird das Glas gegen das Licht gehalten und die kupferne Farbe betrachtet. „Das geht in Richtung Landbier“, verrät Heinz Quabach über das obergärige Getränk.

Mittlerweile ist es Nachmittag auf dem Museumshügel. „Jetzt ist auch klar, warum es Braukunst heißt“, sagt Christian Gerecke mit Blick auf den langwierigen Prozess, der genaues Arbeiten erfordert. Um diese Erfahrung reicher schlendern die Teilnehmenden gemütlich heim.