Carsten Mennebröker löst Norbert Lenzhölzer im Regiestuhl ab. Doch der verabschiedet sich mit einer echten Premiere in der Geschichte des Steinhauer-Theaters.
ReinoldusfestLindlarer Steinhauer gehen mit neuem Regisseur in die Premiere am Samstag
Wenn im Januar der Frost zu streng wird, um die Grauwacke zu bergen, schlüpfen die Lindlarer Steinhauer kurzerhand ins Kostüm und entern die Theaterbühne. So ist es – nachweislich – mindestens seit dem Jahr 1452 und genau so passiert es, allerlei Kriegen und Seuchen zum Trotz, bis heute. Und obwohl die Steinhauerbühne in diesen Jahrhunderten so ziemlich alles gesehen haben dürfte, wird auch der Schwank des Jahres 2024 mit gleich mehreren Premieren in die Chronik eingehen.
Komödie wurde komplett in Lindlar geschrieben
Da ist zunächst das Theaterstück an sich, das heute Abend uraufgeführt wird und den Titel „Mit einem Mal im falschen Film“ trägt. Hatte sich das Ensemble der Reinoldus-Steinhauergilde in der Vergangenheit am deutschsprachigen Schwank-Repertoire bedient und einzelne Szenen angepasst, ist die aktuelle Komödie in drei Akten tatsächlich komplett in Lindlar geschrieben worden. Autor des kunterbunten Durcheinanders in und um eine Boutique ist Norbert Lenzhölzer, der die Steinhauer jahrelang als Regisseur über die Bühne scheuchte, und der sich mit dem Stück aus eigener Feder eigentlich verabschieden wollte.
Dann kam Corona und alles anders und nun ist es an seinem Nachfolger Carsten Mennebröker (52), bei den turbulenten Verwechslungen zwischen Herrensocken und Damenunterwäsche die Übersicht zu behalten. Mennebröker stand 2018 erstmals auf der Steinhauerbühne und verriet bei den letzten Proben, dass er unter ziemlichem Lampenfieber leide. „Seltsamerweise hält sich das vor meinem Debüt als Regisseur in Grenzen. Vielleicht, weil ich ohnehin kaum mehr eingreifen kann, wenn das Stück einmal läuft“, vermutete der neue Chef im Regiestuhl mit einem Lachen.
13 Lindlarer Charaktere werden quer durch viele Generationen besetzt
Insgesamt 13 Charaktere plus fleißige Helfer hat Lenzhölzer untergebracht, die von einer Truppe quer durch viele Generationen besetzt werden. Im Mittelpunkt steht die Boutique von Pia Neumann (gespielt von Laura Peters), die Freundin Nina Sommer (Elisa Ullrich) gerne in eine Galerie verwandeln würde – allerdings nur die Ecken, in denen das Karma stimmt. Dafür wiederum ist Ninas Freund Tamil (Alexander Besgen) zuständig, der frisch aus Nepal eingeflogen ist.
Georg Höller schnallt die Latzhose um und schlüpft in die Rolle des Hausmeisters Eberhard, Alexander Köser geht in den schönsten Pantoffeln auf Brautschau. Als dann noch ein Aktmodell gesucht wird, stürzt das Ensemble den Modeladen routiniert in das ganz große Durcheinander.
Vor ihren ersten Rollen beim „großen“ Schauspiel stehen dagegen Meike Breinig aus Lindlar und Elisa Weinand aus Hohkeppel. Die beiden 22-Jährigen kommen aus dem vor Corona neu gegründeten Jugendtheater der Steinhauer. „Uns ist wichtig, dass wir junge Talente früh einbinden“, betonte Mennebröker, der extra zwei kleine Zusatzfiguren erfand. Die beiden sind übrigens der erste Steinhauer-Nachwuchs, der aufrückt – auch das ist eine echte Premiere für die Chronik.
Die Premiere des Reinoldustheaters 2024 am heutigen Samstag und die Aufführung am morgigen Sonntag sind bereits ausverkauft. Tickets gibt es allerdings noch für das kommende Wochenende, an dem zu folgenden Zeiten im Lindlarer Kulturzentrum am Wilhelm-Breidenbach-Weg gespielt wird: Freitag, 19. Januar, 19 Uhr, Samstag, 20. Januar, 19 Uhr, und Sonntag, 21. Januar, 16 Uhr. Einlass ist jeweils eine Stunde vorher.
Karten bestellt man am besten über die Homepage der Steinhauergilde. Dort lässt sich auch bequem auswählen, ob man die Komödie vom Saal oder der Empore aus verfolgen möchte. Außerdem gibt es dort Kontakt zum Jugendtheater, das immer neue Talente sucht. www.reinoldus.eu