Die Wohnraumbedarfsanalyse bescheinigt Lindlar gute Voraussetzungen für den Zuzug von Familien. Die Gemeinde sollte aber schnell handeln.
Neuer WohnraumAnalyse bescheinigt Lindlar gute Voraussetzungen
Zu einer erneuten Generaldebatte über das Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ kam es im Bau- und Planungsausschuss. Gegenseitig warfen sich CDU auf der einen, sowie SPD, Grüne und FDP auf der anderen Seite vor, die Unwahrheit zu sagen oder die Entwicklung nicht mittragen zu wollen. Auslöser für den Streit über die künftige Gestaltung des Neubaugebietes war ein Vortrag vom Forschungs- und Beratungsinstitut „Empirica“ über die Wohnraumbedarfsanalyse für Oberberg, und hier den Teilraum Mitte, insbesondere für Lindlar.
Baubestand in Lindlar ist relativ jung
Petra Heising und Thomas Abraham von Empirica stellten in ihrem per Videokonferenz übertragenen Vortrag dar, wie sich die Einwohnerzahlen in Lindlar entgegen ihrer Prognose aus dem Jahr 2015 positiv entwickelt hätten. Die Einwohnerzahlen seien nicht gesunken. Zudem boome die Wirtschaft in Lindlar, es seien viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden und die meisten Menschen wollten in der Nähe ihrer Arbeitsstätte auch wohnen. Der Baubestand in Lindlar sei im Schnitt relativ jung, rund die Hälfte der Gebäude seine in den 80er Jahren und danach errichtet worden.
Wirtschaft, Wohnungsmarkt und Demografie seien die entscheidenden Faktoren für das Wachstum einer Kommune. 2042 werden es in Lindlar rund 1500 Einwohner geben, die 80 Jahre und älter seien, aber nur 1000 Personen im Alter von 40 Jahren. Es gebe einen Sterbeüberschuss, das bedeutet, dass mehr Menschen sterben, als geboren werden. Nur durch einen Zuzug könne dem demografischen Wandel entgegengewirkt werden.
Kinder der Babyboomer suchen verstärkt neuen Wohnraum in Lindlar
Die Kinder der Babyboomer seien jetzt zwischen 30 und 40 Jahren alt und damit in einem Alter, in dem sie aufgrund des Familienzuwachses neuen Wohnraum, meistens Häuser suchen würden. Das Zeitfenster sei kurz, in zehn Jahren gebe es keinen Bedarf mehr, so Heising. Man müsse sich das wie eine Wolke vorstelle, die abregne. Wo der Regen herunterkomme, könne man beeinflussen, durch attraktive Bau- und Wohnmöglichkeiten. Denjenigen, die nach Wohnraum suchen würden, sei es dabei egal, ob sie in Lindlar oder in einer Nachbarkommune fündig würden, sagte Heising. Die Politik müsse entscheiden und das relativ schnell, ob sie die Regenwolke ziehen lassen wolle, oder ob die sich in Lindlar abregnen sollte.
Die Untersuchung bestätige, dass SPD, Grüne und FDP richtig gelegen habe, als sie nach der Kommunalwahl das Einfamilienhaus-Projekt der CDU an der Jugendherberge gestoppt habe, so Michael Scherer, Fraktionschef der SPD. Dort ein modernes Quartiersprojekt mit Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbau zu errichten, sei der richtige Weg. Die CDU habe sich bislang verweigert, das sei bedauerlich. Er appelliere an die CDU, diese Haltung aufzugeben und sich in den Prozess einzubringen.
Lindlar: Kritik an der langen Dauer der Planungen
Scherer kritisierte zudem, dass es sehr lange dauere, bis die Verwaltung Pläne vorlege und ein Bebauungsplan erstellt werden könne. Bürgermeister Georg Ludwig erklärte, dass es durch personelle Engpässe bei den Planungsbüros, bei der BGW und auch bei der Gemeinde zu deutlichen Verzögerungen gekommen sei, es hätte sonst sicher zwei Jahre schneller gehen können.
Auch die Grünen fühlten sich durch die Untersuchung in ihrer Einschätzung bestätigt. Wie Jörg Schlichtmann ausführte, gebe es mit den einzelnen Projekten, die aktuell umgesetzt oder in Planung seien, wie an der Königsberger Straße und am Kirschbäumchen schon eine ganze Menge neuen Wohnraum. Das sollte bei der Fortschreibung der Bedarfsanalyse berücksichtigt werden.
„Nun gibt es schwarz auf weiß, was wir immer schon gedacht haben. Die CDU war der Bremser“, so Erika Lob von der FDP. CDU-Fraktionschef Hans Schmitz konterte, dass die CDU diese Erkenntnis schon lange habe und entsprechend auch gehandelt habe. Zuerst sollten die Einfamilienhäuser gebaut werden, in denen schon längst Menschen wohnen könnten, dann hätte man den später dazu gekauften Bereich entwickeln können. So gebe es nun vier verlorene Jahre. Die Aussage, dass die CDU sich verweigere, sei schlicht falsch.
Die CDU habe einer massiven Häufung an Wohnraum an dieser einen Stelle widersprochen, da damit den Dörfern die Chance zur Entwicklung genommen werde. Genau das aber habe man verhindern wollen. Durch die Politik von SPD, Grünen und FDP werde die Situation in den Dörfern immer schwieriger, mit zahlreichen negativen Auswirkungen auf die Vereine und das gesellschaftliche Leben, so Schmitz. Die CDU habe die positive Entwicklung von Lindlar im Blick.