Lindlarerin auf HelgolandElla Tekotte schützt Meer und Tiere
Helgoland – Um genug Frischluft am Arbeitsplatz muss sich Ella Tekotte keine Sorgen machen. Seit Anfang September liegt ihr Einsatzgebiet mitten in der Nordsee, rund 70 Kilometer vom deutschen Festland entfernt. Auf Helgoland leistet die 18-Jährige aus Lindlar-Kemmerich einen einjährigen Freiwilligendienst für den Meeresschutz.
Den ersten schweren Herbststurm hat Tekotte gerade gut überstanden. „Man merkt, dass der Sommer vorbei ist. Die Wellen sind jetzt richtig aufbrausend – ich mag das sehr“, verrät die Lindlarerin im Telefonat mit unserer Zeitung. Nach ihrer Ankunft auf der Hochseeinsel lud die Nordsee noch zum Bad ein, inzwischen ist die Regenjacke das wichtigste Alltagsutensil.
Aus der Schule in die Natur
Im Frühjahr dieses Jahres meisterte Ella Tekotte die Abiturprüfungen am Lindlarer Gymnasium. Schon damals hatte sie ein Faible für die Natur auf und unter Wasser, sie fasste ein Studium der Meeresbiologie ins Auge. „Auf Helgoland möchte ich mich nun orientieren und herausfinden, ob das wirklich etwas für mich ist“, erklärt Tekotte.
Mindestens seit den 1830er-Jahren wird auf Helgoland geforscht. Für die kommenden Monate ist die Lindlarerin eine von zwei Freiwilligen, die das Alfred-Wegener-Institut im Schatten der Langen Anna unterstützen.
Auf offener See
Zweimal pro Woche schlüpft die Lindlarerin im Morgengrauen für ein Rendezvous mit „Aade“ in Gummistiefel und Friesennerz. Das schneeweiße und fast 50 Jahre alte Holzmotorboot transportiert die Lindlarerin, eine Handvoll Kollegen und eine Spezialsonde auf die offene See.
Dort nimmt die Mannschaft diverse Wasserproben an Bord des Forschungsschiffes. „Wir untersuchen vor allem die Alkalinität und den pH-Wert des Meereswassers. Vereinfacht gesagt, dokumentieren wir in einer Langzeitstudie die sogenannte Ozeanversauerung, über die Medien im Zusammenhang mit dem Klimawandel berichten“, erklärt Tekotte.
Daneben engagiert sich die Lindlarerin für ein Projekt, das sich dem Ruderfußkrebs widmet. Die winzigen Exemplare stehen deshalb im Fokus der Wissenschaftler, weil sie den Hauptteil des Planktons und somit den Anfang der gesamten maritimen Nahrungskette bilden. Während ihrer ersten Tage als Insulanerin durfte Ella Tekotte außerdem beim jährlichen „Hummer-Monitoring“ helfen.
Mit Hilfe des Forschungsschiffes „Uthörn“ wurden etliche Scherentiere in speziellen Körben gefangen, um ihre Maße und das Geschlecht zu notieren. „Natürlich wurden sie anschließend wieder freigelassen“, betont Tekotte.Untergebracht ist die Freiwillige auf dem Gelände der alten Kaserne. „Das ist ein großer Komplex mit vielen Wohngemeinschaften, in denen alle unterkommen, die nicht dauerhaft auf der Insel arbeiten“, beschreibt die 18-Jährige.
Neue Bekanntschaften
Ihr gefällt das Zusammentreffen mit Studierenden, Doktoranden und Nachwuchsforschern aus aller Welt. „Durch Corona verzichten ja viele auf große Reisen – und ausgerechnet hier auf Helgoland erlebst du eine große Internationalität.“ Die Pandemie habe allerdings auch dafür gesorgt, dass einige Gäste bislang nicht zurück in ihre Heimatländer reisen durften und nun im wahrsten Sinne auf Helgoland festsitzen.
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Nie erwartet hätte Ella Tekotte das umfangreiche Sportangebot der Hochseeinsel. „Es gibt hier genau einen Sportverein, aber der hat vom Ballett über Volleyball alles im Programm.“ Das Schwimmtraining finde nach wie vor im Freibad statt – der Helgoländer ist offenbar hart im Nehmen. „Ich bin sehr herzlich empfangen worden und deshalb rundum glücklich auf der Insel“, lobt Tekotte ihre Gastgeber. Trotzdem ist die Verbindung nach Lindlar jederzeit problemlos möglich. Und eines hat Ella Tekotte schnell festgestellt: „Auf Helgoland ist die Internetgeschwindigkeit jedenfalls höher als in Kemmerich.“