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Lockerungen in OberbergEinzelhändler und Gastronomen freuen sich über Kundschaft

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Für eine Eis-Erfrischung beim Einkaufsbummel sorgen Anita und Alessandro Martini.

Gummersbach – „Wir freuen uns riesig. Man wagt es kaum zu glauben“, ist Kirstin Timmerbeil erleichtert über die Corona-Lockerungen, die seit Ende vergangener Woche wieder die Kunden in die Geschäfte an der Gummersbacher Kaiserstraße locken. Timmerbeil arbeitet als Verkäuferin im „Modewerk Andrea Jahn“ und freut sich über den regelrechten Ansturm. „Es läuft super, die Öffnung wird von unseren Kunden bombastisch angenommen. Es waren schon viele da“, erzählt sie. Einige Kunden seien anfangs noch verunsichert gewesen, ob sie nun einen negativen Test vorgelegen müssen oder nicht, um zu shoppen.

Seit mehreren Tagen liegt die Corona-Inzidenz im Oberbergischen Kreis stabil unter der 50er-Marke. Das erlaubt zahlreiche Lockerungen, unter anderem im Einzelhandel und der Gastronomie. Seit dem Wochenende können die Oberbergerinnen und Oberberger wieder ohne negativen Schnelltest oder Vorabtermin einkaufen gehen. In Oberbergs Kreisstadt herrscht wieder Leben, Stimmgemurmel ist zu hören. Auch vor den Restaurants, für deren Besuch man aktuell noch einen negativen Schnelltest vorlegen muss, sitzen wieder viele Menschen – ein ungewohntes, aber zugleich schönes Bild.

Weiterhin Maskenpflicht

Maskenpflicht, Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen gelten aber auch weiterhin. Und auch die Anzahl der Kunden in den Geschäft ist je nach Ladenfläche begrenzt. Das macht sich am Samstag besonders vor der Filiale der Modekette „New Yorker“ bemerkbar, vor der sich eine lange Schlange gebildet hat. Vor allem junge Menschen warten vor der Tür. Im Geschäft dürfen sich nur 44 Personen gleichzeitig aufhalten. Geduld ist bei den Wartenden gefragt – für die meisten kein Problem. Zu groß ist die Sehnsucht, endlich wieder Kleidung vor Ort anprobieren zu können, anstatt sie auf gut Glück im Internet zu bestellen.

Eher skeptisch wegen des Andrangs und der vielen plötzlichen Lockerungen ist Caren Franken, Chefin des Bekleidungsladens „Mode & Jeans Kultur.“ „Mir geht das einfach zu schnell. Es wirkt irgendwie so, als hätten wir eine Stufe übersprungen“, sagt sie. Die Zeit der Ladenschließung während des Lockdowns hat Franken dazu genutzt, Wände zu streichen.

Anna Hudak (84):

„Es tut gut, endlich wieder in die Geschäfte gehen zu können und Leute zu treffen. Ich bin heute mit meiner Freundin unterwegs zum einkaufen. Was mir allerdings weiterhin fehlt, ist unser Seniorentreff und unsere Chorproben.“

In frischen blau-weißen Farbtönen werden die Kunden nun empfangen. Den letzten Staubkörnern, die sich während der Zwangsschließung angesammelt haben, rückt ihre Kollegin Birgit Richter zu Leibe. „Ich habe noch ein ordentliches Putzprogramm vor mir“, sagt sie und lacht.

Kai Wende (54):

„Ich bin heute nach Gummersbach gekommen, um mich impfen zu lassen. Shoppen werden ich heute nicht, das mache ich lieber in Köln. Da dauert es mit den Lockerungen länger, aber ich freue mich schon, endlich wieder essen zu gehen.“

Ihre gute Laune kann auch das Putzen nicht trüben. „Uns Aushilfen hat die Krise besonders hart getroffen. Ich bin sehr froh, dass wir wieder öffnen dürfen und ich wieder arbeiten kann“, sagt sie.

Berge an Kleidung loswerden

Während Birgit Richter den Staub vernichtet, wollen Kirstin Timmerbeil und ihre Kolleginnen im „Modewerk Andrea Jahn“ die Berge an Kleidung loswerden, die sich während den vergangenen Monaten angesammelt haben. „Wir ertrinken in Ware, das Lager ist übervoll mit Kleidung“, erzählt Timmerbeil. Große Schilder mit den Reduzierungsangeboten weisen deshalb auf die Sonderpreise hin.

Klaus Brand (79):

„Man ist so viel Trubel nicht mehr gewohnt. Natürlich freut mich das. Aber ich würde mich ehrlich gesagt noch mehr freuen, wenn es nächste Woche auch noch so ist, noch weiter gelockert wird und ich ein Bier trinken gehen kann.“

Freudige Stimmung herrscht derweil auch bei Elisabeth Trapp und Karin Erasmus im Weltladen. „Dass wieder etwas los ist in der Stadt, ist einfach ein tolles Gefühl. Es ist fast wie Weihnachten“, schwärmt Trapp. Sie und ihre Kollegin sind als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen in dem Laden tätig.

Heidi Kaiser (38):

„Die vielen Lockerungen sind für mich nicht so ganz nachvollziehbar. Meine Töchter freuen sich, die wollen endlich wieder raus und sich mit Freunden treffen. Aber ich habe Angst, dass die Corona-Zahlen dadurch wieder ansteigen.“

Die Krise hat sie besonders getroffen, denn die Erlöse aus den Verkäufen der fair gehandelten Ware werden für den guten Zweck gespendet. Durch die Schließung fiel ein großer Teil der Spenden weg. „Auch für unsere Hersteller war das eine schwere Zeit, denn wir konnten fünf Monate nichts bestellen“, erzählt die Seniorin. Einmal pro Woche kam sie in den Laden, um nach dem Rechten zu schauen.

Jenny Giesen-Ufer (34):

„Ich bekomme heute meine zweite Impfung. Zum Shoppen mit Anstehen in langen Schlangen habe ich keine Lust. Die Lockerungen bedeuten für unsere Familie Normalität. Nächste Woche macht die Schule wieder auf. Das ist eine Freude.“

Nun kann sie endlich wieder täglich Kunden empfangen, die am Samstag nicht lange auf sich warten ließen.

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Dass wieder Leben in der Innenstadt herrscht, freut auch Anita und Alessandro Martini, die mit ihrem Eiscafé vom Forum in die Alte Rathausstraße umgezogen sind. In der vierten Generation hält Alessandro Martini die Familientradition aufrecht und steht gemeinsam mit seiner Mutter hinter der Theke. Das gute Wetter lockt am Wochenende besonders viele Kunden zu den Martinis, die fleißig Eiskugeln verteilen.