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„Made in Oberberg“Die Milch macht’s bei Risto in Marienheide

Lesezeit 3 Minuten

Die neueste Generation der Milchtankstelle, die Seniorchef Jakob Risto  und Juniorchef Klaus Risto zeigen, kann per App bedient werden.

Marienheide – Die Milch macht’s bei Risto: Derzeit plant der Marienheider Milchanlagenhersteller seine sechste Fabrikhalle im Industriegebiet Griemeringhausen. Was Firmengründer Jakob Risto im Jahr 2001 als Nebenerwerb in seiner Autogarage startete, ist heute ein Unternehmen mit mehr als 60 Mitarbeitern. Ristos Milchzapfautomaten stehen längst in vielen Ländern rund um den Globus.

Zwischen Küste und Alpen gibt es mittlerweile bundesweit rund 600 Milchzapfautomaten, die „Made in Marienheide“ sind. Viele stehen in Supermärkten, die meisten jedoch haben sich Landwirte angeschafft, die Kühe in ihren Ställen halten. Juniorchef Klaus Risto berichtet, dass der Automatenverkauf vor zwei Jahren richtig Fahrt aufnahm: „Die Bauern hatten es damals schwer, weil der Milchpreis auf unter 18 Cent in den Keller rutschte. Immer mehr Bauern entschieden sich deshalb, ihre Milch auf lukrativeren Wegen zu verkaufen.“ Die Firma Risto bot das dafür passende Gerät.

„Milkbox“ per App steuerbar

Im Juli sollen die ersten Automaten des neuesten Typs ausgeliefert werden, die rund 30 000 Euro teure „Milkbox“. Clou der Neuentwicklung: Die Elektronik und Mechanik des Geräts kann vom Besitzer nicht nur auf dem eingebauten Monitor überwacht werden, sondern nun auch per App übers Smartphone.

Dabei hat alles ganz und gar analog begonnen – mit einem Fotoalbum. Firmengründer Jakob Risto siedelte mit seiner Familie Anfang der 1990er Jahre aus Russland nach Marienheide über. Als Mitarbeiter der Firma Abus baute er sich 2001 ein zweites Standbein mit dem Ein- und Verkauf von gebrauchten landwirtschaftlichem Zubehör auf. Die Geräte zeigte er seinen Kunden in einem selbst angelegten Album. Sechs Jahre später bot Sohn Klaus seinem Vater an, eine Internetseite zu programmieren. Kurze Zeit später gründeten beide die Risto GbR und errichteten in Griemeringhausen ihre erste Halle mit 200 Quadratmetern, in der in den Anfangsjahren nur gebrauchte Milchtanks etwa mit Kühlaggregaten und Rührsystemen aufgerüstet wurden. Das ist nun nur noch eines von mehreren Geschäftsgebieten.

Anfrage aus Russland als Start

Eine Anfrage aus Russland gab 2008 den Startschuss für die Milchautomaten. Klaus Risto (33) erinnert sich: „Ein Supermarkt hatte einen Milchbottich mit Zapfhahn bestellt. Den sollte eine Mitarbeiterin bedienen. Da dachte ich: Das muss in der heutigen Zeit auch mit einem Automaten gehen.“ Also besuchten die Ristos eine Messe für Casino-Zubehör und nahmen Kontakt zum Hersteller eines Zahlungssystems auf, wie er auch in Spielautomaten eingebaut ist. Dieses System verbaut Risto nun auch in seinen Milchautomaten – nur dass aus denen auch garantiert etwas herauskommt, wenn Münzen oder Scheine hineingesteckt werden.

Der erste Automat „Typ R“ ging 2010 auf den Markt. In dem Jahr stieg auch Jakob Ristos älterer Sohn Andreas als technischer Leiter ins Unternehmen ein. Der Typ R wird derzeit in der dritten Auflage hergestellt. Ihm folgte ein Premium-Model, das auf die Erfordernisse von Supermärkten zugeschnitten ist. Der Automaten-Typ „Milkbox“ folgte.

Im Laufe weniger Jahre ist das Familienunternehmen kontinuierlich gewachsen. Stets wurde mehr Platz benötigt, unter anderem für eine Laser-Schneiderei und eine Zerspanungsabteilung. Der Juniorchef sagt: „Wir haben vieles selbst in die Hand genommen, weil unsere Lieferanten nicht mit den benötigten Bauteilen hinterherkamen.“ Mittlerweile fertigte Risto auch Bestellungen anderer Firmen.

Nun plant Risto eine sechste Halle in Griemeringhausen, um die „Farm Shop Factory“ zu produzieren, eine Art Mini-Molkerei: In Containern werden kompakt Geräte zusammengefasst, damit Bauern ihre Milch selbst pasteurisieren und kühlen können. Jakob Risto (61) kann es nicht so ganz fassen, zu was sich sein kleiner Nebenerwerb entwickelt hat.