Mit Abstand der beste LiebesbeweisMicha Stemmler aus Marienheide verkauft Maibäume
- Der Marienheider Forstunternehmer Micha Stemmler hat pünktlich zum 1. Mai wieder eine Menge zu tun.
- Am heutigen Donnerstag verkauft er gegenüber vom Gummersbacher Forstamt wieder Maibäume.
- Er verrät, welche Wege manche Kunden für Maibäume auf sich nehmen und welche Folgen die Corona-Krise für sein Geschäft hat.
Königsheide – Heute Nacht ist das Maibaumaufstellen ausnahmsweise Frauensache. „Denn es ist Schaltjahr, und so verlangt es die Tradition“, weiß Micha Stemmler. Tatsächlich sind es zu einem Großteil Frauen, die den Marienheider Forstunternehmer in den vergangenen Tagen angerufen haben, um ein Bäumchen für ihren Liebsten vorzubestellen.
Abzuholen gibt’s sie am heutigen Donnerstagnachmittag auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände, wo Stemmler auch in diesem Jahr seinen Eintages-Baumverkauf öffnet. Das kleine Nebengeschäft wirft zwar nicht viel ab, kommt dem 32-Jährigen aber in der dürren, weil auftragsschwachen Corona-Zeit gelegen.
Auch für Spontankäufer gibt es genug Auswahl
Seitdem Stemmler vor fünf Jahren erstmals Maibäumchen in der Kreisstadt anbot, ist das Geschäft gut gediehen. Mittlerweile bringt er binnen weniger Stunden um die 150 Birkengewächse an den Mann – oder eben an die Frau. Nicht nur Vorbestellungen werden bedient, auch für Spontankäufer gibt’s genug Material.
Kein Baum
Die Bergneustädter SPD stellt in Absprache mit dem Bürgermeister keinen Maibaum vor dem Rathaus auf. Ungeachtet des Verzichts auf diese Tradition anlässlich des „Tags der Arbeit“ teilt die SPD mit, dass sie nach wie vor für gleiche Bedingungen am Arbeitsplatz, tarifgebundene Entlohnung, nachhaltiges Wirtschaften und die Schaffung einer solidarischen Gesellschaft eintritt. (ag)
Diesmal will er mit seinem Forsttruck und Anhänger von 15 bis 19.30 Uhr gegenüber dem Forstamt halten. Für 15 Euro gibt es dann die Bäume und für ein paar Taler mehr auch Kreppband und Holzherzchen. „Denn welcher Kerl hat schon Lust, dafür extra noch in einen Dekoladen zu gehen?“, sagt der Baumfäller. Besonders wichtig diesmal: Wer zum Stand kommt, solle eine kleine Maibaumlänge Abstand halten. Das sind rund zwei Meter, wobei Stemmler auch größere Exemplare mitbringt. Anders als in den Vorjahren will er das Geschäft ohne Mitarbeiter, dafür aber mit Mundschutz und Handschuhen abwickeln.
Im Sinne des Infektionsschutzes dürften Maibäume allemal sein, schließlich kommt dieser Liebesbeweis ganz ohne Körpernähe aus.
Trotz Coronavirus: Große Nachfrage nach Maibäumen
Eigentlich hat Stemmler mit sehr viel größeren Gewächsen zu tun. Mit seinem Vier-Mann-Betrieb in der kleinen Marienheider Ortschaft Königsheide hat er sich auf Fällungen großer Bäume aller Art spezialisiert. „In ganz Oberberg und zwischen Königswinter und Düsseldorf“, wie er berichtet, klettert er angeseilt auch in die Kronen, um mit einer handlichen Motorsäge gefährliche Äste herabzuholen.
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Corona hat das Geschäft arg ausgebremst, sagt Stemmler: „Meine Kunden sind zu 80 Prozent Privatleute, die ihr Geld in diesen Wochen lieber zusammenhalten.“ Zumindest scheinen die Menschen für die Mai-Tradition ein paar Euro übrig zu haben, die Bestellungen versprechen das gewohnte Geschäft. Wobei sich beim Verkauf noch nie Menschentrauben gebildet haben.
Manche Kunden kommen mit der Bahn aus dem Kölner Raum
Stemmlers Maibaumkundschaft kommt nicht nur aus Oberberg. Er hat schon Männer mit der Regionalbahn aus dem Kölner Raum anreisen sehen, die den Baum dann auf der Schiene davon gebracht haben. Überwiegend sind die Käufer junge Sprösslinge, ab 16 Jahren aufwärts. Aber auch ein paar betagtere Herren sind regelmäßig dabei, die ihre Längst-Angetraute mal wieder betören wollen – Stemmler hat schon Frischverliebten und Goldhochzeitern die passende Birke vermittelt. Die bezieht er in jedem Jahr aus einer anderen Waldparzelle, diesmal von einem seiner Auftraggeber, der bei Königsheide eine Waldparzelle hat.
Trotz der inzwischen eingekehrten Routine – dieses fünfte Maibaum-Schaltjahr ist auch für Micha Stemmler prickelnd: „Ich bin mal gespannt, ob meine Freundin Meike daran denkt, mir ein Bäumchen aufzustellen.“ Er hätte da noch was im Angebot.