AboAbonnieren

850-Jahr-Feier am SamstagDas Kirchdorf Müllenbach hat eine wechselvolle Geschichte

Lesezeit 3 Minuten
Die Evangelische Kirche in Müllenbach.

Die Wehrkirche ist ein Wahrzeichen von Müllenbach.

Müllenbach feiert am Samstag seine urkundliche Ersterwähnung. Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte der Ort durch den Grauwacke-Abbau.

„Müllenbach ist nicht Marienheide“ – sagen zumindest die Müllenbacher. Und darin schwingt der Stolz auf die lange Geschichte des Kirchspiels mit. „Mulenbeke“ wurde erstmals im Jahr 1174 urkundlich erwähnt, also vor 850 Jahren. Grund genug für eine große Feier am Samstag, 28. September, ab 12.30 Uhr in der Kirche und anschließend auf dem Schützenplatz.

Das Ortsbild von Müllenbach wird bis heute geprägt von seiner mittelalterlichen Wehrkirche mit ihrem wuchtigen Turm, der im ausgehenden 11. Jahrhundert errichtet wurde. Ausgrabungen in unmittelbarer Nähe der Kirche belegen, dass der Ort jedoch schon zu karolingischer Zeit besiedelt war.

Herren von Möllenbicke gaben dem Ort seinen Namen

Außer der imposanten Kirche haben sich in Müllenbach noch weitere bemerkenswerte Häuser erhalten – wie Haus Schorre aus dem Jahr 1350, das als Gasthaus und Pfarrhof diente. Haus Wahlscheid, erbaut 1775, war Vogtei und Haus des Bürgermeisters. Es waren die Herren von Möllenbicke, die dem Ort seinen Namen gaben. Unter der Herrschaft des Grafen von der Mark dienten sie als Vögte in Gummersbach und „Nyestat“, dem heutigen Bergneustadt. 1580 hielt die Reformation Einzug in Müllenbach. Im Dreißigjährigen Krieg aber starb das Geschlecht der „Möllenbicker“ aus, die Schwarzenberger wurden die neuen Landesherren.

Über viele Jahrhunderte war das Leben in Müllenbach vor allem von Landwirtschaft und Handwerk geprägt, bis ins 19. Jahrhundert zählte das Dorf kaum 250 Einwohner. Dann aber stieg die Nachfrage nach Grauwacke an, und weil der begehrte Naturstein rund um Müllenbach reichlich vorhanden war, entstanden zahlreiche kleine und kleinste Steinbrüche. Müllenbach erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Einst als Wintersportzentrum bekannt

Mit der Einweihung der Volmetalbahn im Jahr 1891/92 erhielt das Dorf im nahen Holzwipper einen Bahnanschluss. Eine elektrisch betriebene Feldbahn brachte Schotter und Pflaster von den Steinbrüchen zum Bahnhof. Der Bau der Bruchertalsperre in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg kurbelte die Nachfrage nach Grauwacke nochmals an. Doch dann wurden die Straßen zunehmend asphaltiert, die Zeit der Steinbrüche war um 1950 vorbei. Stolz sind die Müllenbacher auch auf ihr ausgeprägtes Vereinswesen, vor allem auf den über 450 Jahre alten Schützenverein, mit knapp 1000 Mitgliedern einem der größten in ganz Oberberg. Dabei zählt Müllenbach nur rund 1500 Einwohner.

Auch der Sport wird in Müllenbach großgeschrieben. Um 1930 – damals waren die Winter noch schneesicher – entstand hier einer der ersten Skisprungschanzen in Oberberg, 1971 folgte ein Skilift – der 2006 allerdings abgerissen und verschrottet wurde.

Der Schriftsteller Harry Böseke (1950-2015) richtete in einem alten Wohngebäude das „Haus der Geschichten“ ein. Seit 2001 war es zugleich Heimat des „Bücherdorfs Müllenbach“, der den Ort weit über Oberberg hinaus bekannt machte. Doch nach Bösekes Tod wurde das Haus 2018 verkauft und geschlossen. Niemand kennt die Geschichte des Dorfes besser als der Müllenbacher Hobbyhistoriker Wolfgang Gaudich. Im Sommer 2022 führte er eine interessierte Gruppe des Bergischen Geschichtsvereins (BGV), Abteilung Oberberg, durch sein Heimatdorf. Der Bericht von BGV-Schriftführer Harald Meißner bildet die Grundlage dieses Artikels.


An diesem Samstag feiern die Müllenbacher ihr 850-Jähriges. Zum Auftakt findet um 12.30 Uhr ein Gottesdienst in der Wehrkirche statt, mit einem Vortrag über die Ortsgeschichte. Eine Stunde später beginnt das Fest auf dem Schützenplatz, bei dem die Vereine Programm bieten. Um 18 Uhr beginnt ein Konzert in der Schützenhalle, das später in eine Party übergeht.