Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Gemüseanbau„Ernteland Marienheide“ als ökologisches Projekt wächst seit drei Jahren stetig

Lesezeit 5 Minuten
Ein Ehepaar steht in ihrem Garten – einem ökologischen Anbauprojekt.

Fiona Rüggeberg und Guido Arens freuen sich, dass ihr Projekt so gut bei den Besuchern ankommt.

Im Stil selbstversorgender Höfe bieten Fiona Rüggeberg und Guido Arens eine Vielfalt an biologischen Lebensmitteln aus eigener Erzeugung an.

Vorsichtig nähert sich die zwölfjährige Zoe einem der insgesamt drei Hähne im Hühnergehege. Mit einer schnellen und gekonnten Bewegung hat sie sich das Federtier geschnappt und nimmt es unerschrocken und stolz auf den Arm. Der Hahn kapituliert, genießt aber sichtlich, dass er gestreichelt wird. Zoe kommt regelmäßig zu den Tieren in Marienheide – diese haben ihr zu Hause im „Ernteland“. Fiona Rüggeberg und ihr Mann Guido Arens haben auf dem Gelände ihres Hofes in der Straße „Löh“ das „Ernteland Marienheide“ geschaffen. Vor drei Jahren öffneten sich erstmals die Tore für Besucherinnen und Besucher. Seitdem ist auf dem Gelände jede Menge los und viel gewachsen.

Im Stil traditioneller, selbstversorgender Höfe bieten die beiden eine Vielfalt an biologischen Lebensmitteln aus eigener Erzeugung an. Dabei können und sollen Besucherinnen und Besucher auch selbst mitmachen und ernten. Zahlreiche Beete reihen sich aneinander. Sie sind labyrinthartig angelegt, sodass Kinder die Landwirtschaft auch auf spielerische Weise kennenlernen können.

Ein Mädchen hält auf einem Hof einen Hahn auf dem Arm.

Gerne ins Ernteland Marienheide kommt die zwölfjährige Zoe, die auch in der Gemeinde wohnt.

Zahlreiche Gemüsepflanzen wie Tomaten, Salate, Kohl, Auberginen sowie Obst und Beeren wachsen hier je nach Jahreszeit. Die Hühner sorgen für frische Eier, 18 Bienenvölker, die Guido Arens betreut, steuern frischen Honig bei. „Ich kümmere mich um die Bienen, dafür halte ich mich aus den Gemüsebeeten raus. Das macht meine Frau“, meint er lachend. Auf kleinen Schildern stehen Preise. Geerntete Lebensmittel werden gewogen und nach der Gewicht bezahlt.

„Ich habe vieles von meiner Oma beigebracht bekommen. Ich hatte schon immer gerne meine Hände in der Erde im Garten“, erzählt Fiona Rüggeberg, die eine Ausbildung im Biologischen Gartenbau gemacht hat. Darüber hinaus ist sie studierte Musikpädagogin. 25 Jahre lang war sie mit einer Band auf Tour und immer unterwegs, bis es plötzlich darum ging, ob sie den Hof ihrer Großmutter übernehmen wolle.

Auf einer Tafel stehen Gemüsesorten, die aktuell erntereif sind.

Aktuell gibt es noch nicht allzu viel zu ernten. Das wird sich aber bald ändern.

„Ich habe nicht lange gezögert, habe mein Leben um 180 Grad geändert und das Musikerleben auf Tour gegen ein Leben auf dem Hof getauscht.“ Bereut habe sie diese Entscheidung nicht einen einzigen Tag. Das Ernteland betreiben Fiona Rüggeberg und ihr Mann neben ihren Hauptberufen. Während sie Musikunterricht gibt, arbeitet er als Schlosser.

Im Sommer 2021 hatte Rüggeberg die Idee für das Ernteland – damals noch als landwirtschaftlicher Abenteuerspielplatz – im Marienheider Ausschuss für Wirtschaft, Freizeit, Kultur und Tourismus vorgestellt. Nach einigen Planänderungen (siehe Kasten) und an einem anderen Standort als ursprünglich geplant, konnte sie das Ernteland vor drei Jahren schließlich eröffnen. Finanziert haben sie und ihr Mann das Projekt aus eigenen Mitteln.

Ich habe nicht lange gezögert, habe mein Leben um 180 Grad geändert und das Musikerleben auf Tour gegen ein Leben auf dem Hof getauscht.
Fiona Rüggeberg, Ernteland Marienheide

Bei den Besucherinnen und Besuchern kommt das Ernteland super an, und es gibt mittlerweile viele Stammkunden. An diesem Samstag toben Elias, Noah und Noel durch die Gemüsebeete. Die Brüder im Alter von sieben bis neun Jahren schauen neugierig, welche Pflanzen seit ihrem letzten Besuch aus der Erde gesprossen sind und füttern die Tiere. Denn neben den Hühnern und Bienen sind Ziegen, Fische, Enten, ein Esel sowie jede Menge Damwild in Marienheide zu Hause. „Das Wild wird geschlachtet, und wir verkaufen das Fleisch“, berichtet Fiona Rüggeberg, während die Kinder den Hirsch mit Futter locken.

Die Brüder sind aus Dümmlinghausen nach Marienheide gekommen. „Wir kommen gerne hierher. Die Jungs haben auch am Ferienprogramm teilgenommen“, erzählt ihre Mutter. Sie ist erleichtert, dass ihre Söhne gerne in der Natur spielen statt nur vor dem Handy oder   Computer zu sitzen. Das müsse man aber auch vorleben.

Zwei Kinder locken Dammwild mit Futter an.

Beliebt bei den Kindern ist auch das Dammwildgehege, das ans Ernteland angrenzt.

Dass sich der Bezug der Kinder zur Natur verändert habe, beobachten auch Fiona Rüggeberg und Guido Arens. „Es ist nicht mehr wie bei uns früher. Wir waren immer draußen“, sagt Rüggeberg, die diesem Trend mit dem Ernteland auch etwas entgegenwirken und Familien den ökologischen und vor allem den regionalen Anbau wieder näher bringen möchte.

Das scheint zu gelingen, denn öffnet das Ernteland zu seinen regulären Zeiten für jedermann die Tore, dauere es häufig nicht lange, bis die ersten vorbeikommen, um zu ernten und sich auszutauschen. Einmal pro Woche kommt eine Schul-AG vorbei.

Und Fiona Rüggeberg bietet Jahreskurse von März bis Oktober und Ferienkurse für Kinder und Familien an. „Bei den Jahreskursen ist der Zyklus des Gemüseanbaus über die gesamte Saison erlebbar. Die Teilnehmer sehen, wie alles wächst und wissen, woher das Gemüse kommt, das sie essen.“ Ein neuer „Waldläufer“-Kurs begibt sich   auf die Spuren der Tiere im Wald. Und auch ein Pilzgarten wurde jüngst angelegt und ergänzt schon bald das Angebot.


Bauernhof mit Kursprogramm

Ursprünglich sollte das Marienheider Ernteland auf einem gut 1500 Quadratmeter großen Gelände nahe der Ortsmitte eine Art landwirtschaftlicher Abenteuerspielplatz mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Naturschutz werden. Geplant waren neben den Anbauflächen zwei Spielhäuser und eine Hängebrücke.

Für die Umsetzung dieser ersten Idee hätte jedoch der Flächennutzungsplan des Geländes am Panoramaweg geändert werden müssen. Dieser Prozess hätte bis zu zwei Jahren gedauert, berichtet Fiona Rüggeberg. Deshalb sei die Wahl nach einer Begehung durch das Marienheider Bauamt schließlich auf das eigene Grundstück neben dem Hof der Familie in der Marienheider Straße „Löh“ gefallen. Weg fielen damit allerdings die erhofften Leader-Fördermittel. Denn eine Bezuschussung des Ernteland-Projekts war an den ursprünglich geplanten Standort gekoppelt.

Alle Kurse des Erntelands sind auf dessen Homepage finden. Für die „Frühlingsklänge“ am Donnerstag, 1. Mai, 15 bis 17 Uhr, sind noch Plätze frei. Bei dieser akustischen Entdeckungsreise für Kinder (zwei bis fünf Jahre) und deren Eltern hören die Teilnehmer das Treiben der Bienen in der Imkerei, besuchen Küken und toben im Strohspielplatz. Und es wird gesungen.

Die Öffnungszeiten sind Freitag, 16 bis 18 Uhr, Samstag, 14 bis 18 Uhr, und Montag, 9 bis 13 Uhr.