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„Freilauf-Methode“Warum zwei Oberberger barfuß durch ihren Alltag laufen

Lesezeit 4 Minuten
Ohne Schuhe: Miriam Neufurth und Ben Grümer zeigen ihre nackten Füße.

Ohne Schuhe: Miriam Neufurth und Ben Grümer mögen frische Luft um die Füße und profitieren auch gesundheitlich davon.

Barfuß statt mit Schuhen gehen die beiden Oberberger Ben Grümer und Miriam Neufurth durchs Leben – und sogar auf Wanderschaft.

Zufrieden kehren Miriam Neufurth und Ben Grümer von ihrer Wanderung durch die Wälder an der Marienheider Ortschaft Obernhagen zurück. Anders als andere Wanderer streifen sie sich danach aber nicht einfach die matschigen Wanderschuhe ab, sondern müssen einen kurzen Abstecher ins Badezimmer machen, um ihre Füße abzuwaschen und abzutrocknen. Denn Miriam Neufurth und Ben Grümer sind ohne Schuhe unterwegs – trotz regnerischem, kühlen Wetter. Dahinter steckt die sogenannte „Freilauf-Methode“. So oft es möglich ist, laufen die beiden barfuß.

„Eine Freundin hat sich bei der Firma Wildling Shoes in Osberghausen Barfußschuhe gekauft und davon geschwärmt. Ich fand die Schuhe optisch allerdings nicht so prickelnd“, berichtet Neufurth. Doch die Neugier siegte. Als sie zum ersten Mal selbst Wildlinge trug, habe sich ihre Meinung schlagartig geändert.

Den Barfußschuhen folgten gar keine Schuhe

Seit einem Jahr hat sie nun das Barfuß-Fieber gepackt. „Ich war von Anfang an begeistert von dem Gefühl und es tut mir auch gesundheitlich gut“, sagt die Marienheiderin, für die orthopädische Einlagen in den Schuhe vor einem Jahr noch zum Alltag gehörten. Drei Wochen lief sie mit den Wildlingen durch Berlin, was anfangs sehr ungewohnt für ihre Füße war, die sich zunächst an die neue Freiheit gewöhnen mussten. Deshalb entschied sich Neufurth, an einem Barfuß-Coaching teilzunehmen und lernte Ben Grümer kennen.

Seit 2017 ist Grümer barfuß unterwegs. „Ich beschäftige mich schon lange mit Sport“, berichtet der gebürtige Wiehler, der 2012 sein Sportstudium aufnahm. Als er sich bald das Kreuzband riss, kam gezwungenermaßen ein bewussterer Umgang mit Gesundheit, Athletik und den passenden Schuhen hinzu. „Ich habe mich nach alternativen Schuhen umgeschaut und kam auf Barfußschuhe“, erzählt er. Der Erfolg stellte sich schnell ein. Er erklärt: „Barfuß kann man nicht so schnell laufen wie mit besohlten Schuhen und geht gezwungenermaßen langsamer durchs Leben. Es ist also auch eine Anti-Hektik-Maßnahme. Ich habe mich in meinem Körper und in meiner Bewegung viel besser gefühlt.“

Nicht jeder ist Fan von nackten Füßen. Barfuß gehen ist nicht so sexy zu vermarkten.
Ben Grümer, Barfuß-Coach

Grümer fing an, in einem Laden zu arbeiten, in dem Barfußschuhe verkauft wurden. „Dort habe ich mich auf Anhieb wohlgefühlt.“ Er fing an, Kurse zu geben, ließ sich 2016 an der Barefoot-Academy (heute: Freilauf-Methode) als Barfuß-Coach ausbilden und schaute dabei nicht nur auf das Barfußgehen als solches, sondern auch auf alles, was noch dahinter steckt. Und das ist viel, hat auch Miriam Neufurth nach kurzer Zeit bemerkt. „Füße, Knie, Schulter, Waden – all das spricht man beim barfuß gehen an. Ich habe dadurch den roten Faden in meinem Körper erkannt“, beschreibt sie ihr Gefühl nach den ersten Woche, in denen es ihr auch gesundheitlich schnell besser ging.


Workshop

  1. Ein Baremovement-Workshop findet am 15. Juli findet von 10 bis 15 Uhr in Gummersbach unter der Leitung von Barfuß-Coach Ben Grümer statt. Dabei erhalten Interessierte Informationen zu den Themen Fuß-Gesundheit, Barfuß gehen und laufen sowie die natürliche Fortbewegung im modernen und oftmals stressigen Alltag. Der Veranstaltungsort wird noch bekanntgegeben. Wer sich bereits vorab einen Platz sichern möchte oder Fragen zur Freilauf-Methode hat, kann sich bei Ben Grümer melden per Mail.

Mittlerweile hat sie das Coaching mit Ben Grümer beendet und hat sich Mitte März sogar selbst zum Coach ausbilden lassen. Ihre besohlten Schuhe hat sie alle weggegeben. „Nur die Wollsocken habe ich behalten – für kalte Tage, verrät sie.

Bei Hochzeiten trägt Ben Grümer doch lieber Schuhe

Ben Grümer ist nicht ganz so radikal. „Vor allem im Funktionssport können besohlte Schuhe ein wichtiger Halt sein“, sagt er. Und auch bei anderen Gelegenheiten, wie zum Beispiel als Gast auf einer Hochzeitsfeier, passe er sich an. „Dann trage ich Schuhe, weil es unpassend wäre, barfuß zu erscheinen. Nicht jeder ist Fan von nackten Füßen“, weiß der Barfuß-Coach und ergänzt grinsend: „Barfuß gehen ist nicht so sexy zu vermarkten.“

Es sei ihm egal, was andere denken, wenn sie ihn ohne Schuhe sehen. Ab und zu sei es auch anstrengend, ständig damit konfrontiert zu werden, auch wenn er die Neugierde verstehen kann. „Für mich ist die Freilauf-Methode eine gute Alternative für Menschen, die Probleme mit ihren Füßen haben. Nicht mehr und nicht weniger“, fasst der Coach zusammen, der dieses Gefühl und das nötige Wissen für das richtige Training gerne weitergeben möchte.