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RaummangelIm Marienheider Awo-Bildungszentrum lernen rund 150 Geflüchtete Deutsch

Lesezeit 3 Minuten
Frauen stehen an einer Tafel.

Im ABC gibt’s nur Platz für 18 Teilnehmende. Weil aber derzeit rund 150 Geflüchtete Deutsch lernen, stellen Evangeliumsgemeinde, Lebenshilfe und Gemeindeverwaltung Räume zur Verfügung.

Das Bildungszentrum in Marienheide wurde 2015 im Zuge des Zuzugs vieler Geflüchteter gegründet. Jetzt ist dort sogar noch mehr Betrieb.

„Die Herausforderung ist riesengroß seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine“, sagt Werner Rosenthal, Vorsitzender des Awo-Ortsvereins Marienheide. „Die Zahl der Geflüchteten übersteigt sogar die Jahre 2015 und 2016 bei Weitem.“ Im Zentrum von Marienheide gründete die Arbeiterwohlfahrt damals das Asylbewerber-Bildungs-Centrum ABC für Integrationskurse. Heute heißt es Awo-Bildungszentrum (ABC) – und es platzt nach einigen ruhigeren Jahren gerade aus allen Nähten.

Von den 150 Sprachschülern kommen allein 100 aus der Ukraine

„Zurzeit nehmen rund 150 Geflüchtete an Sprachkursen unterschiedlicher Level teil“, berichtet Maren Berges, Koordinatorin beim Evangelischen Kirchenkreis An der Agger, der die Kurse organisiert und finanziert. Einige Lehrkräfte arbeiten hauptamtlich, andere ehrenamtlich. „Allein 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus der Ukraine. Sie dürfen ja sofort an Sprachkursen teilnehmen. Aber zurzeit kommen auch wieder verstärkt Menschen aus Syrien, Aserbaidschan, Zaire, Afghanistan, Bangladesch, aus dem Irak, auch aus China. Es ist eine ganz breite Palette.“

Im ABC selbst gibt es nur Platz für 18 Teilnehmende. Daher sei man auf weitere Räume angewiesen, im Moment stellen die Evangeliumsgemeinde und die Lebenshilfe Bergisch Land jeweils einen Raum zur Verfügung, auch die Gemeinde Marienheide.   Ein niederschwelliges Angebot für Frauen findet im Mehrgenerationenhaus der Caritas statt. Vor allem vormittags ist der Raummangel besonders groß, berichten Rosenthal und Berges. Fünf Kurse finden dann gleichzeitig statt, dazu ein Online-Kurs, denn da ist die Betreuung der größeren Kinder in Schule und Kindergarten meist geregelt.

Zurzeit kommen auch wieder verstärkt Menschen aus Syrien, Aserbaidschan, Zaire, Afghanistan, Bangladesch, aus dem Irak, auch aus China. Es ist eine ganz breite Palette.
Maren Berges, Koordinatorin

Fahad Rasoul hat an diesem Tag seine Tochter Hawa und den kleinen Hazan mit in den Unterricht gebracht. Er will nichts vom Lernstoff versäumen, auch wenn er keine Kinderbetreuung hat. Besonders gefragt sei bei den Geflüchteten auch der Eltern-Kind-Kurs, erzählt Berges. Gerade nehmen nur Frauen teil, während ihre Babys in einem Nebenraum betreut werden. Ana Koztiuk aus Moldawien und Kazhin Albiwani aus dem Irak sind noch neu in Marienheide, gerade läuft ihre fünfte Deutschstunde, und die hat es in sich. Denn zum Auftakt sollten sie im Geschäft nebenan die Zutaten für einen Obstsalat selbst einkaufen – und nach dem Essen Auskunft geben, wie es geschmeckt hat. Aber wie sagt man „sauer“ auf Deutsch, fragen sie sich kichernd.

Im ABC-Zentrum selbst werden zur gleichen Zeit Analphabeten unterrichtet, da drücken auch Frauen und Männer im fortgerückten Alter erstmals in ihrem Leben die Schulbank. Gern, wie sie sagen. Währenddessen bereitet sich der Kurs im Raum der Evangeliumsgemeinde bereits auf eine Prüfung vor, und wenn es um das Level B geht, wird es schon anspruchsvoll, da geht’s etwa um Fragen zur Struktur der Bundesländer.

Manchmal scheitere jemand auch an einem Missverständnis, berichtet Koordinatorin Berges. Wie der Mann, der sich in der Prüfung um eine Teilzeitstelle in einem Kaufhaus bewerben sollte, aber irrtümlich verstanden hatte, er solle ein Haus kaufen und seine finanziellen Verhältnisse schildern – und damit trotz bester Deutschkenntnisse durchgefallen war. Hana Sotska aus der Ukraine soll das nicht passieren.

Dafür kämpft sie sich durch Relativsätze, die sich um Fußball drehen. Je nach Kurs wird 500 bis 900 Stunden gelernt, zusammen mit der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen eine gute Startbasis, um Arbeit zu finden, meint Berges. In neun Monaten wissen dann auch Ana Koztiuk und Kazhin Albiwani, dass „Zucker“ fehlt, wenn sich beim Obstsalat der Mund zusammen zieht.