Die Lichterfahrt der Landwirte und Traktorbesitzer in der Gemeinde Marienheide findet in diesem Jahr nicht statt.
TraktorenKeine Lichterfahrt in Marienheide, in Lindlar, Waldbröl und Wipperfürth aber schon
Die Luft ist raus, die Motivation verschwunden. Auf den Marienheider Straßen wird es in der anstehenden Adventszeit ein Stück dunkler bleiben als zuletzt, die Lichterfahrt der Landwirte und Traktorbesitzer 2024 ist in der Gemeinde abgesagt. Im vergangenen Jahr noch hatten Yvonne und Markus Kollenberg von ihrem Hof in Himmerkusen aus einen blinkenden Konvoi auf die Beine gestellt, der quer durch Marienheide kurvte. Vor Weihnachten 2022 machten die Heier Lichterfahrer sogar noch einen großen Abstecher nach Gummersbach und düsten durch Strombach, Hülsenbusch und das Gelpetal. Diesmal bleiben alle Leuchten aus, die Trecker in der Garage.
Markus Kollenberg nennt dafür zwei Gründe: Drohende aufwendige Sicherheitsvorgaben, weil die Rundfahrt nicht mehr als Demonstration, sondern als Brauchtum angesehen werden könnte – praktisch genau wie ein Karnevalsumzug. Vor allem aber beklagt er, dass sich durch die Aktionen der Vorjahre praktisch nichts für die Landwirtschaft geändert habe.
Lichterfahrt Marienheide: „Der Funken Hoffnung ist inzwischen erloschen“
In Anspielung auf das landesweit häufig genutzte Motto „Ein Funken Hoffnung“ sagt der Marienheider: „Der Funken ist nicht übergesprungen. Man muss sogar sagen, er ist inzwischen erloschen.“
Kollenberg berichtet von einer Müdigkeit seiner Branche, was den Protest angeht und nimmt dabei Bezug auf ein Schreiben des NRW-Vereins „Landwirtschaft verbindet“ (Lsv), der die Idee der Lichterfahrt vor Weihnachten 2020, zu Zeiten strengster Lockdown-Regeln, publik gemacht hatte. In dem Papier, das unserer Zeitung vorliegt, rät auch der Lsv den Bauern an Rhein und Ruhr, diesmal zu Hause zu bleiben. Argument: Bei drängenden Themen wie den Energiekosten, der Besteuerung der Betriebe, dem Mindestlohn und dem Agrardiesel sei die Politik den Landwirten nicht ein Stück entgegengekommen, vielmehr seien gemachte Zusagen wieder aufgekündigt worden.
In Lindlar fahren die Traktoren am zweiten Adventssonntag
Dazu komme: Schlechte Ernten in Deutschland, wie aktuell die Ausbeute beim Weizen, würden durch Importe zu Dumpingpreisen kompensiert, bei denen es niemanden interessiere, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen das Getreide angebaut und geerntet wurde. Das Fazit des Lsv, dem sich die Kollenbergs und ihre Kollegen anschließen: „Vielleicht merkt so doch der ein oder andere, dass es ohne heimische Landwirte ein bisschen dunkler wird.“
In Lindlar sieht man das anders. Hier sollen die Traktoren am zweiten Adventssonntag, 8. Dezember, um 17.15 Uhr in Hommerich abfahren und auf bewährtem Kurs über Schmitzhöhe den Ortskern ansteuern, die Ankunft in der Pollerhofstraße ist für 18.15 Uhr geplant. „Die Lichterfahrt schafft eine sehr gute Brücke zwischen Bevölkerung und Landwirtschaft“, ist Organisator Fabian Löhr überzeugt. „Unsere Teilnehmer berichten immer wieder, dass sie das ganze Jahr über angesprochen werden, ob und was sich für die Landwirte geändert hat.“
Lindlarer Konvoi ist wieder als politische Demo angemeldet
Erneut ist der Lindlarer Konvoi wieder als politische Demo angemeldet. Zum Vorjahr gibt es allerdings zwei Änderungen: Die Fahrt findet sonntags statt freitags statt, um „das ganz große Verkehrschaos zu verhindern“, wie Löhr betont. Und der Erlös der die Rundfahrt begleitenden Spendenaktion geht diesmal nicht an die „Aktion Lichtblicke“, dafür wird für die Engelskirchenerin Tanja Platz (22) gesammelt, die nach einem Mountainbikeunfall querschnittsgelähmt ist und große Hoffnungen in neue, teure Therapien setzt.
In Waldbröl und Nümbrecht treffen sich Treckerfahrer ebenfalls am 8. Dezember, um 17 Uhr setzt sich der Tross am Waldbröler Buswendeplatz an der Vennstraße in Bewegung, von dort geht es einmal durch die Innenstadt und anschließend über Hermesdorf und durch das Bröltal nach Nümbrecht. Die Genehmigung hat Veranstalter Maik Harrock längst in der Tasche. „Das war völlig unkompliziert und ist einwandfrei gelaufen.“ Auch Harrock findet es wichtig, dass die Landwirte ihre Anliegen auf die Straße bringen.
In Wipperfürth steht die fünfte Lichterfahrt an, und Lohnunternehmer und Organisator Friedel Kausemann schlägt in die gleiche Kerbe wie Harrock. In der Hansestadt hat man sich den 15. Dezember ausgeguckt, die Genehmigung steht aber noch aus. An jenem Sonntag ist verkaufsoffen, die Innenstadt dürfte entsprechend voll sein, die Lichterfahrer viel Publikum haben. Genau darauf setze man, erklärt Kausemann. Sein Kalkül: „Die Landwirte müssen mit ihren Sorgen im Gespräch bleiben und die Bevölkerung mitnehmen. Wenn du schon den Bürger nicht an deiner Seite hast, wird kein Politiker irgendetwas ändern.“