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VortragDie Klinik Marienheide und der NS-Arzt Karl Brandt

Lesezeit 2 Minuten
Das Foto zeigt einen Grabstein mit dem Namen von Karl Brandt.

Die Grabstätte der Familie Brandt in Müllenbach wurde 2023 eingeebnet.

Rund 70 Zuhörer verfolgten den Vortrag "Karl Brandt und die Krankenhaus-Sonderanlage Marienheide" von Manfred Huppertz. Im Anschluss wurde diskutiert.

Groß war das Interesse am Vortrag „Karl Brandt und die Krankenhaus-Sonderanlage Marienheide“, den Manfred Huppertz, Archivar des Oberbergischen Kreises, am Dienstagabend im Marienheider Ratssaal hielt. Rund 70 Personen verfolgten den sehr materialreichen Vortrag zur NS-Geschichte und zum Massenmord an Menschen mit Einschränkungen.

Zweiter Vortragstermin am 28. Januar

Huppertz, der privat zu dem Thema forscht, erläuterte die geistigen Wurzeln der NS-„Euthanasie“-Verbrechen und ihre Durchführung. Eine zentrale Rolle fiel dabei Hitlers Arzt Karl Brandt (1904-1944) zu. Er wurde nach dem Krieg vor Gericht gestellt, zu Tode verurteilt und hingerichtet. Seine sterblichen Überreste wurden später in ein Familiengrab nach Marienheide-Müllenbach überführt, das im Frühjahr 2023 eingeebnet wurde. Brandt war außerdem für den Bau der Klinik in Marienheide verantwortlich. Über Beziehungen zur Familie Rüggeberg kannte er den Ort vermutlich.

Huppertz hatte den Vortrag erstmals im November 2024 im Lindlarer Freilichtmuseum gehalten (wir berichteten). Dort hatte Marienheides Bürgermeister Stefan Meisenberg angekündigt, den Vortag auch nach Marienheide zu holen. „Wir sind förmlich überrannt worden“, sagte Meisenberg nun. Deshalb wird der Vortrag am Dienstag, 28. Januar, 18 Uhr, wiederholt. Auch dieser Termin ist fast ausgebucht.

Im Anschluss an den rund 60-minütigen Vortrag gab es einige Fragen aus dem Publikum. „Wäre Marienheide eine Tötungsklinik wie Galkhausen oder Hadamar geworden?“, wollte ein Zuhörer wissen. „Nach jetzigem Stand wurden in der Klinik Marienheide nicht gezielt Menschen ermordet“, so Huppertz. Ob die Firma Rüggeberg ihre NS-Geschichte aufgearbeitet habe, lautete eine weitere Frage. „Ich hatte Kontakt zur Familie“, antwortete Huppertz. Es gebe dazu keine Unterlagen im Familien oder Firmenarchiv, habe man ihm gesagt. „Aber alle großen Firmen damals haben eine NS-Geschichte.“

Die Brandt-Grabstätte in Müllenbach habe immer wieder Unbelehrbare angezogen, die zu Brandts Geburtstag Blumen abgelegt hätten, ergänzte Stefan Meisenberg. Er sei froh, dass dieses Grab auf Wunsch der Nachkommen eingeebnet worden sei. Der Bürgermeister sagte zu, dass die Gemeinde die Herausgabe einer Broschüre zum Thema unterstützen werde. „Ich bin froh, dass dieser Vortrag vor der Wahl am 23. Februar gehalten wurde“, so Meisenberg. Und, an die Adresse der AfD gewandt: „Wer heute das Wort ,Remigration' in den Mund nimmt, der nimmt auch irgendwann das Wort ,Euthanasie' in den Mund.“