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„Mit voller Kraft angreifen“Bergneustädter Torhüter spielt jetzt beim Halleschen FC

Lesezeit 4 Minuten

Sein Debüt im Tor den Halleschen FC feierte Daniel Mesenhöler am vergangenen Wochenende im Landespokal.

Bergneustadt/Halle – „Eigentlich hatte ich mich schon darauf eingestellt, dass ich im Winter einen neuen Anlauf starte“, sagt Daniel Mesenhöler, nachdem er im Transferfenster im Sommer keinen Verein gefunden hatte. Doch dann ging alles ganz schnell für den Torhüter aus Bergneustadt, der nun dem Kader des Fußball-Drittligisten Hallescher FC angehört.

Sein erster Arbeitstag war gleich turbulent: Der 26-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis Saisonende und wurde morgens vorgestellt, abends war Mesenhöler bereits im Spieltags-Aufgebot, wärmte sich auf dem Platz auf und erlebte von der Bank aus den überraschenden 3:2-Sieg seines neuen Clubs gegen Spitzenreiter FC Magdeburg.

Keeper Sven Müller vom Halleschen FC fällt viele Monate aus

„Das war ein geiles Spiel und ein tolles Erlebnis. Den Spitzenreiter trotz vieler Verletzungssorgen geschlagen und über 10.000 Fans waren im Stadion dabei – das habe ich sehr genossen“, berichtet Mesenhöler. Letztlich lag es auch an den angesprochenen Verletzungssorgen, dass er überhaupt an diesem Abend in Halle weilte.

HFC-Keeper Sven Müller fällt viele Monate aus, so dass Ersatz hermusste – und die Wahl fiel auf den vereinslosen Daniel Mesenhöler. Nicht ausgeschlossen, dass auch Halles Leiter Scouting seine Finger im Spiel hatte: Timo Röttger aus Bergneustadt-Wiedenest ist nach dem Ende seiner aktiven Karriere seit Sommer in Halle tätig und unterstützt HFC-Sportdirektor Ralf Minge bei der Zusammenstellung des Kaders. Nun hat er oberbergische Unterstützung in Sachsen-Anhalt.

„Persönlich sind wir uns vorher kaum begegnet und kannten uns mehr oder weniger nur vom Namen her. Jetzt haben wir uns aber schon ein paar Mal gesehen und gequatscht“, sagt Mesenhöler, der sich nach der unerwarteten Verpflichtung sportlich in Szene setzen möchte.

Bergneustädter spielt jetzt für HFC: „Werde mich richtig reinhängen“

„Ich werde mich richtig reinhängen, um diese Chance so gut wie möglich zu nutzen und habe ein gutes Gefühl, dass ich meine Einsätze bekommen werden.“ Zunächst geht der Bergneustädter Keeper jedoch als Nummer zwei ins Rennen um den Platz zwischen den Pfosten.

Tim Schreiber, 19-jährige Leihgabe von RB Leipzig, stand bereits zu Saisonbeginn in den ersten drei Partien im Tor und ersetzt nun den verletzten Sven Müller. Beim Remis beim SC Freiburg II überzeugte Schreiber zuletzt mit einer starken Leistung. „Es kann sich ein guter Konkurrenzkampf entwickeln.

Wenn er durchgehend überragend spielen sollte, habe ich natürlich wenige Argumente. Ansonsten liegt es an mir, was ich aus dieser Situation mache. Ich habe in den vergangenen Monaten richtig Lust entwickelt, Gas zu geben und mit voller Kraft anzugreifen, wenn ich die Chance erhalte“, betont Mesenhöler.

Wechselhafte Spielzeit bei Viktoria Köln

Hinter dem 26-jährigen Torhüter liegen schwierige Spielzeiten. Nach einem wechselvollen Jahr beim Drittligisten Viktoria Köln gestaltete sich die Vereinssuche bereits im vergangenen Sommer kompliziert. Schließlich kam Daniel Mesenhöler beim niederländischen Erstligisten Heracles Almeo unter. „Ich habe von dort viel mitgenommen und gut trainiert, doch leider keine Spiele bekommen.“

Die fehlende Praxis wurde ihm auch in diesem Sommer zum Verhängnis. „Es gab viele Gespräche und einige 50:50-Entscheidungen, allerdings sind diese gegen mich ausgefallen. Nach einem Jahr ohne Einsätze war ich nicht in der besten Verhandlungsposition, aber ich kann eben auch keine Spielpraxis herzaubern“, erklärt Mesenhöler. So erlebte er keine einfachen Wochen und auch bittere Momente.

Ans Aufgeben dachte Mesenhöler dennoch nicht. Er zog zu seiner Freundin nach Köln in eine kleine Wohnung, hielt sich bei der U21 des 1. FC Köln fit, fuhr mit dem Fahrrad zum Training und trieb sein BWL-Studium mit Schwerpunkt Sportmanagement voran.

Daniel Mesenhöhler beim Halleschen FC: „Die Jungs machen einen super Eindruck“

„Diese Phase hat mich geerdet und mir gezeigt, was ich brauche und auch, was ich nicht brauche. Die vergangenen Monate haben einiges mit mir gemacht. Ich weiß viele Dinge mehr zu schätzen und mir wurde verdeutlicht, dass nichts selbstverständlich ist“, berichtet Daniel Mesenhöler von einer prägenden Zeit mit Gedanken, die im Gedächtnis haften bleiben werden. Doch nun rückt der Fußball wieder in den Fokus und der Torhüter will sportlich noch einmal durchstarten. Nach den ersten Tagen im Hotel wird er bald seine Wohnung in Halle beziehen.

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Der Eingewöhnungsprozess ins Team ist bereits in vollem Gange. „Die Jungs machen einen super Eindruck und die Mannschaft ist absolut intakt, sonst würde es nicht gelingen, die vielen Verletzten so gut zu kompensieren“, sagt der 26-Jährige und fügt an: „Ich will mich über das Training herankämpfen und werde dann geduldig auf meine Chance warten. Mal kann das lange dauern, mal geht es ganz schnell.“ Das weiß Daniel Mesenhöler aus eigener Erfahrung inzwischen nur zu gut.