Feucht-schaumiges VergnügenMorsbacher freuten sich über Schubkarrenrennen
Morsbach – Lag es an der langen Corona-Zwangspause? Oder an der Sommerhitze? Die Teilnehmer des Morsbacher Schubkarrenrennens schienen sich jedenfalls mit besonderer Hingabe ins feucht-schaumige Vergnügen zu stürzen, das ihnen die Feuerwehr auf dem Parcours im Ortszentrum bot. Und die rund 400 Zuschauer waren am Sonntag auch nicht böse, wenn sie einen Spitzer abbekamen.
An alte Gepflogenheiten aus den 1960er Jahren anknüpfend, wurde das Rennen mit einem Wettkampf auf Leihkarren eröffnet, für das man sich noch spontan anmelden konnte. Doch wir wären nicht in Morsbach, wenn nicht schon bei dieser Disziplin der Sinn für den lustigen Auftritt noch vor dem sportlichen Ehrgeiz regierte. An den Start gingen unter anderem ein Dorfpolizist, Pippi Langstrumpf und einige Ninjago-Kämpfer. Den Sieg im Finale holte das Team von André und Paul Schönauer.
Skywalk und Draisine
Doch auch für die dann offene Klasse der fantasievollen Eigenbaufahrzeuge war noch genug Schaum in der Kanone. Die Kappesgesichter, Sieger vor zwei Jahren und damit Titelverteidiger, bemühten sich um den Großen Preis von Morsbach mit einer mobilen Kopie des neuen Skywalks und ließen sogar ein Double von dessen Erbauer Klaus Jung im Konfettiregen auftreten. Bei der Siegerehrung im Rahmen des anschließenden Open-Air-Konzerts sollten sie dafür zu recht den Konstrukteurspokal bekommen. Dabei hatten sie erst am Donnerstag mit dem Wagenbau begonnen.
Der Frauenkegelclub „De op d’r letzten Stupp“ brachte mit der „Buko-Sine“, eine andere künftige Touristenattraktion auf die Straße, nämlich die Draisine, die Bürgermeister Bukowski gern im Wissertal in Betrieb nehmen will. Dafür gab es am Ende des Preis fürs beste Motto.
Die Frauen vom Seniorenheim Wagner liefen als greise Pflegerinnen am Rollator los, die noch mit 70 noch nicht in Rente gehen dürfen. Bernadette Reinery-Hausmann und ihre Freundinnen traten als Frauenfußball-Nationalelf an und wollte „mindestens Zweite“ werden. Konkurrieren mussten sie dabei mit „Beerman“ Janis Vor und seinem durstigen Gefolge und einer Gruppe von Frauen und Kindern aus der Ukraine.
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Den Großen Preis von Morsbach für den besten Gesamtauftritt gab es dann aber für die mit Abstand langsamste Gruppe. Die war noch keine 50 Meter weit gekommen, als die Gegner ihnen auf der Zielgerade entgegenkamen. Die Gruppe FKK hatte allerdings auch eine bekloppt-komplizierte Technik: Die Männer schoben ihre große, mit Kohle gefüllte Bergbaulore immer von einem Schienenstrang zum nächsten, der erst verlegt werden musste. Das energiepolitisch topaktuelle Motto lautete: „Glück auf! Weg vom Gas zurück zur Kohle.“ Ein echter Steiger marschierte mit der Grubenlampe vorneweg: Christoph Steiger feuerte seine Mannen noch in aussichtsloser Lage energisch an: „Wir sind gut in der Zeit!“
Heimatvereinsvorsitzender Werner Schuh, der das Treiben vom Turm im Kreisverkehr hinunter kommentierte, und seine Mitstreiter konnten zufrieden sein. Morsbach hat in der Corona-Zeit das Karnevalfeiern nicht verlernt. Auch nicht im Sommer.