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StreetworkIn Morsbach hat Johannes für Jugendliche immer ein offenes Ohr

Lesezeit 3 Minuten
Morsbachs neuer Streetwortker Johannes Imhäuser steht mit seinem Kleinbus auf dem Parkplatz am Kulturbahnhof. Dort ist der 37-Jährige Ansprechpartner für die Jugendlichen der Gemeinde.

Auf dem Parkplatz am Morsbacher Kulturbahnhof sind der neue Streetworker Johannes Imhäuser und sein Kleinbus anzutreffen.

Johannes Imhäuser von Outdoor Oberberg ist neuer Streetworker in Morsbach. Der 37-Jährige ist Ansprechpartner für Jugendliche.

Derzeit ist es einfach der große Parkplatz am Morsbacher Kulturbahnhof, auf dem Streetworker Johannes Imhäuser seinen Kleinbus abstellt. Im kommenden September aber wird dieses 52 Meter lange und 22 Meter breite Areal offiziell als Treffpunkt für Jugendliche eingeweiht. Auf der Multifunktionsfläche sollen sie sich dann zum Ballspielen, Grillen oder Skaten treffen. Ermöglicht wird dies mit Mitteln aus dem Leader-Projekt Oberberg.

„Die mobilen Rampen und Pipes fürs Skaten sind bereits angeschafft, sie lagern in einem Container und können bei Bedarf schnell aufgebaut werden“, erzählt Imhäuser. Der studierte Sonderpädagoge hat sieben Jahre lang das Jugendzentrum „Highlight“ im Kulturbahnhof geleitet, nachdem der Waldbröler Verein Outdoor Oberberg die Trägerschaft dafür übernommen hatte. Seit vergangenem Frühjahr ist Imhäuser als Streetworker in der Gemeinde Morsbach unterwegs.

Bei der Jugend genießt Johannes Imhäuser einen Vertrauensvorschuss

Dass er die Jugendlichen durch die Arbeit im Jugendzentrum kenne, sei ein großer Vorteil, sagt der 37-Jährige. „Dadurch habe ich bei ihnen einen Vertrauensvorschuss.“ Sich nicht aufdrängen, aber immer das Gespräch anbieten – das ist seine Devise, wenn er zu Fuß oder mit dem Kleinbus unterwegs ist. In Morsbach leben nach Zahlen des Landesbetriebs Information und Technik derzeit 1114 junge Menschen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren, sie stellen damit elf Prozent der Bevölkerung.

Johannes Imhäuser begegnet den Jugendlichen im örtlichen Park, am Busbahnhof oder rund um das Einkaufszentrum. Er sei weder die Polizei, noch das Ordnungsamt, das stellt er bei den Begegnungen gleich klar. Doch wenn die Jugendlichen dazu bereit sind, spricht er mit ihnen über die Gefahren der Sucht, über Cybermobbing oder berufliche Perspektiven.

Morsbach: Unterstützung bei Bewerbungen und Behördengängen

Wenn es gewünscht ist, unterstützt er sie in Absprache mit den Eltern bei Bewerbungen und Behördenanträgen oder bei der Suche nach Praktika. „Ich möchte vor allem aufklären, und derzeit spreche ich mit den Jugendlichen sehr viel über die gesundheitsschädlichen Vapes, die es in Morsbach in Läden und am Automaten zu kaufen gibt.“ Damit und wegen ihres süßen Geschmacks nach Erdbeerkeks oder Vanilleeis etwa vervielfache sich derzeit die Zahl der Jugendlichen, die diese E-Zigaretten konsumieren.

Bewegung statt Streaming und selbst kochen statt Fertigpizza: Johannes Imhäuser motiviert die jungen Leute zudem gerne zu vielfältigen Aktivitäten und hält fürs gemeinsame Kochen sogar einen eingebauten Herd in seinem Dienstbus bereit. Die Erlebnispädagogik liegt ihm am Herzen, seit er sie als Mitwirkender im CVJM seines Heimatorts Denklingen vor mehr als 15 Jahren selbst kennenlernte: „Tatsächlich war das bei einem Workshop von Outdoor Oberberg.“

Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Fachinformatiker in Wiehl nahm Imhäuser daher ein Pädagogik-Studium auf, das er in Dortmund mit dem Master in Abenteuer- und Erlebnispädagogik abschloss. „Bei begleiteten Erlebnissen können Jugendliche ihre Autonomie entwickeln“, erklärt er das Ziel dieser Arbeit. Denn durch das direkte Erleben würden die erlebten Erfahrungen, deren Erfolge und Lerninhalte auch emotional verankert und blieben somit lange erhalten.


Streetwork im oberbergischen Kreissüden

Elf Jahre lang war der Sozialarbeiter Jörn Hägele in der Trägerschaft der Betriebsgesellschaft „Der Sommerberg“ der Arbeiterwohlfahrt als Streetworker in Morsbach, Reichshof und Waldbröl unterwegs, bevor er im vergangenen Mai in die Leitung des Nümbrechter Jugendzentrums wechselte.

Die Trägerschaft für die bisher von ihm geleistete und durch das Jugendamt des Oberbergischen Kreises finanzierte Maßnahme im Kreissüden hat nun der Waldbröler Verein Outdoor Oberberg übernommen.

Für diesen ist jetzt der Denklinger Sonderpädagoge Johannes Imhäuser als Streetworker im Einsatz, ab Oktober wird er in Waldbröl von Christian Büscher unterstützt, dem bisherigen Jugendreferenten der Evangelischen Kirchengemeinde am Waldbröl er Wiedenhof. Zwei weitere Fachkräfte will Outdoor Oberberg zudem im kommenden Frühjahr für die Streetwork-Arbeit einstellen.