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AlkoholproblemSuchtprävention hautnah – Morsbacher Schüler hören schockierende Geschichte

Lesezeit 2 Minuten
Timo Schüsseler steht vor den sitzenden Schülern und trägt vor.

Zu Gast in der Leonardo-da-Vinci-Schule war Timo Schüsseler, der die schockierende Geschichte seiner Sucht erzählt.

Die Morsbacher Schüler lauschten dem Vortrag eines Suchtkranken – Timo Schüsseler erzählte ungeschönt von seinem Weg in die Sucht.

Es ist eine eindrückliche Art der Suchtprävention, die Schülerinnen und Schüler der Leonardo-da-Vinci-Schule am Freitag erlebt haben. So schreibt die Schule selbst über den Vortrag von Timo Schüsseler. Der 47- jährige Ahlener war geladener Gast und berichtete eindringlich von seiner Alkoholerkrankung.

Schon früh Kontaktabbruch zu seiner besorgten Familie

Mit 14 habe er sein erstes Bier getrunken, mit 16 den ersten Joint geraucht. Es folgte die Ausbildung zum Altenpfleger. Hier habe er oft „nur“ ein Feierabendbier getrunken, am Wochenende dann etwas „mehr“. Seine Familie habe sich schon damals besorgt geäußert. Doch er ignorierte deren Sorge, brach irgendwann den Kontakt ab.

Im Beruf ging es zuerst bergauf. Schüsseler machte eine Ausbildung zum operationstechnischen Assistenten, arbeitete dann in der Unfall- und Neurochirurgie. Hier hatte der junge Mann viel Verantwortung, häufig ging es um Leben und Tod. Trotzdem blieb sowohl das Feierabendbier als auch das Betrinken am Wochenende fester Bestandteil seines Lebens.

„So lustig“, wenn er besoffen war – 2006 verliert Schüsseler seinen Job

Unterstützt worden sei er dabei von einem Kumpel, der aufgepasst habe, dass Schüsseler genug Alkohol zu trinken habe. Schließlich sei er immer so lustig, wenn er besoffen ist, mache immer so „krasse Aktionen“, schilderte Schüsseler die Ansichten seines Freundes. Besonders das Trinken am Wochenende führte dann zu Problemen. Immer öfter konnte er montags nicht zur Arbeit. 2006 verlor er seinen Job – ein Tiefpunkt.

Der Hausarzt attestierte dem damals 30-Jährigen eine Suchterkrankung. Schüsseler war in den folgenden vier Jahren acht Mal in stationärer Entgiftung. Doch sobald er heimkam, trank er wieder. So verlor er im Sommer 2010 auch die Unterstützung seiner besten Freundin, die für ihn Behördengänge erledigte, einkaufte, seine Wohnung aufräumte. „Sie hat richtig gehandelt“, sagt Schüsseler.

Nach künstlichem Koma: Lernen, einen Löffel zu halten

Im September wurde er von Rettungskräften und Ordnungsamt aus seiner verwahrlosten Wohnung geholt. Er lag zwölf Tage im künstlichen Koma. Der Körper streikte, er erlitt ein Multiorganversagen. Als er wieder zu sich kam, begann ein langer Weg der Heilung. Vier Monate habe es gedauert, bis er wieder etwas sprechen und einen Löffel halten konnte.

Stück für Stück kämpfte er sich zurück ins Leben, doch die Folgen seiner Sucht sind dramatisch: Die Nerven sind geschädigt, er hat chronisch entzündete Sprunggelenke und eine Konzentrations- und Belastungsgrenze von zwei bis drei Stunden. Deshalb ist Schüsseler arbeitsunfähig.

Schüsseler hat seine Geschichte im Buch „Vom Nullpunkt in ein neues Leben“ aufgeschrieben. Wichtig sei, zu sich selbst zu stehen. Mit seinen Erzählungen möchte er vor allem eine Botschaft senden: „Du bist genauso richtig, wie du bist.“