Mythen und Sagen in OberbergAls es auf Schloss Homburg noch spukte
Oberberg – Die kurzen und dunklen Tage zwischen den Jahren fürchteten die Oberberger früherer Zeiten besonders. Sie gaben acht, dass ihr Tun bloß kein Unheil heraufbeschwor – so galt Wäschewaschen als Tabu. Der Glaube an das Übernatürliche spiegelt sich auch im Buch „Die Sagen des oberbergischen Landes“ wider, das der in Gummersbach ansässige Autor Heinrich Kleibauer (1882-1973) sammelte und im Jahr 1947 veröffentlichte. In einer kleinen Serie erzählen wir einige dieser Mythen nach.
Den Burgen und Schlössern im Oberbergischen widmete Kleibauer in seinem 1947 erschienenen Buch ein eigenes Kapitel. Denn auffallend groß sei die Zahl der früheren Edelsitze, schrieb er damals in seinem Vorwort: „Kündet heute von vielen kaum noch ein Stein – die Sage hat Namen und Begebenheiten von einst getreulich festgehalten und in ihrer Art ausgeschmückt.“
Schätze unter Trümmern
Schaurig ist die Geschichte von der Neuenburg, die vor vielen Jahrhunderten auf einem Berge nicht weit von Gimborn gethront haben soll. Bevor sie verfiel, war sie ein stattliches Schloss, in dem ein Herzog Hof hielt. Sein Name war Adolf, und er soll nicht gerade versöhnlich mit seinem Vater umgegangen sein.
Kleibauer schreibt: „Adolf setzte auf dieser Burg seinen Vater, den Herzog Wilhelm I. im Jahre 1403 gefangen und ließ ihn bis zu seinem Tode nicht wieder frei.“ Nach seinem Ableben soll der Geist des Vaters, ein Greis mit Silberlocken, in den Trümmern der Burg umhergegangen sein, seufzend und mit Ketten rasselnd. Klagend bejammerte er sein Schicksal. Die Menschen aber vermuteten, dass er die ehemaligen großen Schätze der Burg, unter den Trümmern begraben, hüten müsse. Reichtümer aber wurden dort nie gefunden. Zuletzt habe ein Mann aus Lindlar-Scheel nach dem Schatz gegraben und unter einer Steinplatte Gebeine eines Menschen gefunden. Er holte aus seinem Dorf Hilfe herbei – als die eintraf, war das Gerippe zu Staub verfallen.
Das Schlossgespenst
Von einem Untoten handelt auch die Sage des Grafen von Schloss Homburg. Er hatte in Saus und Braus gelebt und Land und Leute arg bedrückt. Als er starb, war die Trauer im Homburgischen nicht allzu groß. Trotzdem wurde er mit fürstlichen Ehren beigesetzt, der mit Silberwerk beschlagene Sarg stand offen aufgebahrt in der Halle. Schlossdiener mussten die Totenwache halten.
In der Nacht vor dem Begräbnis tobte ein Gewittersturm über dem Schloss, und die Totenwächter glaubten, leise schleichende Schritte zu hören. Als sie nach der Leiche schauten, hatte sich der tote Graf in seinem letzten Bett auf die Seite gedreht. Die gräfliche Familie beriet, was zu tun sei. Und so geschah es, dass der Schmied ein Eisenband um den Sarg legte. So wurde er in die Gruft getragen. Später soll man unter den Särgen in der Totengruft einen gefunden haben, an dem man noch die letzten Spuren des von der Luft zerfressenen Eisenbandes sehen konnte.
Plündernde Ritter
Die Mannen eines Grafen von Homburg spielen eine bedeutende Rolle in einer Sage von der Burg Bieberstein. Der Ort gehört heute zum Wiehler Stadtgebiet. Im 13. Jahrhundert, in einer gesetzlosen Zeit, sollen Raubritter wehrlose Kaufleute ausgeplündert haben – und der Herr von Bieberstein im Wiehltal war einer der verwegensten und schlimmsten. Seine Plünderzüge erstreckten sich zwischen Sieg und Wupper, Agger und Rhein. Mit seinen Spießgesellen soll er den Raub in seiner Burg verprasst haben, die als uneinnehmbar galt. Um dem Treiben ein Ende zu machen, beschloss der benachbarte Graf von Homburg, das Raubnest zu erstürmen.
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In dunkler Nacht wurde Bieberstein umzingelt, doch die Belagerten wehrten jeden Angriff ab. Ihr Anführer feuerte seine Raubgesellen mit Wein und Worten an, versprach ihnen nach dem Sieg noch mehr Beute. Doch einige der Räuber verzagten, wähnten sich schon am Galgen. Heimlich machten sie sich aus dem Staub und liefen zu den Homburgern über. Ihre Kumpanen wurden bestraft und am Abbenrother Galgen aufgehängt.
„Die Sagen des oberbergischen Landes“ hat der Gronenberg Verlag im Jahr 1995 neu aufgelegt (ISBN 978-3882650112). Das Buch ist vergriffen. Die Chance, ein Exemplar zu ergattern, bestehe laut Verlag höchstens im Internet.