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Nach AbwahlDas Vorgehen gegen Maik Adomeit erschüttert die Fraktionen

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Bürgermeister Ulrich Stücker (M.) mit seinen Beigeordneten im Jahr 2018 vor dem Stadtplan. Nach dem Abgang von Michael Schell (l.) nach Steinfurt ist Maik Adomeit (r.) jetzt im Rat gescheitert.

Wiehl – Am Tag nach dem politischen Erdbeben im Stadtrat wurde in Wiehl viel telefoniert und spekuliert. In ersten Reaktionen geben sich die Fraktionsspitzen von CDU und SPD erschüttert. Im wegen des Corona-Schutzes auf 24 Mandatsträger und den Bürgermeister verkleinerten Rat stimmen 12 für und 13 gegen die Wiederwahl des Zweiten Beigeordneten Maik Adomeit (SPD). Weiterhin unklar ist, wie es in geheimer Abstimmung zu der Mehrheit kommen konnte.

Adomeit verließ bei der Abstimmung den Saal

So muss man mutmaßen: Viel spricht dafür, dass Grüne, UWG, FDP, AfD und Linke geschlossen gegen den Kandidaten Adomeit gestimmt haben, der für die informelle Große Koalition in Wiehl steht, obwohl die Fraktionsvorsitzenden das nicht bestätigen. Grünen-Sprecher Jürgen Körber berichtet immerhin, dass es Absprachen mit FDP, UWG und Linkspartei gegeben habe. Doch selbst mit den beiden AfD-Stimmen hätte es noch keine Gegenmehrheit gegeben, wenn nicht zwei weitere Stimmen aus der CDU- oder SPD-Fraktion dazugekommen wären.

Davon geht auch der Betroffenen selbst aus. In einer Stellungnahme nannte Maik Adomeit es gestern „menschlich asozial“, dass die Unzufriedenheit mit seiner Arbeit von den beiden entscheidenden Ratsmitglieder nicht offen geäußert worden sei. Während der Abstimmung über seine Person hatte er den Saal der Wiehltalhalle verlassen. Bürgermeister Stücker teilte ihm das Ergebnis vor der Tür mit.

Vorgehen bereitete einigen Abgeordneten „Bauchschmerzen“

Die Vorsitzenden der größeren Fraktionen gehen beide jeweils davon aus, dass in ihren Reihen keinen Abweichler gab, und verurteilen das Stimmverhalten der unbekannten Adomeit-Gegner. Larissa Gebser (CDU) nennt es „charakterlich sehr fragwürdig“, dass eine geheime Abstimmung eingeleitet wurde, um den Beigeordneten nach achtjähriger Amtszeit „ohne Vorwarnung“ abzuschießen. „Es ist unmenschlich, wie mit Maik Adomeit umgegangen wurde.“ Für Karl-Ludwig Riegert (SPD) ist es ein „schändliches Verhalten“, dass auf eine offene Auseinandersetzung verzichtet wurde. „Wer in dieser Weise sein Mütchen kühlt, gibt ein ganz schäbiges Bild ab.“

Wegen des Umgangs mit Adomeit hat auch Grünen-Fraktionschef Körber „Bauchschmerzen“: „Ich hätte mir mehr Offenheit gewünscht.“ Mit seinem Antrag auf geheime Abstimmung hatte er das Verfahren ins Rollen gebracht. Keine Mehrheit bekam er für den Vorschlag, die Personalie zuvor unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Körber begründet, dass er gern gewusst hätte, welche sachlichen Gründe die CDU dazu bewegt hätten, Adomeit zu wählen, nachdem sie sich im Oktober bei einem interfraktionellen Kontakt noch gegen ihn ausgesprochen hätten.

Immer wieder harte Auseinandersetzungen mit Adomeit

Besonders während des Schwimmbadneubaus gab es immer wieder harte Auseinandersetzungen zwischen Körber und Adomeit. Der Grüne hatte darum gegenüber der CDU „massive Bedenken“ gegen Adomeit geäußert und im Herbst „absolute Zustimmung“ bekommen.CDU-Sprecherin Gebser bestätigt lediglich , dass die CDU zeitweise erwogen habe, nur einen einzigen Beigeordneter zu beschäftigen und die Stelle des zweiten aufzugeben. Dann habe man sich vom Bürgermeister überzeugen lassen, dass die Vielzahl der Aufgaben zwei Beigeordnete rechtfertigt.

Ohnehin muss eine neue Kraft für die vakante Stelle des Ersten Beigeordneten gefunden werden. In derselben Sitzung war mit einer Mehrheit von 15 zu 10 der UWG-Antrag abgelehnt worden, nur noch einen Beigeordneten zu beschäftigen. Also werden nun gleich zwei neue Stellen ausgeschrieben.

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Bis die Beigeordneten eingestellt sind, muss der Bürgermeister viel Arbeit allein erledigen. Ulrich Stücker sagte gestern: „Ich persönlich brauche jetzt erstmal ein paar Tage, um das zu verarbeiten und zu sehen, was das für unsere Projekte bedeutet. Sicher ist: Es muss weitergehen.“