Neue StiftungDas Vermächtnis der Apothekerin in Wiehl
- Sie sah sich als Apothekerin, führte aber eine Fabrik.
- Nach ihrem Tod vermachte sie ihr Vermögen einer Stiftung.
- Sie soll armen Kindern helfen - gar nicht so einfach in der Stadt.
Wiehl – In Wiehl gibt es eine neue Stiftung, die die Chancengleichheit bedürftiger Kinder und Jugendlicher in der Stadt fördern will. Die Carl-Hans-Stiftung gewährt finanzielle Hilfe sowohl einzelnen Betroffenen – vor allem Waisen – als auch Organisationen und Projekten, die sich für benachteiligte junge Leute einsetzen.
Gegründet wurde die Stiftung bereits 2014, als Else Hans bei einem Notar eine Urkunde hinterlegte. Die frühere Apothekerin und Fabrikantin verfügte, dass der Großteil ihres Vermögens nach ihrem Tod einem entsprechenden Zweck zugeführt werden möge. Es geht um mehrere hunderttausend Euro.
Villa verkauft und Erlös eingesetzt
Dabei handelt es sich insbesondere um den Erlös aus dem Verkauf der Villa, die sie an der Oberwiehler Straße bewohnte, nicht weit entfernt vom früheren Gelände der Kunstwollfabrik Carl Hans & Co.
Die Textilfirma war 1899 von Carl Hans sen. gegründet und später von seinem gleichnamigen Sohn übernommen worden. Dessen Ehefrau Else war eigentlich seit 1960 als Apothekerin tätig. Doch schon fünf Jahre später starb der Unternehmer überraschend, seine Witwe übernahm auch die Leitung der Fabrik.
Sie fühlte sich den Mitarbeitern gegenüber verantwortlich
"Ich sah keine andere Lösung, als es weitergehen zu lassen“, erinnerte sich Else Hans 2011 rückblickend im einem Gespräch mit Udo Kolpe in der "Oberwiehler Dorfzeitung“: "Ich fühlte mich den Mitarbeitern gegenüber verantwortlich und dem Namen Hans verpflichtet.“
Hilfreich war dabei, dass sie das Unternehmen gut kannte: "Ich wusste, wie die Fabrikation funktioniert, und fand es einfach schön, wie aus dem Material ein Faden entstand oder ein Gewebe.“ Zudem versicherte sie sich der kompetenten Unterstützung leitender Mitarbeiter wie Walter Kurz.
Sie sah sich immer als Apothekerin
Immer aber begriff sie sich vor allem als Apothekerin: "Das war mein Lebenswerk.“ Mitte der 1980er Jahre konnte die Oberwiehler Fabrik wie viele deutsche Textilbetriebe in der Konkurrenz mit Billiglohnländern nicht mehr bestehen und wurde stillgelegt. Die Apotheke verpachtete Else Hans.
Danach lebte sie eher zurückgezogen, genoss aber in Oberwiehl ein hohes Ansehen. Kurz nach ihrem Tod im Alter von knapp 102 Jahren wurde 2017 in Hans’ alter Apotheke die Begegnungsstätte "Café Else“ eingerichtet. Auch nach dem jüngst erfolgten Abriss des Gebäudes soll dieser Name erhalten bleiben.
Bescheiden, aber mit einem Sinn fürs Firmenvermächtnis
Es entspricht der Bescheidenheit von Else Hans, aber auch ihrem Sinn für das Firmenvermächtnis, dass die Stiftung, die nun die Arbeit aufgenommen hat, nicht ihren eigenen Namen sondern den von Carl Hans trägt. Die kinderlose Witwe hat zu Lebzeiten darauf hingewiesen, dass schon ihr Ehemann den Gedanken gehabt habe, das Vermögen später einmal für einen gemeinnützigen Zweck zu verwenden, sagt Wulff-Joachim Heil.
Der Privatkundenberater der Wiehler Sparkasse gehört zum zweiköpfigen ehrenamtlichen Vorstand der Stiftung und kümmert sich um die Finanzen. Nicole Hartwig, im Hauptberuf Mitarbeiterin der evangelischen Kirchengemeinde, sucht geeignete Spendenempfänger aus.
Stiftung kümmert sich um junge Leute
An der Spitze der Organisation steht ein Kuratorium, bestehend aus Christine Schild, einer engen Vertrauten der Stifterin aus Wiehl, und Manuela McKensie, einer Stiftungsexpertin der Bethmann-Bank in München."Ich werde zunächst den Bedarf ermitteln“, sagt Nicole Hartwig. „Da wir uns dem Stiftungszweck entsprechend auf junge Leute in Wiehl konzentrieren, ist es vielleicht gar nicht so einfach, geeignete Empfänger zu finden. Wiehl ist ja eine eher gut situierte Stadt.“
Um so wichtiger sei eine gute Vernetzung. Nicole Hartwig knüpft derzeit Kontakte in alle Bereiche des sozialen Lebens in Wiehl, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Bis es zur Ausschüttung der ersten Stiftungsgelder kommt, müssen zunächst Erträge erwirtschaftet werden, denn das Stiftungskapital soll erhalten bleiben. Spätestens im Jahr 2021 soll das erste Geld Bedürftigen zukommen, kündigt Wulff-Joachim Heil an: "Die erste Spendenanfrage ist bereits eingegangen.“