Neuer Arbeitsplatz am AggerseeOberberger Paar übernimmt Campingplatz
Lantenbach – „Sollen wir den Campingplatz übernehmen?“, hat Björn Rolfs (38) aus Marienheide-Rodt seine drei Jahre jüngere Lebensgefährtin Miriam Klein ganz unvermittelt im Januar 2019 gefragt. Er hatte gehört, dass sich die Familie Stubenrauch, der bisherige Pächter des Freizeitcamps Aggertalsperre, nach 25 Jahren Campingplatzleitung zur Ruhe setzen wollte.
Nach anfänglicher Überraschung war sie einverstanden und hat gleich begonnen, zu recherchieren und einen dicken Ordner anzulegen mit vielen Ausdrucken und Zeitungsschnipseln rund um das Thema Camping. „Wir sind voll motiviert“, sagt Klein. „Unser Interesse und unsere Begeisterung hat die bisherigen Betreiber überzeugt“, berichtet Rolfs. Auch der Bankberater sei beeindruckt gewesen und habe sofort einen Kredit zugesagt. So konnte der Vertrag ein Jahr nach der Idee unterschrieben werden.
Neue Leitung auf dem Campingplatz
Seit Beginn dieses Jahres – mitten im Lockdown – leitet das Paar nun den Campingplatz mit 65 Dauercampern und zehn Tagesstellplätzen für Wohnmobile. Zwei Bootsstege sind an Segler vermietet, der dritte dient dem Verleih von elf Tretbooten, zehn Kanus, vier Kajaks und fünf neu angeschafften SUPs (Stehpaddelboards). „Die Wiese für knapp 100 Zeltgäste können wir im Moment leider nicht nutzen“, erklärt Klein. „Nach der Überflutung in der letzten Woche ist der Boden einfach zu nass – es kann noch einige Zeit dauern, bis er abgetrocknet ist.“ Das sei sehr bedauerlich, denn gerade in den Ferien hätten sich einige Gruppen zum Vater-Kind-Zelten angemeldet.
Der Tag der beiden beginnt morgens gegen 8 Uhr. Bei einem Rundgang über den Platz sprechen sie mit ihren Gästen, ob alles in Ordnung ist. Einige von ihnen genießen den Komfort, gleich frische Brötchen zu bekommen. Dann ist die Führung der Tagesliste und die Verwaltung von An- und Abreisen an der Reihe. Tagsüber kümmern sie sich um den Verleih der Boote und die Anliegen ihrer Gäste. „Mit Aufräumen und einer abendlichen Platzrunde endet der Arbeitstag zwischen 22 und 23 Uhr“, schildert der frühere Betriebsleiter in einem Kunststoffunternehmen.
Öfter auf dem Campingplatz ausgeholfen
„Die Umstellung auf unser neues Aufgabengebiet hat sehr gut funktioniert“, berichtet er. Lange Arbeitszeiten seien sie gewohnt, da er zuvor auch in einem Nebenerwerb, seine Partnerin als Bereichsleiterin in Wechselschichten in einer psychiatrischen Einrichtung, immer schon abends und an den Wochenenden gearbeitet haben. Im Vorjahr hätten sie öfter auf dem Campingplatz ausgeholfen, um sich mit den anfallenden Arbeiten vertraut zu machen. „Die zwei Jahre Vorbereitungszeit sind wie im Fluge vergangen“, schildert Klein.
Seit Anfang des Jahres haben sie die Umlagen auf Vordermann gebracht, die Boote gereinigt und die Stege ausgebessert. Derzeit werden der Gastraum, die Küche und der Thekenbereich der ehemaligen „Seeklause“ renoviert und modernisiert. Rolfs berichtet von seinen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Holz und Elektrokabeln. Der Biergarten ist jedoch bereits geöffnet.
Anbieten, was man sich selbst gewünscht hat
Miriam Klein freut sich, nun das anbieten zu können, was sie sich selbst schon lange gewünscht hat. Ihr Partner ist seit seinem zwölften Lebensjahr begeisterter Angler: „Immer wenn er am Ufer der Aggertalsperre gesessen hat, hätte ich hier so gerne Kaffee und Kuchen gehabt.“ In der „Kleinen Auszeit“, wie das Restaurant nun heißt, will sie zukünftig auch warme, gutbürgerliche Küche nicht nur für Campinggäste anbieten.
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„Einen Campingplatz zu betreiben, macht richtig Spaß“, sagt Björn Rolfs. „Das ist keine Fließbandarbeit, jeden Tag stehen wir vor neuen Herausforderungen. Uns ist ganz wichtig, dass unsere Besucher glücklich vom Platz gehen.“