Keine Rente, kein ZugriffPostbank sperrte Bankkonten einer 85-jährigen Nümbrechterin
- Plötzlich gab es kein Geld mehr. Die Rente floss nicht mehr aufs Konto, auf Aktien gab es keinen Zugriff und Abhebungen waren ebenfalls nicht mehr möglich.
- Kurzerhand hatte die Postbank ihrer 85 Jahre alten Kundin Renate Fries aus Nümbrecht-Bierenbachtal im April den Geldhahn zugedreht.
- Wir erklären, wie es dazu kommen konnte – und wie es nun weitergeht.
Bierenbachtal – Tochter Laura Andrea Seifarth staunte nicht schlecht: Sie verwaltet die Postbank-Konten ihrer Mutter, besitzt Vollmachten für die finanziellen Dinge.
Doch die Angaben darauf stimmten nicht mehr mit den Angaben überein, die dem Unternehmen vorlagen und dort gespeichert waren. „Also sperrte die Postbank alle Konten“, sagt Laura Andrea Seifarth.
Heute kennen die beiden Frauen den Grund für diese sogenannte Guthabensperre: Ihre Mutter heißt mit erstem Vornamen zwar Gerda, als Rufname dient seit Kindertagen aber ihr zweiter Vorname Renate. „Und der stand immer auch in allen offiziellen Dokumenten.“
Kompliziertes Problem durch neue Gesetzeslage
Bis zum April dieses Jahres war das alles kein Problem, dann aber entwickelte eine gesetzliche Neuregelung durchschlagende Wirkung: Tatsächlich seien die Mitarbeiter der Postbank in Waldbröl den gesetzlichen Vorgaben gefolgt, die für Banken seit Anfang 2018 verpflichtend seien, erklärt Postbank-Sprecher Ralf Palm.
„Diese Regelungen sehen vor, dass wir uns bei den Angaben unserer Kunden streng nach den Angaben im Ausweis richten.“ Dabei würden alle Vornamen, Nachnamen mit allen Namensbestandteilen sowie das Geburtsdatum erfasst. „Auch die Reihenfolge der Vornamen übernehmen wir – identisch zum Ausweis.“ So macht es nicht nur die Postbank: Andere Kreditinstitute in Oberberg bestätigen auf Nachfrage, dass sie inzwischen alle Namensbestandteile speichern.
Das Problem der Nümbrechterinnen entstand bei der Postbank im nächsten Schritt: Denn in die Kontobezeichnung, so Palm, könne allein der erste Vorname übernommen werden. Also stand dort nur noch „Gerda“. „In den ganz alten Personalausweisen war der Rufname immer unterstrichen, heute ist das leider nicht mehr so“, erinnert sich die Tochter. Nachdem aber ein alter Ausweis ihrer Mutter jüngst verloren gegangen war, mussten dieser und andere Papiere neu ausgestellt werden.
Postbank räumt Fehler ein
Darin wurden beide Vornamen zwar eingetragen, aber das Girokonto lief eben nur unter dem Namen „Gerda Fries“ und passte damit nicht mehr zu den Vollmachten. Als sie diesen neuen Ausweis bei der Postbank in Waldbröl vorlegte, entstand das Dilemma: Das Bankkonto von Gerda Fries passte nun nicht mehr zu Renate Fries. Die Folge: Das Guthaben auf dem Konto wurde gesperrt und Fries saß auf dem Trockenen.
Darüber, das räumt auch die Postbank ein, wurde die 85-Jährige allerdings nicht informiert. Dass sie nicht mehr an ihr Geld kommt, merkte die Tochter erst, als sie Geld abheben wollte. „Von der Waldbröler Filiale gab es dann auch keine wirkliche Hilfe“, ärgert sich Tochter Laura Andrea Seifarth, die – ebenso wie ihre Mutter – den zweiten Vornamen als Rufnamen benutzt. Auch hätten sie etliche Anrufe bei Servicenummern der Postbank nicht weitergebracht.
„Wir hätten unsere Kundin über diese Sperrung informieren müssen“, entschuldigt sich Postbank-Sprecher Palm und bedauert zudem alle Unannehmlichkeiten, die Mutter und Tochter dadurch erlebt hätten. Inzwischen sei das Konto entsperrt worden, das Geld fließe wieder.In Bierenbachtal herrscht inzwischen große Erleichterung, langsam verfliegt auch der Ärger über die Postbank. Die mangelnde Hilfsbereitschaft wurmt Laura Andrea Seifarth allerdings immer noch: „Schließlich hat meine Mutter mehr als 40 Jahre bei der Deutschen Post gearbeitet.“