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BürgerantragWie kommen die Kinder in Nümbrecht-Lindscheid sicher zum Bus?

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf die L 320 in Nümbrecht-Lindscheid, die im Vergleich zum recht breiten Rad-/Gehweg eher schmal ist.

Der Rad-/Gehweg an der schmalen L320 in Nümbrecht-Lindscheid ist breit. Manchmal teilen ihn sich aber Schulkinder und wartende Fahrzeuge.

Kinder aus Nümbrecht-Lindscheid, die zum Schulbus wollen, müssen einen gefährlichen Weg gehen, finden Anwohner - und fordern Abhilfe.

Politik und Verwaltung greifen nächste Woche das Thema Schulwegsicherheit im Ortsteil Lindscheid wieder auf. Etwa ein Dutzend Schulkinder aus dem Ort müssen die L 320 überqueren, um die Bushaltestelle „Lindscheider Mühle“ zu erreichen. Das ist vielen Eltern zu gefährlich: Es gibt auf der Straße kein Tempolimit, keine Beleuchtung, der vergleichsweise überdimensionierte Rad-/Gehweg, den die Kinder nutzen, wird regelmäßig von Fahrzeugen genutzt, damit Begegnungsverkehr dort überhaupt möglich ist.

Nun liegt erneut ein Bürgerantrag vor. Neben schon früher von Bewohnern vorgebrachten Vorschlägen wie der Errichtung einer Ampelanlage oder einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 für den Abschnitt der Landesstraße weist der Lindscheider Reiner Rübhausen jetzt im Antrag darauf hin, dass der Rad-/Gehweg im Herbst morgens häufig zugeparkt und deshalb von den Kindern nicht nutzbar sei.

Denn während der Anlieferungszeit von Äpfeln in die benachbarte Fruchtsaftkelterei würden sich wochenlang die Fahrzeuge von sieben Uhr früh bis mittags stauen. Zu den relevanten Zeiten sei der Weg für Fußgänger deshalb gar nicht nutzbar. „Je nach Apfelernte stehen die Fahrzeuge bis Lindscheider Mühle“, schildert Rübhausen.

Deshalb fordert er auch die Errichtung von Pollern, eine Beleuchtung, die regelmäßige Reinigung und die Sperrung des Gehwegs für Fahrzeuge „zumindest während der relevanten Zeiten“. Das Problem mit dem nicht nutzbaren Gehweg würde auch durch die angedachte Fußgängerinsel nicht gelöst, denn auch die würde das Überqueren der Straße für die Kinder nicht sicher machen, sagt Rübhausen.

Je nach Apfelernte stehen die Fahrzeuge bis Lindscheider Mühle.
Reiner Rübhausen

Die beste Lösung wäre aus seiner Sicht sowieso, wenn der Bus der Linie 346 durch Lindscheid fahren würde, um die Kinder direkt dort einsteigen zu lassen. Tatsächlich sah es letztes Jahr kurz so aus, als sei das möglich. Denn der Schulbus, der Kinder nach Ruppichteroth bringt, fährt auch durch Lindscheid. Nur muss der im Gegensatz zur Linie 346 nicht drehen.

Selbst dieses Problem schien unter gewissen Voraussetzungen lösbar, doch dann stellte sich heraus, dass eine vermeintliche Zusage seitens der Ovag nicht abgestimmt war. Ein Abstecher durch Lindscheid würde Zeit kosten und tiefe Eingriffe in den ganzen folgenden Linienbetrieb bedeuten – Thema erledigt.

Anlieferung der Äpfel für die Saftkelterei essentiell

Am Dienstag wird sich der Verkehrsausschuss des Gemeinderates mit dem Thema befassen, am Donnerstag der Schulausschuss. Klaus Weber von der Fruchtsaftkelterei Weber findet die Kritik an der Busanbindung der Lindscheider Kinder berechtigt, weist in einer Stellungnahme aber darauf hin, dass es so, wie es seit Jahren laufe, funktioniere: „Probleme haben wir nie festgestellt. Kein Schulkind wird durch den stehenden oder schleichenden Andienungsverkehr gefährdet.“

Die Anlieferung der Äpfel, die nur wenige Wochen mit Unterbrechungen andauere, sei für den Streuobstanbau im ganzen Bergischen Land von großer Bedeutung. Für seine Firma sei sie essenziell. „Eine Einschränkung der Obstannahme durch den Rad-/Gehweg geht gar nicht.“ Auch Bürgerantragsteller Reiner Rübhausen sagt in diesem Zusammenhang: „Dass man eine Lösung für die Saftkelterei finden muss, ist doch völlig klar.“


Beantragte Tempolimits in Nümbrecht

Die Sorge um die Sicherheit von Schulkindern treibt die Menschen in vielen Orten um. Die Schulwegsicherheit ist ein regelmäßig wiederkehrendes Argument, wenn Bürgerinnen und Bürger in den Rathäusern Geschwindigkeitsbegrenzungen beantragen, so zum Beispiel auch in Nümbrecht-Bierenbachtal.

„Am 25. April wurde in Ihrer Zeitung eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 für unsere Straße Gretenhecke und neun weitere Straßen in Bierenbachtal angekündigt“, schreibt uns Uta Riethig. „Unsere Straße ist der direkte Weg zur Grundschule Auf dem Höchsten und zum dortigen Kindergarten. Es gibt keinen Bürgersteig! Die Schulkinder laufen durch unsere Straße, oder fahren mit dem Fahrrad, und sind in sehr großer Gefahr, da meistens nicht mal die aktuell erlaubten 50 Stundenkilometer eingehalten werden.“

Bei einer Unfallaufnahme vor Ort habe ein Polizist geäußert, es käme wohl erst eine Geschwindigkeits-Begrenzung, „wenn ein Kind tot gefahren würde“. Uta Riethig fragt: „Wie lange dauern Verfahren/Maßnahmen beim Oberbergischen Kreis? Kann man diese Entscheidungen nach über sechs Monaten nicht endlich treffen?“

Tatsächlich ist noch für diesen Monat ein Ortstermin mit den zuständigen Behörden in Bierenbachtal anberaumt, sagt Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius auf Nachfrage. Dort treffen sich Vertreter von Kreispolizeibehörde, Kreisordnungsamt und Straßenbaulastträger – in Bierenbachtal ist das die Gemeinde – um etwaige Konsequenzen zu klären.

„In Bierenbachtal würden zwei Tempo-30-Zonen entstehen“, so Redenius. In diesen Zonen gelte aber grundsätzlich „Rechts vor links“. Es müsse also beispielsweise geklärt werden, ob neue Gefahrenzonen entstehen, wenn sich die Vorfahrtsregelung ändert.

Neben Bierenbachtal hatte die Gemeinde Nümbrecht beim Straßenverkehrsamt Tempo-30-Anträge für Marienberghausen und weitere Straßen in Berkenroth gestellt. In Marienberghausen hat der Ortstermin stattgefunden, der Kreis erarbeitet zurzeit die Stellungnahme.