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Organisationsstruktur des MVZGrünes Licht für eine Nümbrechter GmbH?

Lesezeit 4 Minuten
Das gerade im Bau befindliche Medicenter.

Das Medicenter am Nümbrechter Kurpark wächst und gedeiht. Dort soll das Medizinische Versorgungszentrum einziehen.

Die Politik in Nümbrecht berät darüber, ob die Verwaltung die Gründung eine MVZ Nümbrecht GmbH vorantreiben soll.

Am Lindchenweg, direkt am Nümbrechter Kurpark, entsteht ein Medicenter mit Platz für mehrere Arzt-Praxen. Wer dort einmal einzieht, und wer das Haus betreibt, ist noch offen. Die Nümbrechter Politik könnte heute ein wichtiges Signal geben: Im Ausschuss für Gemeindeentwicklung steht das Thema auf der Tagesordnung. Beraten wird dort die Gründung einer „KMVZ Nümbrecht GmbH“, dazu die Übernahme einer Rückbürgschaft in Höhe von 300 000 Euro zur Liquiditätsabsicherung durch die Sparkasse Gummersbach und vielleicht auch schon die Frage, wer die Geschäfte der zu gründenden GmbH führen soll.

Parole: Agieren statt reagieren

Hintergrund der Pläne ist der alt bekannte „Landarzt-Mangel“, den auch der Süden des Oberbergischen längst zu spüren bekommt (siehe Absatz „Hintergrund“ am Ende des Artikels). Aus Sicht der Nümbrechter Verwaltung ist es also ein Glücksfall, dass der Wiehler Investor Michael Pfeiffer in der Schlossgemeinde das Medicenter baut. Diese künftigen Kapazitäten weiß man im Rathaus zu schätzen, eröffnen sie doch die Möglichkeit, über ein KMVZ nachdenken zu können „und somit in dieser Thematik agieren statt nur reagieren zu können“, wie es die Verwaltung in die Sitzungsvorlage geschrieben hat.

Zeitig wurde mit der Beratergesellschaft Dostal und Partner ein Fachbüro ins Boot geholt, mit dem man zusammen Chancen und Risiken auslotete, einen Businessplan erstellte. Es wurden Gespräche mit niedergelassenen Ärzten geführt und mit der Sparkasse Gummersbach, schildert die Verwaltung.

Die verspricht sich von der Gründung eines KMVZ, dass diese der Gemeinde die Möglichkeit eröffnen würde, die Arztsitze an die heute zur Debatte stehende zu gründende Gesellschaft   zu binden „und dadurch aktiv Einfluss auf die Ärzteversorgung in der Gemeinde nehmen zu können, ohne von den privaten Ansiedlungsentscheidungen der Ärztinnen und Ärzte innerhalb des Planungsbereiches abhängig zu sein", formuliert es die Verwaltung. Für die Vorbereitungen zur Gründung der GmbH hatte die Verwaltung seitens der Nümbrechter Politik grünes Licht bekommen. Was aktuell nicht mehr zur Debatte steht ist eine Kooperation zwischen Gemeinde Nümbrecht und dem Oberbergischen Kreis.

Denn der Nümbrechter Rat hatte zuletzt mit 24 zu 3 Stimmen die Verwaltung beauftragt, die Gründung eines eigenen KMVZ fortzuführen. Keine Mehrheit gab es in gleicher Sitzung für Verhandlungen mit dem Kreis, falls dieser Gesprächsbereitschaft zu bestimmten Varianten signalisiere.

Es gab Gespräche zwischen Gemeinde und Kreis

Es hat schon mehrere Gespräche zwischen den Verwaltungsspitzen von Kreis und Gemeinde gegeben, bei denen eine Zusammenarbeit erörtert worden sei, berichtet Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius. Doch habe man sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen können. Knackpunkt war die anzustrebende Organisationsstruktur. Der Kreis habe das Nümbrechter MVZ in die bestehende MVZ Oberberg GmbH integrieren wollen, was den Nümbrechtern vor allem aus einem Grund nicht gefiel: eine deutlich beschränkte Möglichkeit zur Einflussnahme der Nümbrechter Verwaltung und Politik.

Auf Anfrage teilt der Kreis mit, er habe der Gemeinde Nümbrecht Unterstützung bei der Gründung eines kommunalen MVZ angeboten. „Denn schließlich existiert in den Strukturen des Klinikum Oberberg eine Gesellschaft, die seit vielen Jahren erfolgreich ein MVZ betreibt", so Kreisdirektor Klaus Grootens. „Die für den erfolgreichen Betrieb eines MVZ notwendige fachliche Expertise liegt also bereits vor, und unser Ziel bzw. Angebot war es, einen weiteren Standort in Nümbrecht in die bestehenden Strukturen einzubinden und Synergien zu heben, zumal die MVZ Oberberg GmbH eben seit mehr als zehn Jahren erfolgreich tätig ist."

Ziel des Oberbergischen Kreises war es ja gerade, durch eine organisatorische Anbindung des Standortes Nümbrecht an die bestehende GmbH Synergien zu heben.
Kreisdirektor Klaus Grootens

Eine neue – weitere – Gesellschaft zu gründen, erscheine vor dem beschriebenen Hintergrund weder notwendig noch zielführend, sagt der Kreisdirektor: „Ziel des Oberbergischen Kreises war es ja gerade, durch eine organisatorische Anbindung des Standortes Nümbrecht an die bestehende GmbH Synergien zu heben, das vorhandene Know-how zu nutzen und letztlich – auch in wirtschaftlicher Hinsicht – ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufzusetzen."

Der Oberbergische Kreis sehe sich im übrigen selbst in der Verantwortung, notwendigenfalls Verantwortung für die ambulante ärztliche Versorgung der Bevölkerung zu übernehmen, betont Grootens. Der Kreis sei deshalb auf Grundlage eines entsprechenden Kreistagsbeschlusses demnächst mit 49 Prozent an der bestehenden MVZ Oberberg GmbH beteiligt. Als Hauptgesellschafter des Klinikum Oberberg bestehe bereits jetzt eine mittelbare Beteiligung an der GmbH.


Hintergund

Nümbrecht bildet mit Waldbröl und Morsbach einen hausärztlichen Planungsbereich. Im Oktober 2022 waren dort fünf Hausarzt-Sitze nicht besetzt. Im Dezember 2023 waren es bereits neun nicht besetzte Sitze, wie die Gemeindeverwaltung in der Vorlage zur heute stattfindenden Ausschuss-Sitzung schreibt.

Das bekannte „Landarzt“-Problem — junge Ärzte wollen lieber in Metropolen leben und arbeiten, und sie ziehen vielfach eine Selbstständigkeit gar nicht mehr in Betracht — lässt darauf schließen, dass sich die Versorgungslage von alleine nicht verbessern wird, die Verwaltung schreibt von einem sich verfestigenden Trend.