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Kurz vor KurzarbeitAutozulieferer IG Metall in der Klemme – 50 Unternehmen bedroht

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Fahrzeugmontage in der Automobilindustrie: Viele Betriebe der Metall- und Elektrobranche in Oberberg hängen als Zulieferer von den großen Konzernen ab.

Oberberg – Die Coronakrise zeitigt erste gravierende Auswirkungen auf die oberbergische Wirtschaft. Die IG Metall verhandelt aktuell in 50 der 100 von ihr betreuten Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie über die Einführung von Kurzarbeit. In fünf Firmen werde es innerhalb der nächsten zwei Wochen sogar zu einem kompletten „shut down“, also einer Stilllegung der Produktion kommen, fürchtet Werner Kusel, Erster Bevollmächtigte der IG Metall Gummersbach.

Vor allem die Automobilzulieferer wird es treffen, nachdem VW und andere Hersteller ihre Produktion vorübergehend eingestellt haben. Die Bestellungen der Erstausstatter bei oberbergischen Zulieferern werden in den nächsten Tagen komplett abreißen, teilte die IG Metall am Freitag mit. Wegen der sich abzeichnenden prekären Lage der Firmen und der Mitarbeiter hat die IG Metall die Tarifverhandlungen ausgesetzt. Stattdessen soll ein „Solidartarifvertrag 2020“ umgesetzt werden. Der sieht vor, dass jeder Arbeitgeber pro Mitarbeiter 350 Euro in einen Solidarfonds zahlt.

Milderung der Härten der Kurzarbeit

Mit dem Geld sollen die finanziellen Härten der Kurzarbeit abgemildert werden, die für die Betroffenen Einkommensverluste von bis zu 40 Prozent bedeuteten. Auch sollen Urlaubs- und Weihnachtsgeld anteilig bereits jetzt ausgezahlt werden. Kusel: „Niemand weiß zurzeit, wie lange und in welchem Ausmaß die Corona-Pandemie die gewohnten Formen des miteinander Lebens und Arbeitens noch beinträchtigen wird.“ Die Verunsicherung bei vielen Beschäftigten sei groß, es drohten Überforderungen in finanzieller Hinsicht als auch in der Organisation des Alltags.

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Bei Engpässen bei der Kinderbetreuung durch die Kita- und Schulschließungen wurde die Möglichkeit, acht freie Tage statt des tariflichen Zusatzgeldes zu nehmen, auf Kinder bis zum zwölfte Lebensjahr erweitert. Zusätzlich erhalten Beschäftigte 2020 für die Betreuung von Kindern mindestens fünf bezahlte freie Tage ohne Anrechnung auf den Urlaub.

Verantwortung übernehmen

Die Tarifverhandlungen sollen nach Abklingen der Pandemie wieder aufgenommen werden, um Fragen zur betrieblichen Bewältigung der Herausforderungen durch Transformation fortzusetzen. Dass die jetzt getroffenen Vereinbarungen nur für die tarifgebundenen Betriebe der Metall- und Elektroindustrie gelten, sei für die übrigen Beschäftigten bedauerlich. Unternehmen, die sich noch nicht der Tarifbindung angeschlossen oder sich ihr durch Austritt aus dem Arbeitgeberverband entzogen hätten, sollten sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und ihren Beschäftigten den Zugang zu diesen Tarifregelungen nicht verwehren, appelliert Kusel.

In Betrieben mit Betriebsrat werde die Kurzarbeit über eine Betriebsvereinbarung zwischen Arbeitnehmervertretung und Firmenleitung geregelt, in Firmen ohne Betriebsrat müsse der Arbeitgeber die Zustimmung jedes einzelnen Mitarbeiters einholen. „Wir erleben aktuell, wie hier einzelne Arbeitgeber die Risiken auf die Beschäftigten abwälzen, nach dem Motto: ,Entweder Du unterschreibst, oder Du fliegst’.“